optimiert



Text und Fotos Friedrich Klawiter
WEIHNACHTSCIRCUS DÜSSELDORF
Düsseldorf, 29. Dezember 2023

www.weihnachtscircus-duesseldorf.de
Zum dritten Mal veranstaltete die „Winterzauber Event UG“ von Thomas Merz und Stefan Ballack den „Weihnachtscircus Düsseldorf“. Den ambitionierten Machern verschiedener Events gelang es erneut erstklassige Acts zu verpflichten und eine völlig neue, höchst unterhaltsame Show zu präsentieren.
Auf dem Staufenplatz, dem traditionellen Düsseldorfer Circusplatz waren die Zeltanlagen aufgebaut. Ein Zwei-Masten-Zelt, blau-rot gestreift, wurde als Vorzelt eingesetzt und ein hohes rot und weiß gestreiftes Vier-Masten Chapiteau ist die Spielstätte. Ein weißer Stakettzaun, in den der Kassencontainer integriert wurde, schließt das Gelände an der Frontseite ab. Die Wohnwagen und Transportfahrzeuge sind rings um die Zelte aufgefahren.
Das Vorzelt strahlt im Innern weihnachtliches Flair aus. Roter Teppich bedeckt den Boden und das Rondell ist komplett mit einer Plane, die mit der Ansicht einer verschneiten Winterlandschaft bedruckt ist, abgehangen. Die Circusrestauration ist in Weihnachtsmarktbuden untergebracht und ein Karussell im Zentrum zieht die kleinen Besucher magisch an.
Ein sehr steil ansteigendes Schalensitzgradin und zwei Reihen Logenstühle sind um die mit einem Holzboden ausgelegte Manege angeordnet. Ein großer raumhoher Artisteneingang trennt den hinteren Zeltteil ab.
Regisseur Patrick Rosseel hat eine dynamische Show geschaffen, die mit einem hervorragenden Lichtdesign und stimmiger musikalischer Untermalung perfekt in Szene gesetzt wurde. Für den reibungslosen Ablauf zeichnen Aaron Zinnecker – Technik – und Alfred Scholl – Abendregisseur – verantwortlich.

Direktor Thomas Merz ist der eloquente Manegensprecher in seinem Circus. In angenehmer Weise begrüßt er die Besucher, stellt seine Artisten vor und versteht ausgezeichnet das Publikum mit allerlei Informationen zu versorgen.
Das bunte Opening wird vom „Inspire Team“, einer ukrainischen Dance Compagnie die auch viele Akrobatikelemente aus diversen Genres in ihre Choreographien einfließen lässt, gestaltet. Den acht jungen Tanz-Akrobaten werden wir im Verlauf der Show mehrmals begegnen. Besonders ihr Auftritt, zu Rock'n Roll Melodien, mit gekonnter BMX-Rad Akrobatik bleibt in Erinnerung.
Die kubanische Truppe „Banquinbar“ greift mit ihren dynamischen Handvoltigen den Schwung des Opening auf. Vielseitige weite und hohe Flüge führen bis zum 3-Mann-Hoch im Handstand. Vielseitige Salto-Kombinationen werden souverän zwischen den Porteur-Paaren ausgeführt und eine veritable Passage zweier Voltigeure markiert den Höhepunkt der Darbietung.
Im zweiten Teil der Show brilliert die Truppe am Russischen Barren. Ihr trickstarker Auftritt bietet eine Reihe hochkarätiger Figuren, die allesamt sehr sicher ausgeführt werden. In eine temperamentvolle Choreographie eingebettet, reißen die authentisch daherkommenden Artisten das Publikum förmlich von den Sitzen.

