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Text und Fotos Friedrich Klawiter
KERSTCIRCUS HAARLEM
Haarlem, 27. Dezember 2018 

https://kerstcircus-haarlem.nl
Zum siebenundzwanzigsten Mal wurde der "Kerstcircus Haarlem"  präsentiert. Die Direktion liegt mittlerweile in den Händen der Duursma Groep Events BV. Die künstlerische Leitung lag erneut in den bewährten Händen von Rob Ronday, während Alberto Althoff als Betriebsleiter für die Circustechnik verantwortlich war.
Auf einem Rasenplatz iIm Reinaldapark in Haarlem war der prächtige Circus aufgebaut.
Das weiße Vier-Masten-Chapiteau, mit roten Applikationen, ist die Spielstätte des Circus und mittels eines Tunnels mit dem Vorzelt, einem optisch passenden, sehr hohen Zwei-Masten-Zelt verbunden.
Die dekorative Fassade mit den integrierten Kassenschaltern und der riesigen Leuchtschrift obenauf bildet im Zusammenspiel mit dem verspielten weiß-roten Zierzaun eine einladende Front.
Zwischen Fassade und Vorzelt ist unter einem Zeltdach ein großer Streichelzoo eingerichtet. Rund sechzig Ponys, Ziegen, Schafe, Esel, Schweine und Kamele bevölkern Freigehege und Ställe. Rustikal gestaltete Imbissstände komplettieren diesen Bereich.
Im Vorzelt herrscht eine anheimelnde Atmosphäre. Der Holzboden ist mit Sägespänen bedeckt, zahlreiche Lichterketten spannen sich aus der Kuppel zum Rondell und reich geschmückte Weihnachtsbäumen sorgen für festliches Flair. Ein nostalgisches Kinderkarussell steht im Zentrum des Zeltes. Die prächtigen Container der Circusrestauration und kunstvoll gefertigte, liebevoll mit kunstvoll gemalten Circusmotiven dekorierte Verkaufsstände funkeln im Glanz der Lichter.
Im Chapiteau steht ein großes Schalensitzgradin und elegante Logen bereit, die zahlreichen Besucher aufzunehmen. Mit Tannengirlanden, in denen zahllose Lichter funkeln sind die Masten und Geländer geschmückt.

Die aktuelle Show stand unter dem Motto „The next Generation“. Man thematisiert treffend den immer größer werdenden Anteil der jungen Direktions-Generation und visualisierte dies sehr anschaulich an der recht unterschiedlichen Programmgestaltung der beiden Teile der Show.
Zu Beginn der Show verwandelt sich der „Hausmeister“ Pascal de Boer in den Clown Pascal und wärmt die Besucher an.
Der „alte“ Circusdirektor Rob Ronday sitzt in der Manege auf einer Bank und erinnert sich  an 250 Jahre Circus. Er erzählt seinem Sohn Justin, der hinzutritt von „damals“. Auf einen weißen Vorhang vor dem Artisteneingang werden großformatige Bilder von längs vergangenen (niederländischen) großen Circusunternehmen und Direktionen projiziert – Straßburger, van Bever und Boltini seien hier stellvertretend genannt.
Ein kurzes Charivari steht für die Straßenparade früherer Zeiten und mit einem der ältesten Genres startet das bunte Spiel mit einem der Höhepunkte der Show, dem furiosen Auftritt des Trio Camadi auf dem Hochseil.
Über Schrägseil steigen Kevin und Joana empor. Spektakulär trägt Joana ihren Bruder Kevin im Zwei-Mann-Hoch über das Seil. Seil springen, Spagat und der Bocksprung von Carlos über seine Tochter sind weitere Highlights des trickstarken Auftritts. Kevin springt auf dem Seil über beide Partner und selbstverständlich erfolgt der Abgang wieder über die Schrägseile.
Wenig später sehen wir Joana Camadi mit gekonnter Akrobatik am Luftnetz. Im Harlekin-Kostüm bietet die junge Frau eine Reihe attraktiver Abläufe in einem romantisch gestalteten Auftritt.
Elegant und souverän wie eh und je präsentiert Karl Trunk seine formidable Freiheitsdressur mit Ponys. Die acht Kleinpferde, alle in unterschiedlicher Größe und Fellfarbe beherrschen ein umfangreiches Repertoire an Lauffiguren, das in exzellenter Weise dargeboten wird. Gelungene Steiger lockern den Ablauf ideal auf. Als Da Capo erfolgt ein Groß-und-Klein eines mächtigen Shirehorse im Zusammenspiel mit einem der kleinsten Ponys. Der stets reizvolle Kontrast der unterschiedlich großen, gemeinsam agierenden Pferde tritt hier besonders zu Tage.

