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Text und Fotos Friedrich Klawiter
GROOT LIMBURGS KERSTCIRCUS
Genk, 11. Januar 2020

www.wienercircus.com
Zum fünften Mal veranstaltete der Wiener Circus seinen Weihnachtscircus im Herzen der flandrischen Provinz Limburg – in Genk. Die neue Show, jeweils zum Weihnachtsgastspiel wird der Programmwechsel vollzogen, bietet erneut beste Unterhaltung, bietet echten und guten Circus in einem heimeligen Ambiente.
Der Circusplatz in der ehemaligen Zechenstadt im belgischen Kohlerevier ist nahe der Innenstadt in einem kleinen Park gelegen. Der historische Durchgangs-Kassenwagen, der von Anbeginn mit dem Wiener Circus reist, bildet mit seiner dekorativen Bemalung die attraktive Front des Unternehmens. Die Zugmaschinen und Transporte, allesamt weiß und blau mit gelbem Band lackiert, reihen sich in einem dichten Kreis um den weiß-blauen Zeltbau.
Das Chapiteau von sechsundzwanzig Metern Durchmesser ist eine spezielle Konstruktion. Die Masten, sind schwenkbar am Transport-Wagen montiert, so dass Zelt und Wagen eine Einheit bilden. Wenn das Zelt aufgebaut ist, bildet der Wagen die große, runde, erhöhte Bühne, die an Stelle einer Manege als Spielstätte dient.
Kunstvoll verzierte Logen mit drei Stuhlreihen sind dicht um die Bühne angeordnet und vier Tribünenwagen mit fest montierten Gradinreihen füllen das Zelt. Der große Artisteneingang, mit orientalisch anmutendem Dekor üppig verziert, nimmt den hinteren Bereich des Zeltes ein.

Zu Programmbeginn ist die einzige Tier-Darbietung, die neu arrangierte Hunderevue der Chaves zu erleben. Die Jack  Russell Terrier tragen nun Halskrausen in Form von Löwenmähnen und die Vorführer sind im Safari-Look gekleidet. Die umfangreiche Trickfolge wird temperamentvoll präsentiert. Zum Da Capo rollt eine riesige Kiste, aus der dumpfes Gebrülll schallt, auf die Bühne und Leonel Chaves müht sich redlich, die "wilde Bestie" zum verlassen der Behausung zu bewegen.
Ein „Crazy Slinky“ erobert die Bühne und verblüfft in erster Linie die jüngsten Besucher.
Zu Beginn der Fakirshow des Duo „Gipsy Fantasy“ schluckt die Partnerin gekonnt Feuer. Anschließend präsentiert sie höchst publikumswirksam einen Scherbenlauf. Zahlreiche Fackeln werden im Mund verlöscht und mit im Mund gehaltener Flamme wieder neu entzündet. Zum Höhepunkt des Auftritts stößt der Fakir meterhohe Flammensäulen aus seinem Mund aus.
Eine „Luna Phantasie“ präsentiert Adla Teelker in einem rotierenden, chromblitzenden Requisit. In einem harmonischen Ablauf werden die vielseitigen Haltefiguren gekonnt ausgeführt.

Clown Leonel Chaves beweist auch in dieser Saison wieder sein Können mit einiger Reprisen aus seinem schier unerschöpflichen Repertoire. Er versucht sich als Schlangenbeschwörer und spielt gemeinsam mit dem Publikum mit Luftballons. Doch sein strenger Mitspieler, Leonardo de Vos, unterbindet das Spiel immer wieder durch Zerstörung der Ballons – bis ihm eine Überraschung zuteil wird. Gemeinsam untersuchen die beiden Auguste, welche Flüssigkeit da wohl aus einer Geschenkbox austritt und auch Logenbesucher dürfen mitraten. Leonardo de Vos spielt den „Circus Renz Galopp“ virtuos auf dem Xylophon. Schließlich versuchen sich die Auguste im Hula Hoop, doch die erst achtjährige Selina muss den Beiden zeigen, wie man die Ringe richtig kreisen lässt.
Höchst turbulent geht es im großen Entrée der „Los Claudios“ zu. Direktor Ricky Cannone möchte ein edles Restaurant eröffnen und die Auguste bieten diensteifrig an, für das fehlende Personal einzuspringen. Der „Gast“ braucht starke Nerven und Geduld, um hantieren mit einem Siphon und tieffliegende Spaghetti zu ertragen. Schließlich münden die Versuche elegant zu kellnern in eine Sahne-Schlacht. Mit temperamentvollem gemeinsamen musizieren klingt das Entrée harmonisch aus.

