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Text und Fotos Friedrich Klawiter
FLICFLAC „HIGHLIG ABEND“
Aachen, 22. Dezember 2013

http://flicflac.de/aachen
Der diesjährige Weihnachtscircus in Aachen fand unter dem Label von FlicFlac statt, da die bisherigen Veranstalter eine Cooperation mit Circus FlicFlac eingingen. So war Aachen in dieser Weihnachtszeit die vierte Stadt in Deutschland, in der eine FlicFlac-Produktion zu erleben war.
Auf dem Bendplatz, dem traditionellen Festplatz der Stadt, waren die riesigen komplett schwarzen Zeltanlagen aufgebaut, in denen einige Jahre lang das Musical „Cats“ durch unser Land getourt war. Die Front wird von einem FlicFlac typischen hohen Metallzaun mit Spannbändern, die Fotos aus früheren Programmen zeigen, gebildet. Im Eingangsbereich wurde der Kassencontainer integriert.
Ein edles stilvolles Ambiente erwartet die Besucher im Vorzelt. Komplett mit schwarzem Tuch abgehangen, schwarze Verkaufsstände und roter Teppich auf dem Boden sorgen für Atmosphäre.
Siebzehn Reihen bequemster gepolsterter Einzelklappsitze erwarten die Besucher im Chapiteau und lassen fast vergessen, dass man sich nicht in einem festen Theatergebäude befindet.
Die Lichtanlage ist wie stets bei FlicFlac erstklassig bestückt und wird hervorragend eingesetzt. Schwarze Stoffbahnen trennen den Backstage-Berich von der recht kleinen Bühne ab. Die Live-Band "Sixtention", die neben Schlagzeug, K-Boards und Bass auch zwei Geigen in der Besetzung aufweist, hat im linken hinteren Bühnenbereich ihren Platz.

Das Opening wurde recht dramatisch gestaltet. Eine Geigerin, mit riesigen Engelsflügeln ausgestattet, spielt mitten auf der Bühne; sie wird von einer Korona gleißendes Lichtes eingerahmt, derweil etliche Artisten in silbernen Kutten sie immer enger umringen.
Alain Alegria ist mit seiner sensationellen Darbietung auf dem Washington-Trapez als erster Artist zu erleben. In enormer Höhe nimmt er, quer auf der Trapezstange kniend ein Tuch mit dem Mund auf. Auf einem frei auf dem Trapez stehenden Stuhl balanciert er sitzend und im Stand. Nun folgen verschiedene Balancen am weit, bis über die ersten Zuschauerreihen, schwingenden Requisit. Sensationeller Höhepunkt des Auftritts ist die Aufnahme des Tuches mit dem Mund am weit schwingenden Requisit.
Melanie Chy kommt auf einer chromblitzenden Harley auf die Bühne gefahren. Nachdem das Motorrad auf einer Drehscheibe aufgebockt steht, arbeitet die sympathische Artistin kraftvolle Handstand-Equilibristik auf Handstäben, die an der Maschine angebracht sind. In exzellenter Ausführung erfolgen die verschiedenen Einarmer, Waagen und Handstände.
Die zehnköpfige Shenyang Acrobatic Troupe bietet ein raumgreifendes Luftballett. In immer wieder neuen Formationen schweben die ArtistenInnen an Strapatenbändern durch die Kuppel. Dabei balancieren die Artistinnen stets, auch bei akrobatischen Tricks, eine hohe Fackelnachbildung auf ihrem Mundstab.

Andrej Jigalov bringt zwei seiner bekannten Entrees im Rahmen dieses Programms. Im charakteristischen Outfit des abgerissenen kleinen Underdog möchte er, der geborene Looser, es seinem (neuen) Partner gleichtun. Dieser Bon Vivant wird in seinem Konzert gestört und die beiden bekriegen sich in einer Wasserschlacht.
Einmal groß herauskommen, dass ist Jigalovs Ziel auch im zweiten Auftritt und - wie könnte es auch anders sein - wieder scheitert er großartig an der Tücke des Objektes. Die Grundzüge klassischer Clownerie werden hier in neuzeitlicher Verpackung perfekt dargeboten.
Larissa Kastein versteht es immer wieder aufs Neue mit ihrem vor sinnlicher Erotik knisterndem Pole Dance das Publikum zu fesseln. Im surrealen blauen Licht beweist die junge Frau bei ihrem kraftraubenden Aktionen am Mast eine enorme Körperbeherrschung.
Carlo Tribertis und Nancy Medini sind von ihrem Saisonengagement beim Circus Carl Busch hierzulande bestens bekannt. Nun reißen Sie mit ihrer rasanten trickstarken Rollschu-Artistik dieses Publikum förmlich von den Sitzen. In hohem Tempo erfolgen die teils riskanten Stunts auf der kleinen Plattform.
Eine weitere Luftdarbietung arbeitet Darkan an den Strapaten. Außergewöhnlich getaltet, beinhaltet der Auftritt zunächst viele tänzerische Elemente auf der Bühne. Im Verlauf der Nummer steigern sich beständig Anteil der Flüge und Schwierigkeitsgrad der Tricks.