Pascal de Boer ist mit einigen Reprisen zu erleben. Zunächst versucht er sich als eleganter Magier und lernt den Unterschied zwischen „Bandana“ und „Banana“ plastisch kennen. Stimmungsvolles Syxophon-Spiel wird in einer weiteren
Szene geboten. Einem mitspielenden Zuschauer, der in ein spezielles Jackett gekleidet wird, leiht er gekonnt seine Hände.
Devid Robert zeigt sein Können auf der Rola-Rola. Er springt Seil, stapelt vier Bänkchen unter seinen Füßen und balanciert auf einem Basketball. Abschließend bilden vier Zwischenelemente und zwei Rollen einen labilen Turm, auf dem der Artist sicher steht.
Im dichten Bühnennebel rollt zu dramatischen Klängen mit sonorem Sound ein gelb lackierter „Sportwagen“ in die Manege. Im Schwarzlicht hat der Transformer seinen großen Auftritt. Ein paar knappe Fahrmanöver, dann hebt sich das Vorderteil des Gefährts empor und das Automobil verwandelt sich in eine mehrere Meter hohe Robotergestalt. Blitzende rote und blaue LED-Ketten markieren die Konturen, während sich die zu Armen mutierten Türen heben und senken. Die Auto-Scheinwerfer blenden ins Publikum und im Roboterkopf, der aus dem Motorraum ausfuhr, leuchten blaue Lampen. Fasziniert verfolgen nicht nur die kleinen Zuschauer die Metamorphose und die Bewegungen des auch aufgerichtet noch fahrfähigen Vehikels.
Der zweite Teil der Show beginnt mit der Flugtrapez-Darbietung der „Flying
Oliver“. Eine ansprechende Auswahl gängiger Tricks des Genres wird in erstklassiger Ausführung geboten. Ein Teil der Sprünge absolviert die temperamentvoll agierende Truppe im Schwarzlicht.

Nachdem wir bis hierhin den traditionellen Circus erleben konnten, ist nun Zeit für die Zukunft und Rob Ronday – er führte bis zu diesem Moment in vertrauter Weise als sehr angenehmer Manegensprecher durch die Show – übergibt in herzlicher Weise das Zepter an seinen Sohn. Justin, als Vertreter der jungen, zukunftsweisenden Generation nimmt die Aufgabe erfreut an.
Einen formidablen Act mit dem Cyr-Rad präsentiert Martin Tonev. Elegant und spielerisch leicht wirkend zaubert er die verschiedensten Figuren aufs Parkett.
Mit einer großen Magic-Show begeistert Justin Ronday die Besucher. Eine große Anzahl attraktiver großer Illusionen präsentiert der sympathische junge Mann in zeitgemäßer Weise. Aus einer zuvor leeren gläsernen Kiste steigt eine Assistentin und auf einem zuvor unbesetzten Sessel erscheint eine weitere. Etliche weitere attraktive Tricks folgen und schließlich hängt eine „gesprengte“ Zauberkiste in der Kuppel, derweil der Magier wohlbehalten im Gradin auftaucht.
Die Geschwister Elena – Jonglage mit Spitzentanz und Quick Change - und Bryan Gambi – Handstandequilibristik – arbeiten ihre jugendlich gestylten Darbietung ebenso im zweiten Teil der Show, wie ein junger Mann seine leistungsstarke Akrobatik an den Strapaten.
Das Duo Lugo ist mit einer hervorragenden Laser-Show zu erleben. Zunächst werden in bekannter Form die bunten Lichtstrahlen manipuliert. Alsbald „fliegt“ die Partnerin in einem sphärischen und per LED-Technik leuchtenden Kostüm im Schein der Laser, um bald darauf einige Hula Hoop Touren zu zeigen.
Die Darbietung geht nahtlos ins Finale über, da das Ensemble – zum Teil ebenfalls in Kostümen mit LED-Schnüren die Manege füllt. Mit einem großen bunten Bild findet die sehr unterhaltsame und bestens gelungene Show des Kerstcircus Haarlem ein ebensolches Ende. Frenetischer Applaus des begeisterten Publikums kündet von dessen Zufriedenheit, während die Akteure die Manege in Richtung Vorzelt verlassen. Dort hat ein jeder die Gelegenheit zu Selfies und auf einer eigens eingerichteten Seite des Programmheftes kann man die Autogramme der Artisten sammeln.