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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCO di PRAGA
Villasanta, 28. November 2009

www.circodipraga.sitonline.it
In Villasanta, rund eineinhalb Kilometer von der Rennstrecke in Monza entfernt, stand der 'Circo di Praga' der Familie Christiani auf einem Gelände unmittelbar neben einem großen Einkaufszentrum. Einen richtig großen Circus der Familie, deren bekannteste Mitglieder hier bei uns Doriana Knie und Redi Christiani sind, finden wir vor.
Hinter dem von zwei hohen Masten getragenen Vordach folgt ein ebensolches Vorzelt und ein großes Chapiteau mit modern gestalteter Kuppel. Alles Material in diesem Unternehmen ist in weiß-rot gehalten. Zahlreiche Fahrzeuge gruppieren sich  um Zelt und Stallungen. Pferde und Exoten sind in geräumigen Boxen in einem Stall untergebracht. Den Kamelen steht ein eigenes kleines rundes Zelt zur Verfügung. Für die Seelöwen ist ein Bassin errichtet und das Flusspferd grast friedlich direkt vor dem Außenkäfig der Tiger.


Lichterketten und Schriftzug an den Zelten, große Leuchtschriften über Kasse und Generatorwagen strahlen zur Vorstellung hell. Auch hier, wie bei allen besuchten Circussen in Italien, sind Masten mit starken Scheinwerfern vor der Front aufgestellt, die den Circus und das Vorgelände hell erstrahlen lassen. Im Vorzelt sind außer dem üblichen Wagen, Ständen und Sitzgelegenheiten auch zwei Hüpfburgen zu finden. Schalensitzgradin, ansprechende Logen, Piste und großer Artisteneingang aus Stoff - das Innere des Chapiteau zeigt sich gepflegt und komplett in rot gehalten.

Mit einer kurzen Parade startet die Vorstellung, dann führt Eva Christiani einen Sechser-Zug Freiheitspferde vor. Je drei Tigerschecken und Palominos laufen ihre Figuren und mit einem Da Capo Steiger endet diese Dressur. Im weiteren Programmverlauf reitet die junge Frau eine 'Spanische Hohe Schule' im Zusammenspiel mit drei Ballettmädchen.
An ihrem Mann Danglar Rossante ist es, die Finalnummer zu präsentieren. Er zeigt sich als versierter Bodenjongleur auf dem Einrad, der bis zu fünf Bälle beherrscht. Anschließend türmt er mehrere Unterteller und Tassen per Kick auf seinem Kopf, hierbei verzichtet er darauf, die unterste per Kinnriemen zu fixieren.
In einer weiteren Darbietung präsentiert er zusammen mit seinem Vater Igor drei Seelöwen. Die Robben beherrschen ein umfangreiches Repertoire gängiger Tricks wie das balancieren großer Bälle und Tango tanzen, zudem netzen sie Basketbälle ein. Einen „Bett-Seelöwen“ sieht man nicht oft und mit einem Flossenstand endet die Darbietung.

Ein Motorrad dient Sarah als Trinka bei ihrer Antipodennummer. In moderner Aufmachung werden Rollen, Scheibe und Bälle mit den Füßen jongliert. Eine junge Frau, leider war ihr Name nicht zu verstehen, produziert sich im Elfenkostüm auf dem Seil. Sicher und flüssig absolviert sie ihre Tanzschritte, Reifenlauf und Spagat. Nach dem wechseln der Schuhe zeigt sie einen Spitzen-Lauf. Eine weitere junge Frau zeigt ansprechende Equilibristiktricks, die ausschließlich im Kopfstand gearbeitet werden. Leider ist ihr Piedestal ganz am hinteren Manegenrand aufgestellt, so dass sie zum Teil in sehr großer Distanz zum Publikum agiert.
Die Hundedressur des Duo Zorzan, Vater und Sohn, bringt mit viel Schwung die gängigen Tricks des Genres in die Manege. Jubel klingt auf den Rängen auf, als ein Pudel im Trikot des AC Milan eine Runde absolviert. Es folgt ein weiteres kostümiertes Hundepaar, die mit einem römischen Streitwagen agieren. Abschließend der Sprung von „Supermann“ von einer hohen Leiter in die Arme des Vorführers.
Zunächst präsentiert Adriano Zambelli mit seiner Partnerin mit seiner Partnerin eine Illusionsshow. Charmant werden die Tricks präsentiert. Im weiteren Programmverlauf zeigt sich Adriano mit verschiedenen Reprisen. Nach dem reinigen einer imaginären Scheibe vor den Logen haben andere Reprisen 'Magic' zum Inhalt.

Zwei weitere Tierdressuren beinhaltet dieses Programm. Da sind zunächst die sechs Tiger, die von Danilo Christiani in einer relativ kurzen ruhigen Dressur vorgestellt werden. Pyramide, Hochsitzer, Sprünge, Rollover und Teppich sind die Elemente der Vorführung.
Auch in diesem Circus wird ein großes Exotentableau, in dem viele verschiedene Tierarten - drei Dromedare, drei Lamas, vier Ponys, Emus, Rinder, zwei Zebras - einander in der Manege folgen, gezeigt. Souverän werden sie von Anna Christiani vorgestellt. Den Höhepunkt stellt die Präsenz von „Europas größtem Flusspferd“ in der Manege dar.
Super der Verkauf der Säbelbalancen von 'Miss Alba'. Vier Tänzerinnen in aufwendigen Kostümen steigern die Erwartung auf das Kommende auf den Rängen und begleiten den Auftritt.
Zwei Darbietungen finden in der Kuppel dieses Chapiteaus statt. Zunächst ist es an 'Miss Tara' ihre Kunst am Ring zu demonstrieren. Kraftvoll arbeitet die junge Frau ihre Disziplin und in vollem Schwung werden verschiedene Balancen ungesichert vorgetragen.
Im zweiten Teil sehen wir das Duo Brianti am Haltestuhl mit einer elegant und kraftvoll präsentieren Trickfolge. Vielerlei Posen, Passagen und Tricks zeigen das am diesem Requisit machbar Repertoire.
Mit zwei unterschiedlichen Darbietungen ist die Kunst der Jonglage vertreten. Prescilla Errani und ihr Partner Marco Moressa sind in dieser Saison beim Circo di Praga zu erleben. Marco Moressa versteht es mit vielerlei Routinen mit bis zu fünf Keulen zu glänzen. Schnell und sicher trägt er sein Können vor. Auch mit bis zu fünf kleinen Bällen versteht er zu überzeugen. Die Hula Hoop Darbietung von Prescilla Errani beinhaltet die übliche Trickfolge, hebt sich allerdings in der Präsentation von generüblichen ab. Ein großes stilisiertes Spinnennetz aus Edelstahl schließt die Manege nach hinten ab, wird tänzerisch in die Einleitung des Auftritts, der in modernes Styling verpacjt ist, eingebunden.

Wie des öfteren in italienischen Circussen beobachtet, wird das Finale straff inszeniert. Ganz kurz zwei Tricks an einer Gitterkugel in der Kuppel, dann wird an ebendieser ein weißes, die ganze Manege bedeckendes Tuch emporgezogen und als es sich hebt ist die komplette Schar der Artisten in der Manege präsent. Ein kurzer Gruß und die Scheinwerfer verlöschen. Ein interessantes, abwechslungsreiches Programm eines großen Circus einer großen Familie hat sein Publikum zufrieden gestellt. Die landläufige Bedeutung des Begriffs 'Familiencircus' würde diesem Unternehmen allerdings bei Weitem nicht gerecht.