Text und Fotos Friedrich Klawiter
GELSENKIRCHENER WEIHNACHTSCIRCUS
Gelsenkirchen, 31. Dezember 2024
Mit der 27. Edition ihres Weihnachtscircus brachte die Familie Probst eine glanzvolle, moderne Show ins Herz des Ruhrgebiets, die wie in den vergangenen Jahren von Regisseurin Anett Simmen inszeniert wurde. Die märchenhafte Story zieht sich stringent durch die komplette Show und bildet mit den Circus-Nummern eine hervorragende Einheit.
Am angestammten Platz im Revierpark war der Circus in vertrauter Weise aufgebaut. Ein Zweimaster, als Foyerzelt wird von dem großen und hohen Vier-Masten-Chapiteau überragt. Stallungen, Freigehege und die zahlreichen Circuswagen teilen sich das Gelände. Üppiger Weihnachtsschmuck, stets ein eindrucksvolles Merkmal dieses Events, ziert Zaun, Kasse und Zeltanlagen und unzählige Lichter lassen den gesamten Circus mitsamt der vielen aufgestellten Weihnachtsbäume erstrahlen.
Die Marktstände und Buden der Circusrestauration sind im Vorzelt entlang des Rondells platziert. Ein gemütliches Circus-Café, Stehtische und Bierbankgarnituren strukturieren den Raum. Lichterketten bilden ein funkelndes Firmament und Tannengrün vermittelt weihnachtliches Flair.
Ein großes Schalensitzgradin, elegante dreireihige Logen und der elegante Artisteneingang aus dunkelrotem Samt bilden die gewohnte Einrichtung im Chapiteau.
Das Orchester unter der Leitung von Maestro Yuri Rebenok liefert einen vorzüglichen Sound in den Passagen der Show die live begleitet werden.
Das kreative und ausgeklügelte Lichtdesign von Andreas Probst unterstützt die auftretenden Artisten in vorzüglicher Weise

„ Fairytales“ ist der Name der Show und alles dreht sich um „Cinderellas Schuh“. Dieses Artefakt wird in einem Dorf, dessen Einwohner glücklich und zufrieden leben ausgestellt, bis die „böse Königin“ den Schuh an sich bringt und Dunkelheit über das Dorf fällt. Ein junges Paar macht sich auf allerlei Abenteuer zu bestehen und den Schuh und damit das Glück zurückzubringen. Dank der „Kraft der Liebe“ gelingt das Vorhaben schlussendlich und das Glück zieht wieder bei den Dorfbewohnern ein.
Im Eröffnungsbild feiert man ein großes Fest im Dorf, doch schon bald ändert sich die Stimmung und die „Schneekönigin“ stibitzt den Schuh. Clown Pieric samt seinem Esel können nicht wirklich helfen und so macht sich das Paar auf den Weg. Sängerin Lily, sie war bereits in den Vorjahren mit ihrer starken Stimme im Weihnachtscircus zu erleben und Alexander Mikliss füllen die Rollen mit Leben. Sie erzählen mit Schauspiel, Gesang und Unterstützung durch das Ballett die Story.
Furios agiert die „Tumbling Crew“ auf dem Fasttrack. Vielseitige Kombinationen von Saltos und Flickflack werden auf der langen Bahn des Luftkissens in erstklassiger Weise ausgeführt.
Nicht weniger rasant geht es beim Schwungtrapez-Act von Olena Galkina zu. In vollem Schwung erfolgen spektakuläre Abfaller und ein gekonnter Salto an der Trapezstange. Dynamik strahlen die effektvollen und elegant gedrehten Pirouetten aus, die mehrfach am Wendepunkt der Trapezbahn gedreht werden.

