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Text und Fotos Friedrich Klawiter
GELSENKIRCHENER WEIHNACHTSCIRCUS
Gelsenkirchen, 31. Dezember 2023

www.gelsenkirchener-weihnachtscircus.de
Zum 26. Mal brachte die Familie Probst den Zauber und den Glanz des Weihnachtscircus mit der Show „The Power of Life“ nach Gelsenkirchen.  Wie in den Jahren zuvor von Regisseurin Anett Simmen inszeniert, bot eine thematisch breitgefächerte bunte Melange sehr viel Tanz und Gesang, Videoclips, Lichtinstallationen, friedensbewegte Aktionen, Comedy, feine Akrobatik, FlicFlac Momente und sogar für traditionellen Circus blieb noch Raum.
In diesem Jahr konnte der Circus an den angestammten Platz im Revierpark zurückkehren nachdem die Bautätigkeiten rechtzeitig fertiggestellt waren. Wie alle Jahre war ein Zweimaster als Foyerzelt aufgebaut und dahinter war das große Vier-Masten Chapiteau sichtbar. Stallungen, Freigehege und die zahlreichen Circuswagen verteilen sich auf dem Gelände. Üppiger Weihnachtsschmuck ist ein Markenzeichen dieses Events, so dass
Kasse, Zierzaun und Zeltanlagen im Schein unzähliger Lichter mitsamt den allenthalben aufgestellten Weihnachtsbäumen erstrahlen.

Zahlreiche Marktstände und Buden, sie nehmen die Circusrestauration auf, sind im Vorzelt entlang des Rondells platziert. Ein gemütliches Circus-Café, Stehtische und Bierbankgarnituren strukturieren den Raum und laden zum verweilen ein. Lichterketten spannen sich zwischen Rondellstangen und Kuppel; sie bilden ein funkelndes Firmament das mit den zahlreichen illuminierten Weihnachtsbäumen korrespondiert.
Einen vorzüglichen Sound liefert Maestro Yuri Rebenok mit seinen Musikern in den Passagen des Programms, die live begleitet werden. Das kreative Lichtdesign von Andreas Probst setzt die Show perfekt in Szene und unterstützt die Artisten ideal.

Die Manege ist mit einem weißen „Vorhang“, der vom Boden bis hoch in die Kuppel reicht, vollständig den Blicken entzogen. Eine Erzählerstimme berichtet von einem wunderbaren Planeten in der Unendlichkeit des Universums und auf dem Vorhang erscheinen animierte Bilder aus dem Universum. Immer schneller rückt der Fokus auf den Planeten und die Filmsequenzen wechseln zu phantastischen Naturaufnahmen während die Erzählerstimme von den Wundern unserer Welt berichtet. Schließlich hebt sich der Vorhang und das Artistenensemble ist in der Manege versammelt. Die „Probst Dance Crew“ - acht Tänzerinnen und zwei Tänzer – nimmt im Haupteingang Aufstellung. Patrick Krahe und Lilly, die beiden Sänger und Moderatoren der Show sind gleichfalls dabei und die ausführliche Choreographie des Opening nimmt ihren Beginn. Aus dem Opening entwickelt sich die erste Darbietung –  das Duo Vertigo präsentiert ein Luftballett an roten Strapaten-Schlingen. Die beiden ukrainischen Artistinnen bieten eine Reihe poetisch inspirierter Abläufe.
Clown Rico „erscheint“ im Häschen-Kostüm aus einem überdimensionalen Zylinderhut in der Manege und versucht sich als Magier. Doch so mancher Trick endet anders als geplant und so steht er letztlich in einer mit Karotten bedruckten Unterhose im roten Ring. Die zweite Reprise hat Jonglage mit Küchenutensilien zum Thema. In einer kleinen Pantry-Küche lagern die Requisiten. Teller, Topf und Gummihuhn kommen zum Einsatz, das unvermeidliche Ei landet auf seiner Stirn und letztlich fliegen die Spaghetti tief. Im zweiten Programmteil sehen wir seine Variante der Amor-Szene.
Das Trio Palmer präsentiert zunächst sein Können auf dem Hochseil. Seil springen, Sprung über die Partner, Zwei-Mann-Hoch und Rad fahren sind ie wesentlichen Tricks, ehe der Auftritt in eine Dreier-Pyramide gipfelt. Im zweiten Teil sind die beiden Herren des Trios auf dem Todesrad zu erleben. Blindlauf, Seil springen und riskante hohe Absprünge sind die markanten Tricks der Darbietung.

