Text und Fotos Friedrich Klawiter
Circus Freiwald
Boppard, 10. Juni 2023
www.circusfreiwald.de
Im Jahr 2009 gründeten Lutz und Monika Freiwald ihren eigenen Circus, damals unter dem Namen Menagerie Circus Freiwald, und reisen seither mit ihrem Unternehmen in den Niederlanden. In dieser Saison ist man nun erstmals in Deutschland auf Tour.
Im Ortsteil Buchholz des Rheinstädtchens Boppard war der schmucke Circus inmitten des Wohngebietes aufgebaut. Ein weißes, mit roten Absetzungen, Vier-Masten-Chapiteau mit hoher spitzer Kuppel ist als Spielstätte errichtet. Ein weißer Zierzaun, mit roten Plaketten in den Feldern und Lichterbögen, bildet zusammen mit dem Container, der die Kassencounter beheimatet, die dekorative Front. Die Wohnwagen sind auf der rechten Platzseite aufgefahren und die zahlreichen Materialtransporter sind links der Zeltanlage in dichten Reihen abgestellt. Den hinteren Platzbereich nimmt ein geräumiger gelb-blauer Stall ein und zwei große Koppeln bieten den Tieren Freilauf.
Der Verkaufswagen der Circusrestauration hat seinen Platz seitlich hinter dem Eingangsportal, auf ein Vorzelt wurde angesichts des Sommerwetters und der beengten Platzverhältnisse verzichtet.
Das Zelt ist im Innern komplett in rot gehalten. Plane, Schalensitzgradin, Logenabtrennungen und die große raumhohe Gardine des Artisteneingangs sind in dieser Farbe gehalten. Die umfangreiche Lichtanlagen ist an den Masten und Quertraversen zwischen selbigen montiert und mit ihrer Hilfe wird die Show gekonnt in Szene gesetzt. Die leistungsstarke Tonanlage liefert den perfekten Sound und die sehr gut abgestimmte Musikauswahl unterstützt die auftretenden Artisten in idealer Weise.
Juniorchef Jeffrey Freiwald übernimmt die Aufgaben des Manegensprechers und heißt sein Publikum herzlich willkommen. Im weiteren Verlauf tritt er als eloquenter und sympathischer Sprecher in Erscheinung, der das Publikum mit vielerlei interessanten Informationen versorgt.
Mit der Ponydressur von Monika Freiwald nimmt die Show ihren Beginn. Im Kostüm von „Super Mario“ lässt die erfahrene Tierlehrerin fünf quirlige Shetland Ponys ihr erlerntes Können ausführen. Munter trippeln die Pferdchen ihre Figuren und zeigen sich als Barrierenspringer. Ein Steiger am Zügel beschließt den Auftritt. Im weiteren Programmverlauf präsentiert Monika Freiwald zwei gelehrige Schaukelponys. Schließlich reitet die Chefin des Hauses eine bravouröse Hohe Schule im spanischen Stil. Mit Ausstrahlung und sehr viel Charme werden die verschiedenen Lektionen souverän dargeboten. Flüssig und fehlerfrei läuft der Auftritt ab und im Spanischen Tritt zeigt sich das edle Ross in seiner vollen Schönheit.
Jeffrey Freiwald ist nicht nur der versierte Sprecher, sondern versteht es auch, als August zu überzeugen. Er initiiert einen Applaus Wettbewerb mit dem Publikum und versteht es, das bekannte Spiel geschickt zu variieren. Das Spiel mit einem imaginären Ball den der Clown geschickt in einer Tüte „auffängt“ kommt sehr gut an, doch leider hat er an diesem Tag mit einer Mitspielerin Pech. Diese möchte wohl ihrem Enkel imponieren und versucht „witziger als der Onkel“ zu sein, so dass er den Auftritt nur mit Mühe in geordneten Bahnen beenden kann.
Romina Kaiser präsentiert eine schwungvolle Kür mit Hula Hoop Reifen. Temperamentvoll präsentiert die sympathische Artistin ihr variantenreiches Können. Bis zu zwanzig Reifen lässt sie spielerisch wirkend und scheinbar ohne Anstrengung um ihren Körper kreisen.
Im zweiten Programmteil ist sie hoch unter der Circuskuppel am Luftring zu erleben. Die vielseitige und umfangreiche Folge typischer Tricks des Genres wird gekonnt, voller Harmonie und Eleganz ausgeführt.
Mit drei sehenswerten Darbietungen ist das Duo Lopez in der Show vertreten. Zunächst präsentiert sich das aus Kuba stammende Paar an den Strapaten. Eine Reihe attraktiver Tricks wird in erstklassiger Ausführung gearbeitet. Gekonnt und kraftvoll erfolgen die verschiedenen Abläufe und der notwendige Nervenkitzel darf auch nicht fehlen. Mit einem rasanten Wirbel, von beiden Partnern im Nacken gehalten, findet die Darbietung ihren Höhepunkt.
Wenig später sehen wir das sympathische Paar mit einem interessanten, nur höchst selten gebotenen Act. Der männliche Part hält mit seinen Knien und Nacken einen großen Metallrahmen, an dessen oberem Querholm die Partnerin Tricks der Trapezakrobatik, u.a. einen erstklassigen Fersenhang, arbeitet. Immer wieder kehrt sie auf den Manegenboden zurück und verbindet die akrobatischen Übungen mit eleganten tänzerischen Sequenzen zu einem stimmigen Ganzen.
Im zweiten Programmteil präsentiert das Duo Lopez eine attraktive Hand-auf-Hand Darbietung. Auch in diesem Auftritt zeigt sich die gute Ausbildung der beiden Artisten und der stimmige Aufbau ihrer Darbietungen. Die ansprechenden und anspruchsvollen Tricks werden gekonnt ausgeführt und mit schwungvollen Übergängen harmonisch verbunden.
Komplettiert wird die Spielfolge mit zwei Auftritten der Perez Brothers, die jeweils am Ende eines Programmteils geboten werden. Vor der Pause agieren die beiden Herren mit südländischem Temperament am US-Todesrad. Rasante Action gepaart mit Sprüngen in den Kesseln wird gefolgt von temporeichen Läufen außen auf dem Rad. Blindlauf und Seil springen zählt zu den Highlights der Nummer.
Schließlich wird der Globe of Death in Stellung gebracht und die beiden Fahrer starten ihre rasante Action in der Stahlgitterkugel. In hohem Tempo rasen die risikobereiten Piloten auf unterschiedlichen Bahnen durch den Globe.
Mit einem kurzen Finale, die Motorradkugel in der Manegenmitte schränkt die Möglichkeiten ein, klingt die unterhaltsame und gut präsentierte Vorstellung aus. Die Besucher waren offensichtlich, nimmt man den Applaus als Gradmesser, sehr angetan vom Gebotenen. Alle Mitwirkenden der Show nehmen im Zeltausgang Aufstellung und verabschieden ihr Publikum persönlich. Die Besucher wurden bestens unterhalten und viele nutzen die Gelegenheit zu ein paar persönlichen Worten oder zu einem Selfie mit dem Favoriten.