Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE Frandjis HART
St. Avold, 01. Mai 2010
In der lothringischen Kleinstadt St. Avold hatte der respektable Familiencircus von  Frandjis Hart auf dem Parkplatz eines Supermarktes aufgebaut. Auch dieser Circus trägt die in Frankreich gebräuchlichsten 'Circusfarben' rot und gelb.
„De pere en fils depuis 7 Generations“ - Circus in siebter Generation - lautet sinngemäß der Slogan auf Fahrzeugen und Flyern. Vom jungen Direktor erfahren wir, dass er den Circus vor zwei Jahren von seinem Vater übernommen hat.

Ein 'rechteckiges' größeres Viermasten-Chapiteau bildet das Zentrum des Unternehmens. Zwei hohe Gitterbögen rahmen den Namenszug über der Kuppel ein. Sauber, gepflegt, einheitlich lackiert, mit Circusmotiven bemalt und dem Namenszug beschriftet stellt sich der moderne Fuhrpark aus Sattelaufliegern und Anhängern, der von Renault Magnum Zugmaschinen und Lkw befördert wird, dar.
Ein kombinierter Durchgangs-Kassenwagen, flankiert von zwei Sattelzügen bildet die Front. Entlang der Hauptverkehrsstraße wurden auf einem Wiesenstreifen die beiden Ställe mit den dazwischen platzierten Vordächern dekorativ platziert, sorgen für einen großzügigen einladenden Eindruck. Einige Pferde, ein Dromedar und einige Lamas bewohnen die großzügigen Boxen der Ställe. In vergitterten Kofferaufbau eines kleineren Lkw ist ein Löwenpärchen untergebracht, im angekoppelten Anhänger fanden einige Hundskopfaffen ihre Unterkunft. In einem weiteren Raubtierwagen leben die sechs Löwinnen, die die derzeitige Dressurgruppe bilden.
Die Werbung des Circus ist nicht zu übersehen, bzw. überhören. Viele Plakate zieren die Stadt und vier Pkw durchkreuzen, mit lautstarker Musik und unter lebhaftem rekommandieren der Beifahrerinnen die Straßen.


Durch Holztüren gelangt man das Chapiteau, dass sich in seinem Innern recht ursprünglich zeigt. Ein blau lackierter Container, er markiert den Foyerbereich in dem das Platzierpersonal die Gäste in Empfang nimmt und zu ihrem Platz geleitet. Zudem ist er das Podium, auf dem der Verfolger seinen Platz findet. Entlang des Rondells sind an drei Seiten einfache fünfreihige gerade Tribünen errichtet. So ergibt sich ein weiter freier Raum zu den Logen, die in gelb und blau gehalten sind. Der Restaurationscamping mit beachtlichem Angebot, es werden Crepes und Popcorn frisch zubereitet, findet gleichfalls im Chapiteau Platz. Der hintere Bereich des Zeltes ist über die gesamte Längsseite mit einer blauen Plane abgeteilt. Als Artisteneingang wurde ein Wagen mit kleiner Bühne, dessen Vorderseite mit schlichtem glattgespanntem rotem Stoff dekoriert ist, integriert. Er nimmt zudem die Licht- und Tonregie auf.

Wie in so vielen traditionellen französischen Circussen beginnt auch hier die Vorstellung mit einer Raubtierdarbietung. Direktor Frandjis Hart führt seine sechs Löwinnen äußerst gekonnt vor. Die Katzen arbeiten sehr schnell und routiniert ihre zahlreichen Tricks. Pyramide, Sprünge, Balkenlauf, Teppich, Löwenbar werden u. a. bereitwillig in raschem Wechsel absolviert. Natürlich fehlen auch Scheinangriffe in der ein wenig „auf wild“ präsentierten erstklassigen Dressurfolge nicht.
Auch die beiden anderen Dressurnummern werden von Frandjis Hart vorgestellt. Da sind zunächst ein Friese und ein Dromedar, die gemeinsam ihre Runden in der Manege drehen. Auf Tonneaus stehend, werden sie von einem Pony umrundet. Später folgt die 'Cavalerie'. Vier großrahmige Palominos, die mit großen weinroten Decken dekoriert sind, bieten ihre Lauffiguren in ruhigem Tempo dar.

In zwei Disziplinen der Luftartisten präsentiert Mademoiselle Sophie, die älteste Tochter des Hauses, ihre Evolutionen. Sowohl an den Tuchstrapaten als auch am Vertikalseil gefällt sie mit einer ansprechenden Trickfolge, die sicher und gefällig präsentiert werden. Ihre jüngere Schwester Shereguene tut es ihr gleich mit ihrer Kür am Ring.
Die große Magic-Show der „les Sephora' s“ - die Ehefrau des Direktors und drei ihrer Töchter - zeigt ein breites Spektrum an Illusionstricks. Man beginnt mit dem klassischen hervorzaubern von Tauben und beendet den Auftritt mit zwei Großillusionen.
Clown Chico, ein Cousin des Direktors, unterhält mit einigen oftmals zu sehenden Reprisen das Publikum. So spielt er u. a. während des Käfigabbaus mit den Zuschauern Ball, vertreut Popcorn über die Logen und lässt als großer Dompteur einen Stoffhund durch einen Reifen springen. In der umfangreichsten Szene wandert dann wieder einmal der Ghettoblaster in die Mülltonne, da das musizieren verboten ist.


Die weiteren artistischen Darbietungen in diesem Programm kommen vom 'Duo Monro'. Robert Price, er stammt aus dem englischen Circus Santus, und seine ungarische Ehefrau Monika Magyar gefallen zunächst mit einer eleganten Keulenjonglage. Flott und super sicher werden die vielfältigen publikumswirksamen Muster präsentiert.
Detailverliebt gestaltet und mit sehr viel Spielfreude vorgeführt, hebt sich die Tellerjonglage  vom allgemein Gebotenen des Genres ab. Rock n' Roll heißt das Thema. In stimmigen Kostümen eröffnen die beiden Akteure mit einem ebensolchen zu Elvis' „Jailhouse Rock“ den Tellerwirbel. Die Abfolge der Tricks folgt durchaus bekannten Mustern, der stimmige Verkauf bringt das Besondere. Schlussendlich rotieren achtzehn Teller auf den Stäben und nachdem Robert Price eine coole Lederjacke angezogen hat finden die Löffel auch ihren Weg vom Tablett in die Gläser.
Eine starke Handstandkür zelebriert Monika Magyar zum Abschluss der Vorstellung. Auf einem hohen Piedestal mit vorgebauter Treppe überzeugt sie mit vielen kraftvoll ausgeführten unterschiedlichen Posen und Tricks. Als Höhepunkt ihrer Evolutionen schießt sie im Handstand stehend mit ihren Füssen einen Pfeil von einem Bogen ins Ziel - in einen großen Ballon.

Das kurze Finale offenbart, dass es nicht unbedingt vieler Akteure bedarf ein unterhaltsames abwechslungsreiches Circusprogramm zu gestalten. Direktor Frandjis Hart bedankt sich beim zufriedenen, sehr zahlreich erschienen Publikum für den lebhaften Applaus. Beim verlassen des Circusplatzes nutzen viele Besucher die Gelegenheit, den ein oder anderen Vierbeiner des Circus noch einmal ganz aus zu bestaunen.
Der Circus Franjis Hart ist ein Familiencircus mit eigenem Flair und einem sehenswerten Programm. Wer die Gelegenheit dazu hat, sollte einen Besuch keinesfalls versäumen. 

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