Als Meister des skurrilen Humors erleben wir Misha Usov. Mit seinem feinen, sehr pointiertem Spiel schlägt der Komiker das Publikum mit hervorragend ausgearbeiteten Szenen völlig in seinen Bann. Blechtassen als Epauletten am Jackett, eine Schüssel als Helm und zwei Näpfe auf die Schuhe geschnallt – so kommt er einen Einkaufstrolley ziehend in die Manege und fördert vier Blechtöpfe zutage. Mit Hilfe eines Pingpong-Balls erklingt eine eingängige Melodie auf den Blechgefäßen. Mit dem kopflosen Oberkörper einer lebensgroßen weiblichen Puppe, der in einem Tutu endet, im Arm und zwängt sich Usov durch Gradinreihen in die Manege. Dort verharrt bereits das Puppenunterteil, der Clown vereint die Hälften und tanzt mit seiner Primaballerina eine Weile, dann nimmt er sein Oberteil und schreitet langsam durch den Vorhang. In einer weiteren Szene jongliert er mit Plastiktüten zu Schwanensee. Nach poetischem langsamen Beginn wird das Ballett immer schneller und immer mehr weiße Tüten fliegen umher. Aus einigen wird ein stilisierter Schwan geformt und die Musik endet. Natürlich weist die Direktion per Durchsage darauf hin, das im Sinne der Nachhaltigkeit und Umwelt zuliebe immer wieder die gleichen Tüten genutzt werden.
Eine formidable Horizontaljonglage zeigt Ludvik Navratil. Ufos gleich schweben im Schwarzlicht neonrot schimmernde Bälle, an beinahe unsichtbaren Fäden hängend, durch den abgedunkelten Raum. Das mit einem reichen Muster aus winzigen Lichtpunkten dekorierte Kostüm des Jongleurs unterstreicht die futuristische Atmosphäre und immer weitere Bälle fügen sich in die Muster.

Am Chinesischen Mast erleben wir Ana Kucherenko mit einem exzellenten Auftritt. Ungeheuer kraftvoll agiert die versierte Artistin und lässt selbst anstrengendste Passagen spielerisch wirken. Mit großer Körperbeherrschung werden die anspruchsvollen Abläufe exzellent ausgeführt.
Der zweite Teil der Show beginnt mit den Säbelbalancen von Maria Bizzaro. In einem dynamischen Vortrag präsentiert die sympathische Artistin ihre seit Jahren bestens bekannte Nummer. Souverän werden die Schwerter auf der Stirn, auf der Spitze eines Munddolchs balanciert und mit einem Feuerkelch auf dem Knauf über eine Leiter getragen.
Die beiden exzellenten Darbietungen des Duo Paschenko kommen auch in diesem Rahmen bestens an. Die kraftvolle Hand-auf-Hand Darbietung bietet eine Vielzahl hochkarätiger Tricks und wird genauso souverän dargeboten wie die nicht minder anspruchsvolle Arbeit an den Strapaten.
Vor der Pause wurde das Todesrad des Duo Warriors aufgeboten. Temperamentvoll geht es zur Sache mit Sprüngen in den Kesseln, Blindlauf und Seil springen auf der Außenbahn. Mit sehr hohen Absprüngen außen auf dem Kessel erreicht der Auftritt seinen Höhepunkt.

Das Duo Costache ist gleichfalls mit seinen beiden spektakulären Darbietungen zu erleben. Zunächst  sehen wir sehen wir die hervorragende Trapez-Nummer. Kraftvoll und in erstklassiger Ausführung erfolgen die vielfältigen Partnertricks, die abwechselnd beide Artisten als Porteur sehen. Ohne Vorteil und unter Verzicht auf jedwede Absicherung werden die beinahe alle Figuren von einem und oft auch von beiden Partnern im Zahnhang absolviert.

Als abschließenden Höhepunkt der sehr stark besetzten Show erleben wir die erstklassige Perche-Darbietung des Duos. Sehr hohe Perche-Stangen kommen zum Einsatz und gleich der erste Trick bietet eine ansonsten kaum jemals zu sehende Sensation – Leo Costache trägt die hohe, schwere Metallstange, mitsamt seiner Partnerin Vita an der Spitze, nur mit seinen Zähnen. Mit einer Stirnperche wird eine aus zwei getrennten Elementen bestehende Leiter bestiegen. An der Schulterperche arbeitet die Partnerin verschiedene akrobatische Tricks, wie Handstände, Zahnhang und an Strapaten. Der Höhepunkt des Auftritts sind zahlreiche Loopings auf einem – per LED-Licht bunt strahlenden – Fahrrad auf der Spitze einer Schulterperche. Einige Tage nach unserem Besuch wurde hiermit ein Guiness Weltrkord aufgestellt indem mehr als vierzig Überschläge innerhalb einer Minute gelangen.
Das große bunte Finale folgt den üblichen Abläufen und mit lange andauernden Standing Ovations feiert das zahlreiche Publikum die hervorragende Show. Schließlich nehmen die Artisten Aufstellung im Vorzelt und die hinausströmenden Besucher nehmen gerne die Gelegenheit zu einem kurz persönlichen Kontakt wahr.