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Text und Fotos Friedrich Klawiter
Kerstwintercircus Eindhoven

Eindhoven, 31. Dezember 2007

Einer der ersten Weihnachtscircusse, der sich etablierte und bis heute in jedem Jahr veranstaltet wird, ist der des Parktheaters in Eindhoven. Bereits zum siebenunddreißigsten Mal fanden sich Tierlehrer, Artisten und Clowns dort ein. Mitten in der Stadt sind auf einer Wiese neben dem städtischen Theater Ställe aufgebaut und Campings in Reihen aufgefahren. Das Theater ist ein großes modernes Gebäude, dessen Bühnenhaus riesige Ausmaße aufweist. So finden auf der Bühne Manege, großer Artisteneingang mit Orchesterpodium darauf, einige Logen und seitlich große Stahlrohrtribünen Platz.
Insgesamt finden rund 1600 Besucher zu den jeweiligen Vorstellungen, die zu ungewohnter Zeit um 12:30 bzw. 16:30 beginnen, Platz. Im ansprechend dekorierten und mit erstklassigem Licht ausgestatteten Bau wird ein klassisches Nummernprogramm ohne Schnörkel und Längen geboten. Die üblichen Durchsagen, das hervorragend aufspielende Orchester von Kazimierz Bilan legt los und die Show beginnt mit dem Kaskadeurakt der Munoz. Das übliche Spiel um einen Stuhl bzw. auf und unter einem Tisch wird flott abgearbeitet. Später sehen wir den einen jungen Mann als Balljongleur wieder. Sein Bruder arbeitet zusammen mit dem Vater, dieser komisch, auf dem Tanzseil.

An Strapatentüchern agieren die Geschwister Biasini. Eindrucksvoll werden kraftvolle Tricks gezeigt. Moderne Kostüme, gut abgestimmtes Licht und passende Musik tragen zum gelungenen Verkauf das ihre bei. Signore Biasini senior lässt eine muntere Meute Border-Collies  durch die Manege wirbeln. Hauptsächlich werden Sprünge in großer Zahl und allen erdenklichen Varianten geboten. Als Haddies jr. zeigt Jimmy Enoch, Enkel von Circus Dannebrog Re-Gründer Haddie Enoch, mit einem Partner, der Familientradition folgend, sein Können auf dem Fahrrad. Ganz im klassischen Stil auf verchromten Rädern, werden viele Tricks des kunstradfahrens geboten und geben der Nummer einen stark sportbetonten Touch. Zweimal ist Gaby Dew mit ihren sechs Pferden auf der Bühne präsent. Im ersten Teil reitet sie eine ungarische Post, später folgt dann eine Pferdefreiheit. Die beiden attraktiven Nummern, die vor einiger Zeit bei Alberto Althoff engagiert waren, leiden hier etwas unter den Bodenverhältnissen. Auf der Theaterbühne ist auf Gummimatten nur eine dünne Sägespanschicht und keine “richtige” Manege aufgebracht.

Der afrikanische Elefant von Bernhard Casselly komplettiert die Tiernummern. Es werden u. a. der Lauf über hohe Tonnen, Hochsitzen und das überschreiten der beiden Töchter von Bernhard Casselly gezeigt. Aus Südafrika kommen die Flying Bull Dancers am fliegenden Trapez. Im riesigen Bühnenraum wirkt das große Requisit fast ein wenig spielzeughaft. Drei Flieger/in und zwei Fänger, der zweite ist stehend über dem Fängertrapez angeordnet, zeigen die Trickfolge bis hin zum dreifachen Salto und Passage. Dennoch reißt die Show nicht wirklich mit, wirkt ein wenig “einstudiert” und findet keinen rechten Kontakt zum Publikum. Viele versuchen sich in der Clownerie, aber nur wenigen ist es gegeben ein Clown zu sein. So ist auch Rico aus Mexiko ein offensichtlicher Beweis für diese These.
Seine Reprisen sind flach und das ansonsten flotte Programm käme auch ganz gut ohne ihn aus. Seine “Boxszene” zu der er fünf Mitspieler aus dem Publikum braucht, ist für einen Mann, der als “Ringpfosten” agieren muss, eine arge Belastungsprobe. Sein Kopf wird derart mit gut haftendem Klebeband malträtiert, dass es schon eine echte Zumutung darstellt.  Der französische Starmagier Jidini zeigt mit seinen drei Assistentinnen einige raffinierte Großillusionen. Mit zwei Attraktionen ist die Truppe von Alex Ramien zu Gast. Vor der Pause arbeiten sie, verletzungsbedingt nur zu zweit, auf dem Todesrad. Dieses wird zum Auftritt genauso aus dem hohen Raum des Schnürbodens, oberhalb des Flugtrapezapparates herabgelassen, wie die außerdem dort untergebracht Motorradkugel. Mit bis zu vier Fahrern jagen sie in überkreuzendem Bahnen durch den Globe of Speed. Das Finale fällt kurz und knapp aus in dieser Produktion. Eine kurze Aufstellung der Artisten rund um die Motorradkugel und der wortgewaltige Präsentator Rik Polman entlässt das begeisterte Publikum in den Silvesternachmittag.