Die Truppe aus Wuhan bietet ein besonderes Spektakel und wurde mit ihrer außergewöhnlichen Kombination von Trampolinakrobatik und ikraischen Spielen völlig zu Recht als Pausennummer platziert. Zu beiden Seiten eines großen Trampolins sind Matten und Sicherheitsnetze angebracht. Hinter dem Requisit wird ein mehrere Meter hoher Turm aufgestellt, der an den Enden eines motorgetriebenen großen Rotors zwei Plattformen aufweist, die auch über eine Trinka verfügen. Der Rotor lässt sich in der Höhe verschieben. So hängt er zunächst flach über dem Trampolin und die Voltigeure wechseln von den Füssen des einen zum anderen Fänger und nutzen dabei auch das elastische Tuch des Trampolin zu weiteren Saltos. Ebenfalls werden Handvoltige-Tricks zwischen den verschiedenen Stationen ausgeführt. Dann wird der Rotor in seine obere Position gebracht und setzt sich im Uhrzeigersinn in Bewegung. Auch nun erfolgen die Sprünge der Ikarierer zwischen den Plattformen, teils auf direktem und teils auf dem Weg über das Trampolin.
Die Truppe Jump war mit FlicFlac in der abgelaufenen Saison auf Tournee. Direkt nach der Pause zeigen sie ihre weiten Sprünge von der Russischen Schaukel, die im Hintergrund der Bühne steht, in ein Fangnetz unmittelbar vor dem mittleren Zuschauerblock.
Das Duo Dinh Anh kommt aus Vietnam und präsentiert eine tänzerische Arbeit, die Elemente von Hand-auf-Hand, Handvoltige und Equilibristik enthält.

Über die Jahre haben waren in den Programmen bei FlicFlac stets sensationelle Luftdarbietungen zu sehen. Nun ist die einzigartige Raketensensation des Duo Garcia in dieser Tradition hier zu erleben. Mit gewohnter Perfektion und völlig ungesichert werden die riskanten und spektakulären Tricks gearbeitet. So zum Beispiel der Zehenhang an einem Fuß bei hoher Geschwindigkeit an einem kleinen Trapez, das der Partner nur mit den Zähnen hält. Anschließend klinkt sich Pablo Garcia nur mit zwei Metallknöpfen, die aus seinen Schuhsohlen kragen, in der Außenhaut der Rakete ein. Mit kräftigem Armschwung dreht er seine Frau Vicky an einer Strapate im Nackenwirbel voll aus.
Rich Metiku aus Äthiopien begeistert mit ihrer ausgezeichneten Kontorsions-Darbietung. Die grazile und charismatische Artistin bringt ihren Körper und seine Extremitäten in unnachahmlicher Weise in die extremsten Positionen. Scheinbar ohne die geringste Anstrengung werden die verschiedenen Kontorsionen in meditativer Gelassenheit ausgeführt.
Tempojongleur Rudolf Janecek macht mit seinen rasanten Jonglagen noch einmal mächtig Stimmung gegen Programmende. In diesem Rahmen wurde seine Arbeit auf die Jonglage mit silbernen Keulen reduziert. Bis zu sieben davon hält der versierte Artist in hohem Tempo und in vielen verschiedenen Mustern in der Luft. Mit dem besonders schnellen drehen dreier Keulen schließt der Auftritt ab.
Der Globe of Death wird in Stellung gebracht und die Pinillomotos sind mit ihren rasanten Motorradfahren die Finalnummer. Beginnend mit drei Fahrern wird deren Anzahl rasch auf fünf gesteigert. In der mächtigen Stahlgitterkugel jagen sie in verschiedenen Formationen und unterschiedlichen kreuzenden Routen dahin. Bei der dritten Tour sind neun Fahrer in exakter Formation unterwegs und auch jetzt fährt ein Artist auf einer kreuzenden Bahn.
Schnell ist der auf Schienen stehende Globe entfernt und gibt die Bühne frei zum großen Finale. Die Bühne füllt sich mit der immensen Zahl mitwirkender Artisten. Fröhlich tanzend und winkend verabschieden sie sich von ihrem Publikum, dass für die teils außergewöhnlichen Leistungen mit Standing Ovations dankt.