Sehr viele Ballettszenen, die durchaus abwechslungsreich sind und gekonnt ausgeführt werden, und Gesang, wobei besonders die weibliche Stimme hervortritt, bestimmen besonders im ersten Teil die Show. Infolgedessen wird der Charakter der Circusvorstellung – basierend auf dem Dreiklang aus Tieren, Clowns und Akrobaten - sehr überlagert und verdrängt. Die Produktion erscheint mehr wie als Revue mit akrobatischen Einlagen. Völlig deplatziert ist dann die Ankündigung von Sängerin Lilly, wonach „unsere Regisseurin Anett Simmen eine tolle Aktion in Gang gesetzt hat, an der wir uns nun alle beteiligen – wir alle singen nun gemeinsam ein Lied für den Frieden in der Welt“. Politisch motivierte Aktionen, welchen Inhalts auch immer, haben, so unsere Überzeugung, im Rahmen einer solchen Veranstaltung nichts zu suchen.
In diesem Zusammenhang sei angemerkt, das die von den Moderatoren vorgetragenen, recht ausführlichen Texte, wenn auch sehr geschliffen verfasst, oftmals aufgesetzt und gekünstelt wirken und dabei stets belehrend moralische Botschaften vermitteln.

Drei Tier-Darbietungen wurden geboten. Die Kavallerie des Circus Probst, sechs weiße Araber- und drei Friesenhengste, werden in einem abwechslungsreichen Ablauf in immer wieder anderen Zusammenstellungen von Stephanie Probst und Gerd Koch vorgeführt.
Den großen, bestens bekannten Exotenzug des Hauses präsentiert Gerd Koch in seinem typischen eleganten Stil.
Zudem sind Gerd und Mariette Koch mit ihrer kombinierten Pudel- und Papageien-Revue zu erleben.Zwei Kakadus, zwei Aras und drei Pudel agieren bereitwillig in der vielseitigen Dressurfolge. Die Hunde zeigen sich als talentierte Springer. Die Papageien rollen einen Teppich aus und wieder ein, nutzen eine Rutsche, wechseln auf Kommando die Position auf zwei Spiegelkugeln. Sie fliegen durch einen Ring und durchfliegen einen mit Papier geschlossenen Reifen.
Unterstützt durch Ballett und Gesang bietet das Duo Hasan seine Adagio Akrobatik vor der Pause dar. Vielseitige Figuren werden in dem ruhigen Ablauf gekonnt ausgeführt.
Die beiden Acts des Duo „Avant ta peau“ weisen einen lebhaften Kontrast im Stil des Auftritts auf. In einem leicht rockigen Look, mit moderner Attitüde, sehen wir zunächst das temperamentvolle Spiel mit den Hula Hoop Reifen. In hohem Tempo erfolgen die vielseitigen Tricks und per LED-Technik beleuchtete Requisiten bieten zusätzlichen Schauwert. Eine Reihe der attraktiven Abläufe sehen die Artistin an einer Handschlaufe hoch in der Kuppel schwebend und dabei kreisen zahlreiche Reifen um ihren Körper. Wenig später folgt der eher traditionell gehaltene Auftritt des Duos an Strapaten.  Zahlreiche anspruchsvolle Figuren sind in eine poetisch anmutende Liebesgeschichte verpackt, die die beiden Artisten mit ihren weiten Flügen durch den Raum erzählen.

Am Russischen Barren präsentiert die Truppe Azizov hervorragende Akrobatik. Dieses inzwischen inzwischen kaum noch zu sehende Genre beherrschen die vier Herren in Vollendung. Die vielseitigen und anspruchsvollen Tricks werden exzellent ausgeführt und ohne die kleinste Unsicherheit gelandet.
Zu guter Letzt wird es laut und wild im Weihnachtscircus und den Sound dominieren E-Guitarre und Bass. Die Motorrad-Artisten der „Luftman Extreme FMX“ sorgen für den spektakulären Höhepunkt der Show. Die steile Absprungrampe wird im Haupteingang in Stellung gebracht, die Gäste in der Mittelloge müssen ihre Plätze verlassen, dann fliegen die verwegenen Stuntmen in riskanter Weise quer durch die Kuppel und landen auf einem riesiges rampenartigen Luftkissen vor dem Artisteneingang. Dabei führen sie verwegene Tricks aus. Beispielsweise werden die Füße über den Lenker gelegt, man fliegt frei - nur die Hände berühren Lenker oder Sattel - neben und über der Maschine, beide Beine sind auf derselben Seite  und das Motorrad wird in der Luft gar völlig losgelassen. Nach jeder geglückten Landung brandet der Jubel des begeisterten Publikums durch das Zelt. Den Höhepunkt des Acts markiert ein fulminanter Rückwärtssalto mitsamt der Maschine.
Das, im Vergleich mit dem sehr opulenten Opening und auch anderen Szenen der Show  recht knapp gehaltene Finale bringt für Ballett und Sänger noch einen letzten Auftritt, dann nehmen alle Mitwirkenden ihre Position ein und nach gut drei Stunden Dauer findet die Show im lebhaften Beifall der zahlreichen Besucher und unter Standing Ovations ihren gelungenen Abschluss.