Leider nur noch selten zu sehen sind Darbietungen am Haltestuhl. Das Duo Teelker bietet eine umfassende Abfolge gängiger Tricks des Genres, die flott in erstklassiger Manier gearbeitet wird. Die dynamischen Abläufe kommen auf den wohlgefüllten Rängen bestens an und mit einem rasanten, voll ausgedrehten Nackenhang findet der Auftritt seinen gelungenen Abschluss.
Mit einer flott präsentierten Magic-Show geht es in die Pause. In verschiedenen Groß-Illusionen „erscheinen“ und „verschwinden“ Mitglieder des Ensembles wie von Zauberhand und Verblüffung macht sich auf den Rängen breit.
Eine große Western-Show eröffnet den zweiten Teil der Show. Peitschen knallen krachend laut, Lassoschlingen wirbeln wild umher und Zeitungsseiten werden mit der Bull-Peitsche in kleine Schnipsel zerlegt. Direktor Ricky Cannone zeigt sich als sicherer Messerwerfer, der die Klingen in hohem Tempo sehr nahe neben der Partnerin platziert. Die abschließende Tour, bei der die Messer mit verbundenen Augen geworfen werden, markiert den Höhepunkt der Darbietung.
Als vielseitiger und versierter Tempojongleur tritt Joshua Ukmar vor sein Publikum. Zu Beginn lässt er einen Tennisschläger auf den Devilsticks tanzen. Es folgen Touren mit weißen Ringen, von denen bis zu sieben sicher manipuliert werden. Den Schwerpunkt seiner Darbietung bilden variantenreiche Routinen mit Keulen.
Lowell Ukmar, der jüngere Bruder von Joshua, präsentiert sein umfangreiches Können auf der Rola-Rola. Seil springen und die Balance auf einem Ball erfolgen sicher und gekonnt, genau wie die Rotation auf einer Drehscheibe. Fünf Bänkchen türmt er unter seinen Füßen auf der Rola aufeinander und abschließend sind es sechs Rollen, auf denen die Balance sicher gehalten wird.

Spannungsgeladene Momente bietet der Auftritt von Cesar Teelker am Schwungseil. Weit ausschwingend wird der gesamte Raum der Kuppel genutzt und zahlreiche Balancen und effektvolle Abfaller ungesichert ausgeführt.
Vor dem Finale erleben wir „Laserman“ mit seiner mitreißenden Action. Die Manipulationen der bunten Lichtstrahlen im perfekten Zusammenspiel mit der Musik kommt nicht nur bei den jugendlichen Zuschauern gut an, wie viele begeisterte Ausrufe erkennen lassen.
Bunte Luftballons fliegen zu Beginn des Finale ins Publikum und Direktor Ricky Cannone übernimmt eloquent die Rolle des Sprechstallmeisters und stellt sein Ensemble vor. Traditionell verabschieden Artisten und Direktion das begeisterte Publikum am Ausgang persönlich. Von einem guten und abwechslungsreichen Programm bestens unterhalten tritt das sehr zahlreiche Publikum zufriedengestellt den Heimweg an.
Ein Jeder der gerne gute Circuskunst erlebt, sollte einen Besuch dieses liebenswerten Circus nicht versäumen.