Text und Fotos Friedrich Klawiter
LIMBURGS GROOT KERSTCIRCUS
Gent, 11. Januar 2025

https://wienercircus.com/kerstcircus
Zum neunten Mal veranstaltete der Wiener Circus, Belgiens ältester aktiver Circus, Weihnachtscircus in der flandrischen Industriestadt Genk. Eine große Rasenfläche unweit der attraktiven Fußgängerzone der Stadt dient als Circusplatz.
Das gepflegte Material des Circus ist in exakter Formation aufgebaut und der große Fassadenwagen schließt das Gelände an der Frontseite ab. Der davor platzierte Zierzaun trägt auf gedrehten Säulen goldene Löwenköpfe und schwungvolle Lichterbögen.
An diesem neblig-trüben Wintertag, an dem es nicht richtig hell wird, sind die funkelnden Lichter an den Zelten und der Front die einzigen Lichtblicke.
Im Vorzelt hat die „Wiener Bar“, der Verkaufswagen der Circusrestauration, ihren Platz. Ein Zuckerwattestand und eine Fotowand bilden die weitere Einrichtung und ein festlich geschmückter Weihnachtsbaum nimmt den zentralen Platz ein. Das Chapiteau zeigt sich im bestens bekannten Look. Auch hier sorgt weihnachtliche Dekoration für ein festliches Ambiente und der gesamte Bereich der Zelte wurde mit einem Holzboden ausgelegt.

Die aktuelle Show trägt den Titel „Traditions“ und bringt ein in weiten Teilen neues Programm auf die Bühne. Die zugrunde liegende Idee stammt von Tamara Khurchudova, die auch die Regie übernahm.
Die Auguste Claudio und Leonardo sind im Schein von Laternen auf der Pirsch und entdecken eine riesige Kiste mit der Aufschrift „Danger“. Todesmutig dringt Claudio ein und kehrt nach einiger Zeit und von dumpfen Lauten begleitetem heftigen Kampf mit zerzauster Kleidung zurück. Alle Ensemblemitglieder möchten helfen und kommen mit Kostümen auf die Bühne, doch nichts will passen – bis er endlich seine Stallmeisterjacke anziehen kann.
Massimo Rossi präsentiert sein Können auf Einrädern. Er springt Seil und fährt um Kegel Slalom. Ein höheres Rad wird zunächst auf der Kinnspitze balanciert, dann jongliert er auf dem Rad mit Keulen. Die abschließenden Runden dreht der Artist auf einem sehr kleinen Einrad.
Im weiteren Verlauf der unterhaltsamen Show sehen wir Massimo Rossi mit variantenreichen Tempojonglagen. Tennisbälle, Keulen und Ringe sind die Requisiten seiner Wahl, die ausnahmslos sicher manipuliert werden. Mit der effektvollen Jonglage von Sombreros findet der Auftritt seinen gelungenen Abschluss.

Einige Male verbreiten die Clowns mit hervorragend gespielten Reprisen Heiterkeit. Zu dritt versucht man sich am Schleuderbrett. Dann gilt es eine Flasche, auf dem Kopf stehend, auf einem Besenstiel zu balancieren.
In einem musikalischen Zwischenspiel erklingen weihnachtliche Melodien auf dem Xylophon und später stellt sich die „Magische Glocke“ als fauler Zauber heraus.
„Chihuaha“ verkündet August Claudio und lässt, anstatt die Bühne zu fegen, den Song aus seinem Musikgerät abspielen – doch der strenge Herr Direktor ist anderer Meinung.
Im großen Entrée der „Los Claudios“ geht es lebhaft zur Sache. Flott folgen die Gags aufeinander und einiger Klamauk wechselt mit sehr viel gekonnt gespielter Musik. Der „große Gorilla“, der das musizieren einige Male unterbricht, lässt die zahlreichen kleinen Besucher eifrig und lautstark mitgehen.
Selena Cannone-Chaves, zwölfjährige Tochter des Hauses, hat eine harmonische Darbietung an den Strapaten einstudiert, die mit viel Spielfreude und extrem ausdrucksstark präsentiert wird. Gekonnt und sicher arbeitet die Nachwuchsartistin die unterschiedlichen Tricks.

Zwei Darbietungen präsentiert Tamara Khurchudova in dieser Show. Zunächst sehen wir ihren neuen, mystisch daherkommenden Magic Act. Gedämpftes Licht und Nebel bilden den geeigneten Rahmen für die Manipulationen. Scheinbar aus dem Nichts erscheinen zahlreiche Schirme unterschiedlichster Größe und „bevölkern“ die Bühne. Immer wieder wandeln sich schlichte weiße und rote Tücher, die die Magierin manipuliert in weitere Schirme. Mehr als vierzig seien es, lässt sie uns wissen, als schließlich zwei große Sonnenschirme den Höhepunkt des Auftritts bilden und die Artisten im Konfettiregen einen Kostümwechsel vollzieht.
Im Flamenco-Stil präsentiert Tamara Khurchudova ihr Spiel mit den Hula Hoops. Perfekt sind Bewegung und Jonglage auf den Rhythmus der Musik abgestimmt. Licht, Musik und Jonglage sind hier eine hervorragende Einheit.
Nach der Pause sehen wir Lowell Ukmar auf der Rola Rola. Er springt Seil springen und balanciert auf einem Ball. Sechs metallene Bänkchen bilden unter seinen Füßen auf der Rola einen hohen Turm. Abschließend sind sieben Rollen der labile Untergrund, auf dem die Balance sicher gehalten wird.
Miss Ixchel aus Mexiko arbeitet zunächst gekonnte Kontrosionen. Ein ums andere Mal biegt sie Körper und Gliedmaßen in extreme Positionen und mit einem gekonnten Pfeilschuss, mit den Füßen und im Handstand stehend, findet der Auftritt seinen gelungenen Abschluss. Ihr Act an den Strapatentüchern ist im zweiten Programmteil platziert und bringt eine Reihe relevanter Tricks des Genres. Elegant und gekonnt erfolgen die Aktionen in der Zeltkuppel.

„Wiener Western“ bietet Direktor Ricky Cannone mit Ehefrau Denni Chaves und Tochter Serena. Unter lautem knallen zerlegen Bullpeitschen Zeitungsseiten und rotierende Papierbänder zu kleinen Schnipseln. Dann nehmen die Damen wechselweise ihren Platz vor dem Brett ein und Ricky Cannone platziert die Wurfmesser nahe um ihre Körper. Besonders effektvoll sind die abschließenden Touren mit Messern an deren Griffen sehr starke Flammen brennen.
„It's magic“ heißt es schließlich und eine Reihe gelungener Großillusionen bringt noch einmal die Direktionsfamilie auf die Bühne.
Nahtlos geht die Magic Show ins Finale über. Die Mitwirkenden stellen sich entlang der Bühne auf und kleine rote Lichter „wandern“ von Hand zu Hand und werden schließlich kreuz und quer von einem zum anderen „geworfen“. Bei der Einzelvorstellung zeigt ein jeder Artist noch einmal einen kleinen Illusionstrick. Schließlich bedankt sich Direktor Ricky Cannone für den zahlreichen Besuch und den lang anhaltenden und starken Applaus.
Traditionell verabschieden Artisten und Direktion persönlich das begeisterte Publikum beim Verlassen des Chapiteau.
Ein Besuch dieses liebenswerten Unternehmens ist immer lohnenswert und für die kommende Saison verspricht man ein besonderes Programm, gilt es doch das große Jubiläum – 60 Jahre Wiener Circus – gebührend zu feiern.