optimiert



Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS FESTIVAL
Schifferstadt, 21. März 2014

http://das-circus-festival.de
"Das große CIRCUS FESTIVAL" - ein neues Circusprojekt von Jakel Bossert erlebte im pfälzischen Schifferstadt seine umjubelte Premiere. Der langjährig erfolgreiche Musiker, Zeltverleiher und Impressario des Landauer Weihnachtscircus veranstaltet nach Jahren nun auch wieder einen Tourneecircus.
Auf dem städtischen Festplatz war das Material der Familie Spindler, ein Glücksgriff, dass diese circusbesessene Familie für diesen neuen Circus engagiert werden konnte, aufgebaut. Der rot-weiße Stakettzaun mit Lichterbögen wird vom Kassencontainer flankiert. Dahinter hat das geräumige Vorzelt mit der bestens sortierten Circusrestauration seinen Platz. Als Spielstätte wurde das bekannte rot-weiß gestreifte Chapiteau der Show „Stars der Pferde“ errichtet.
Die zahlreichen Sattelzüge des großen Circus, sowie die Wohnwagen der Artisten und Mitarbeiter füllen den Circusplatz. Im hinteren Bereich des Geländes wurde der imposante Stall und die Paddocks für Pferde und Kamele platziert.

Der legendäre Artisteneingang aus dunkelblauem Samt nimmt den hinteren Teil des Spielzeltes ein. Auf der großen Empore hat eines der besten Circus- Orchester unserer Zeit unter der Leitung von Roman Adamec seinen Platz. Ein großes Bankgradin mit integrierten Logensitzen steht für die zahlreichen Besucher bereit.
Clown Timmy gestaltet das Opening des Programms in Interaktion mit dem Publikum. Applaustest und Glockenspiel finden allenthalben Anklang.
Manegensprecher Francesco Spindler, elegant im roten Frack, übernimmt eloquent die Begrüßung. In der flott inszenierten Vorstellung wird auf Ansagen verzichtet und so beschränken sich seine weiteren Aktivitäten als Sprecher auf das ankündigen der Pausentierschau und des Finales.

Das Rückgrat des Programms bilden die erstklassigen Dressurnummern der Familie Spindler. Wir erleben Francesco mit einer orientalischen Phantasie, in der drei Kamele und drei Friesenhengste gemeinsam agieren. Die Trampeltiere tragen prächtige Schabracken, die mit dem Kostüm des Vorführers bestens korrespondieren und mit den roten Pferdegeschirren harmonieren. Temperamentvoll erfolgen die unterschiedlichen Lauffiguren. Mit beeindruckenden Sprüngen eines Friesen über zwei abliegende Kamele und einem prächtigen Steiger findet die Darbietung ihre Höhepunkte. Vier Friesen zeigen in einer kurzen Abfolge ihr Können, ehe der prachtvolle Andalusierhengst „Zorro“ die Manege zu seiner Verfügung hat. Hervorragende Steiger, Spanischer Tritt entlang der Piste und das tiefe durchstecken des Kopfes zwischen den Vorderbeinen sind die Paradeübungen des edlen Hengstes, der sich in temperamentvollem Stolz im roten Ring präsentiert.
Direktionstocher Ann-Kathrin Bossert bietet in jugendlich frischer Art Mini-und-Maxi, vertreten durch einen stattlichen Friesen und einem entzückenden gescheckten Shetland-Pony, dar. Gekonnt lässt die engagiert auftretende junge Frau, die trotz ihrer Jugend über reichlich Manegenerfahrung verfügt, die unterschiedlichsten Figuren ablaufen.
Südländische Lebensfreude versprüht Ramona Spindler mit ihrer bekannt guten Hohen Schule im spanischen Stil im zweiten Programmteil auf dem nachtschwarzen Friesenhengst „Marcho“. Starke Trabaktionen prägen diese Demonstration reiterlichen Könnens, die in einer erstklassigen Levade kumuliert.
Höhepunkt  und Finalnummer ist die Freiheitsdressur sechs feuriger weißer Araberhengste, die Francesco Spindler in seinem unverwechselbaren, sportlich eleganten Stil präsentiert. Die komplexen Abläufe erfolgen versiert in flotter Gangart. Die variantenreichen, hervorragend ausgeführten Steiger krönen den Auftritt.