Mit einem selbstfahrenden Gefährt gelangen zwei weiße Pudel in die Manege. Unter vernehmbaren Raunen des Publikums nimmt die kombinierte Pudel- und Papageien-Revue von Gerd und Marietta Koch, in die auch Celina Probst involviert ist ihren Beginn.
Zwei Kakadus, zwei Aras und fünf Pudel agieren bereitwillig in der vielseitigen Dressurfolge. Die Hunde zeigen sich als talentierte Springer. Die Papageien beherrschen Flugmanöver und spreizen auf Kommando ihr Gefieder.
Illusionist Alfredo Lorenzo fesselt und verblüfft das Publikum mit zahlreichen formidablen Großillusionen. Zum Auftakt erscheinen vier Assistentinnen „aus dem Nichts“ in einer äsernen Zaubervitrine. In der Folge werden die Damen geschrumpft, verschwinden und erscheinen nach Belieben. Sie werden geteilt und verschoben und von Speeren durchbohrt.
Der zweite Programmteil beginnt mit der Bola-Folklore der „Malambo Company“. Mystisch rotes Licht und wabernde Nebelschwaden umgeben die zwei Damen und vier Herren zum Takt ihrer Trommeln in einer rhythmischen Choreographie. Selbstverständlich sehen wir auch verschiedene gelungene Aktionen mit den umherwirbelnden Bolas.

Die vielseitigen Pferde-Dressuren werden von Clown Pieric mit einer „Hohen Schule“ eingeleitet. Mit einem herrlichen Kostüm-Pony, das aufwändig gearbeitet ist und sehr edel aussieht, zeigt der Clown die Schulschritte derart gekonnt, das die Illusion eines reiterlichen Auftritts perfekt vermittelt wird.
Nun präsentiert Stephanie Probst ein schwarzes „Einhorn“-Pony, das seine vielseitigen Figuren durch große Reifen läuft. Anschließend ist Gerd Koch, im Habitus als Graf Dracula mit drei Friesen zu erleben. Im UV-Licht leuchten nur die roten Geschirre und rote Details am Kostüm des Vorführers hell auf. Die erstklassige Freiheitsdressur mit sechs weißen Araber-“Einhorn“-Hengsten von Stephanie Probst bietet vielseitige Abläufe. Souverän agiert die erfahrene Tierlehrerin und einige hervorragende Da Capo-Steiger beenden den Auftritt in idealer Weise.
Noch einmal sehen wir die „Tumbling Crew“, nun mit einer hervorragenden Darbietung an der Russischen Schaukel. Hohe und weite Flüge nutzen den gesamten Raum des Chapiteau und werden sicher auf einem Kissen oder den Armen und Schultern der Kollegen gelandet. Die vielseitigen Saltovarianten erfolgen ausnahmslos in exzellenter Ausführung und zum Höhepunkt des Auftritts führt ein weiter Flug über ein Drei-Mann-Hoch der Truppenmitglieder.

Die ukrainische Magola Truppe ist mit zwei Auftritten in der Show vertreten. Zunächst arbeitet ein Duo der Truppe am Chinesischen Mast. Viele anspruchsvolle Partnertricks erfolgen in hervorragender Ausführung und mehr als einmal macht sich Erstaunen breit wie der Porteur den nötigen Grip am Mast bekommt.
Wenig später ist die Perche Nummer der kompletten Truppe zu erleben. Auf sehr hohen Stangen erfolgen Kopfstände, bzw. in einem speziellen Gestell wirbelnde Überschläge. Hoch in der Kuppel wechselt eine Artistin von einer zur anderen Perchestange. Mit hochkarätigen Partnertricks auf einer hohen Schulterperche findet der Auftritt seinen Höhepunkt.
Zu guter Letzt wird es noch einmal rasant und laut in der Show Fairytailes. Die „Ghost Riders“ sind im „Globe of Death“ unterwegs. In hohem Tempo rasen die verwegenen Piloten durch die Stahlgitterkugel und nach jedem Durchgang wird die Anzahl der Fahrer erhöht. Schließlich sind sechs Fahrer zur gleichen Zeit und auf kreuzenden Bahnen in Aktion.
Nun haben Lily und Niklas alle Abenteuer bestanden und Cinderellas Schuh wohlbehalten zurückgebracht. Das Dorf und seine Bewohner sind wieder glücklich und die Show endet wie sie begann – mit einem großen fröhlichen Fest.
Die Show wirkt wie aus einem Guss, wird schnell und durchgängig erzählt und wirkt zu keinem Moment aufgesetzt oder bemüht. Circus-Darbietungen und Märchenerzählung fügen sich nahtlos und perfekt zu einem harmonischen Ganzen, das Besucher aller Altersklassen anspricht. Die lebhaften und begeisterten Beifallskundgebungen des sehr zahlreichen Publikums belegen dies eindrucksvoll.