Text und Fotos Friedrich Klawiter |
Circus Harlekin Frutigen, 30. März 2008 www.circusharlekin.ch |
Harlekin - Circus für Alle! Unter diesem Motto startete der schmucke kleine Circus von Monika Aegerter und Peter Pichler in diesem Jahr früher als gewöhnlich, wegen des sehr frühen Osterfestes, in die Saison. Wetterkapriolen, der Wintereinbruch im März, machten dem Circus zu schaffen und erzwangen Tourneeänderungen und Ausfälle wegen Unbespielbarkeit von Plätzen. Hinzu kommen neue Bestimmungen, in Folge der bilateralen Verträge der Schweiz mit der EU müssen Standards angeglichen werden, die den Circussen das Leben schwerer machen und für Unwollen bei den Direktionen sorgen. In Frutigen steht der Circus am Ortsrand auf einem befestigten Gelände und gibt gegen die hohen Gipfel des Berner Oberlandes im ersten Frühlingssonnenschein ein malerisches Motiv ab. Die alte Orgel schmettert während des Einlasses ihre Melodien über den Platz, Artisten und Mitarbeiter heißen die Besucher willkommen. Es herrscht eine freundliche, fröhliche Atmosphäre und selbstverständlich gibt es wie jedes Jahr auch heuer wieder ein sehr gut gemachtes aktuelles Programmheft. Dessen Cover wurde, ebenso wie die Plakate, auch in diesem Jahr wieder vom Schweizer Künstler Hansueli Schäfer gestaltet. Beim Circus Harlekin wurde auch in diesem Winter wieder in die technische Ausrüstung investiert und als auffälligste Neuerung sind vier Scanner im Chapiteau zu sehen. Sie sorgen dann auch gleich beim poetischen Opening mit ihren Lichtspielen für die richtige Atmosphäre. Natalia (Tsytko) stimmt das Publikum mit ihren Seifenblasen auf das kommende ein. Die Harlekin Schauband, fünf Musiker und Kapellmeister Vadym Kovalchuk präsentiert sich im Rampenlicht und dann erscheint die Direktion zur ersten Reprise als “Harry Potter für Arme” in der Manege. Unter dem Künstlernamen “Les Nicas” sind Monika Aegerter, als sympathische Weißclownesse, und Peter -Pedro- Pichler, als liebenswerter Erzkomödiant der stets der bessere Ende für sich behält, seit Jahren omnipräsent in ihrem Unternehmen. Wie stets erfüllen sie, natürlich jährlich wechselnden, mit einigen Reprisen und einem Entree - in dieser Saison der zerbrochene Spiegel - die Erwartungen ihres Publikums. Als große Überraschung des Harlekin-Programms erweist sich gleich zu Beginn “Susanne”. Die junge Schweizerin, sie kommt aus dem Diemtigtal, ist ausgebildete Pferdepflegerin, und mit ihren beiden eigenen Pferden für die Saison verpflichtet. Der Freiburger Wallach und das Shetlandpony zeigen ein perfekt laufendes Groß-und-Klein in dem alle Tricks des Genres zu sehen sind. Dass der jungen Frau Showmanship nicht in die Wiege gelegt wurde, es ist ihr erstes Engagement, ist leider noch ziemlich deutlich zu sehen. Sie wird im Laufe der nächsten Monate mit Sicherheit an Routine gewinnen und durch einen optimierten Verkauf die Qualität ihrer Dressur besser darstellen. Die Truppe Alexander arbeitet zunächst mit vier Mitgliedern als “Alte Kameraden” und selbstverständlich “zerstört” der Helfer aus dem Publikum dabei das Schleuderbrett. Später sehen wir sie als Quintett mit einer raumfüllenden rasanten Show am Schleuderbrett. Beim Trio Tsytko, in der letzten Saison waren sie mit ihrer Kombination aus ikarischen und Antipodenspielen beim Circus von Reinhard Probst zu sehen, gab es kurzfristig personelle Veränderungen. Der Obermann schied aus privaten Gründen aus und wird bei einigen Tricks, so auch auf der Akimotoleiter, durch den noch sehr jungen Sohn des Truppenchefs ersetzt. Als zweite Dressurnummer dirigiert Nicole Pichler vier große Steppenkamele, sie kommen vom Circus Olympia, durch die Manege. Auch bei Harlekin wird das Thema Fußball-EM aufgegriffen. Zoltan, ein junger Mann aus Ungarn jongliert mit bis zu fünf Fußbällen. Mit Händen, Füssen und auf dem Mundstab hält er die Bälle in der Luft, doch leider wirkt seine Show ein wenig hektisch. Seine Partnerin Luca Toth arbeitet am Luftring. Platziert wurde sie, wohl als besonderer Gag der Regie ganz am Ende des Finales und wird damit unter Wert verkauft. Die meisten Zuschauer haben die Vorstellung für sich beendet, stehen schon auf, sind unaufmerksam und die junge Frau findet nicht die Beachtung und Aufnahme, die sie auf Grund des gezeigten verdient hätte. Ebenfalls aus Ungarn, direkt von der Budapester Circusschule kommt das Duo Viro - Vivien Galovicz und Robert Szabo. Sie sind zunächst mit einer Handstanddarbietung präsent. Die Trickfolge wird immer wieder von kurzen Tanzeinlagen zu deutscher Schlagermusik der siebziger aufgelockert. Insgesamt wirkt diese Nummer noch ein wenig unfertig. Ganz anders dagegen ihre Arbeit an den Strapatentüchern. Sehr schön anzusehen, mit gutem Licht in Szene gesetzt, zeigen sie eine trickreiche Arbeit bei der auch Vivien Galovicz als Porteur agiert. Das Finale bei Harlekin wird traditionell groß zelebriert mit Vorstellung aller Mitwirkenden, Zugaben und Life-Gesang der Direktion. Circus Harlekin bereist im wesentlichen jährlich die gleiche Route und ist ein fester Eckpunkt im gesellschaftlichen Leben der zumeist kleineren Ortsgemeinden. Die Direktion verabschiedet sich stets persönlich im Eingangsbereich von allen Besuchern, wechselt mit jedem ein paar Worte, und es wird deutlich, dass Harlekin auf ein treues Stammpublikum zählen kann. |