Clown Timmy ist, nimmt man den Applaus im Finale als Gradmesser, eindeutig der Star des Programms. Einige Mal ist er mit seinen, wie immer mit Verve gespielten Szenen zu erleben. Zunächst jongliert er mit drei Schirmen, die nach „misslungener“ Routine per Fußkick den Weg in eine Kiepe auf seinem Rücken finden.
Im zweiten Auftritt "kommuniziert" er hervorragend mit seinem Manegenpartner, dem mallorquinischen Grauesel „Manolito“. Dieser zeigt sich als typischer Vertreter seiner Rasse, der seinen eigenen Kopf durch zu setzen versteht. „Manolito“ entrollt einen Teppich, trinkt aus einer Flasche und zeigt einen Steiger. Der mahnend erhobenen Zeigerfinger des Vorführers wird mit einem anheben der Oberlippe quittiert.
„Das Musik machen ist hier verboten“ ordnet der gestrenge Sprechstallmeister an und Clown Timmy verfällt auf allerhand Finten um die Order zu unterlaufen. Nachdem die Trompete konfisziert wurde spielt er nur auf dem Mundstück und, als er auch dieses verlustig ging, kommt - ganz neu im Repertoire - ein Saxophon zum Einsatz. Es folgt ein Flaschenkorken mit einem kleinen Loch in der Mitte und danach wird die Melodie mittels Wasser im Mund gegurgelt.
Bei seinem letzten Auftritt bringt er mit seiner immer wieder faszinierende Version der „Opera“, die schwungvoll mit drei freiwilligen Mitspielern abläuft, das Publikum zum rasen.
Die beiden Luftnummern des Programms werden von Ramona Spindler und Salima Folco gearbeitet. Hervorragend gestaltet und vom exzellent aufspielenden Orchester mit idealer romantischer Musik unterlegt, sorgen die beiden Auftritte für wunderbar emotionale Momente. Ramona Spindler zeigt am Vertikalseil eine umfassende Folge gängiger Tricks in erstklassiger Ausführung und wird abschließend voll ausgedreht. Salima Folcos Nummer an den Tuchstrapaten beinhaltet gleichermaßen elegante Haltefiguren, weite raumgreifende Flüge und riskante Abfaller. Sie erreicht das Publikum in ganz besonderer Weise mit ihrer enormen Manegenpräsenz.

Zwei Mal erleben wir Ben Pfund in der Manege des Circus Festival. Mit seinen Balancen auf der frei stehenden Leiter eröffnet er die Spielfolge. Keulen- und Ringjonglage auf der Leiterspitze gehören zum Gezeigten. Im zweiten Programmteil folgt seine Handstandequilibristik. Auf einem hohen Piedestal zeigt der Artist in hochdramatisch gestaltetem Ablauf seine Tricks. Handstand und Waage werden auf Handstäben gearbeitet und ein Kopfstand mit Vorteil gehört ebenso zum Repertoire.
Das Duo Sebastian präsentiert zunächst verschiedene Jonglagen. Der männliche Part arbeitet mit Bällen und Ringen, während sich die Partnerin mit einem Diabolo versucht. Verschiedene Interaktionen erfolgen mit Keulen. In einem weiteren Auftritt sehen wir das Duo am Schleuderbrett. Die verschiedenen Sprünge werden sicher auf den Händen des Porteurs gelandet.
„Ja, wir sind Artisten“ stimmt Clown Timmy stimmgewaltig an und leitet mit dem bekannten Freddy Quinn Song das große, schwungvoll choreographierte Finale ein. Fröhlich winkend präsentieren sich die Artisten ihrem Publikum und Manegensprecher Franz Spindler bedankt sich für den zahlreichen Besuch und verabschiedet das Publikum. Mit frenetischem, lang anhaltendem Beifall geben die Besucher ihre Begeisterung ob des Gebotenen kund.
"Das große CIRCUS FESTIVAL" bietet ein gutes klassisches Programm, dessen Schwerpunkte in der Komik und den Tierdressuren liegen. Ein ansprechendes Ambiente und ein herausragendes Live-Orchester bieten den passenden Rahmen und vermitteln die typische Atmosphäre, die einen Circusbesuch zu einem  außergewöhnlichen Erlebnis machen.