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Text und Fotos Friedrich Klawiter
HEILBRONNER WEIHNACHTSCIRCUS
Heilbronn, 23. Dezember 2016

www.weihnachtscircus.com
Circus at his best – einerlei ob Zeltanlagen, Ausstattung, Programm, Licht oder Musik, der Direktion des Heilbronner Weihnachtscircus - Sascha Melnjak und Uwe Gehrmann - erfüllen auch in diesem Jahr in allen Belangen die allerhöchsten Ansprüche.
Traditionsgemäß waren die mächtigen Zeltanlagen auf der Heilbronner Theresienwiese aufgebaut. Das gewaltige weiße Chapiteau von achtundvierzig Metern Durchmesser dominiert den Platz. Die neu gestaltete, hell erleuchtete, mit zahlreichen Weihnachtsbäumen geschmückte Fassade, ein moderner Kassencontainer, ein großer aufblasbarer Weihnachtsmann und das große Vorzelt empfangen den Besucher. Zahlreiche Wohnwagen, Transporter, Stallanlagen und Freigehege sind um die Zelte gruppiert.
Das Restaurationszelt zeigt im Innern ein höchst elegantes Design. Die Seiten sind mit rotem Stoff versehen und zahlreiche Lichtnetze davor sorgen für den notwendigen Glanz. Gruppen schlanker „Schnee bedeckter“ Weihnachtsbäume strukturieren den Raum um die mit Hussen versehenen Sitzgruppen. Die Weihnachtsmarkt-Häuschen der Restauration vervollständigen die Einrichtung.
Durch einen breiten, weiß ausgekleideten Tunnel führt der Weg ins Spielzelt. Die roten Logen sind mit Polstertühlen ausgestattet und die Schalensitze des großen Gradins mit Lederhussen überzogen.
Die moderne, allerbestens bestückte Lichtanlage wird von Enrico Zoppe gekonnt eingesetzt. Mit seinem exzellenten Lichtdesign entstehen großartige optische Effekte und die auftretenden Artisten werden in idealer Weise in Szene gesetzt.
Volodymyr Kozachuk und seine acht Musiker schaffen mit ihrem druckvollen Spiel einen hervorragenden Soundteppich, der die Show trägt, Akzente setzt und die Artisten perfekt unterstützt.


Fabian Egli ist seit vielen Jahren Conferencier im Heilbronner Weihnachtscircus und erneut versorgt der eloquente Sprechstallmeister die Zuschauer mit allen Informationen. Mit seinem stimmungsvollen Live-Gesang nimmt die Show ihren Beginn.
Die Truppe „Zuma Zuma“ eröffnet die Spielfolge. Die sechs afrikanischen Artisten bauen in rasantem Tempo mit ihren Körpern Pyramiden und betätigen sich als Reifenspringer. Eine furiose Limbo-Show komplettiert den Auftritt.
Die Gruppenjonglage der Messoudis kommt auch in diesem Rahmen allerbestens an. Besonders der effektvolle Schlusstrick, zu dem per gezieltem Keulenwurf Zigarette, Hut und Sonnenbrille vom Kopf gekickt werden, reißt die Zuschauer von ihren Sitzen.

Vier Dressur-Darbietungen bot die aktuelle Produktion des Heilbronner Weihnachtscircus.
Gina Giovannis präsentierte ihre sechs Hunde in einem temperamentvollen Ablauf. Die genretypischen Tricks folgen flott aufeinander und werden von den vierbeinigen Akteuren eifrig ausgeführt. Vielerlei Sprünge bilden die Basis des Auftritts und der Satz eines Bobtails durch einen kleinen Ring, den die Vorführerin in Schulterhöhe hält, ruft allgemein Erstaunen hervor. Eine Runde im Spansichen Tritt parallel mit der Dresseurin, hochsitzen und überrollen sind weitere Elemente der Darbietung, die abschließend alle Hunde auf der Rutschbahn sieht.
Amedeo Folco jr. präsentiert zunächst die beiden indischen Elefanten „Baby“ und „Sharon“. Temperamentvoll und gekonnt lässt der jugendliche Dompteur seine beiden mächtigen Dickhäuter ihr erlerntes Können ausführen. Laufarbeit und Akrobatik vereinen sich harmonisch zu einem abwechslungsreichen und tiergerechten Ablauf.
Zu Beginn des zweiten Programmteils präsentiert Amedeo Folco jr. zunächst vier Kamele. In flottem Tempo absolvieren die Trampeltiere ihre Figuren. Den zweiten Teil des Auftritts bestreiten zwei Dromedare zusammen mit zwei braunen Araberhengsten.
Ein wahres Highlight der Show sind die Freiheitsdressuren von Manuel Frank. Mit dem Zwölfer-Zug des Circus Carl Busch bietet der erfahrene Dresseur ein besonderes equestrisches Kleinod. In der von uns besuchten Vorstellung führte Manuel Frank die je sechs weißen Araber und Friesen unter Verzicht von Chambrière und Gerte vor. Nur mit sparsamsten Fingerzeichen und mittels  Stimme dirigierte er die feurigen Hengste zu ihren vielseitigen und teils anspruchsvollen Figuren. Ein exzellenter Auftritt, den man in solcher Perfektion nicht oft geboten bekommt. Chapeau. Als Da Capo folgen eine Reihe erstklassig ausgeführter, unterschiedlicher Steiger. Wir würden es diesem versierten Circusmann von Herzen wünschen, dass seine derzeit in Europas Manegen einzigartige Leistung mit einer Einladung zu einem der großen Circusfestivals, z. B. Monte-Carlo, gekrönt wird.

Die zweite herausragende Figur der diesjährigen Produktion ist Clown „Prince Henry“ - Henry Ayala. Der charismatische junge Südamerikaner verkörpert eine sympatische, unverwechselbare und exzentrische Clownsfigur. Sein hierzulande exotisches Erscheinungsbild hebt sich deutlich von anderen Clowns ab. Sympatisch und gekonnt werden die Reprisen, teils mit Zuschauerbeiligung ohne Längen gespielt. Er dirigiert den Applaus der Zuschauer und obsiegt im Kampf mit einem überdimensionalen Insekt. Das Glockenspiel mit vier Zuschauern ist ein weiteren Auftritt mit vielen eigenständigen Elementen. Schließlich erleben wir den Clown abschließend im großen Entrée. Als trotteliger Kellner reüssiert er in der Restaurant-Szene während seine Schwester den Part des anspruchsvollen Gastes übernimmt. Begeisterung macht sich auf den Rängen breit, als die Spaghetti in Massen tief fliegen und sich eine wilde Schlacht mit dampfenden Wurfgeschossen zwischen Gradin und Manege entwickelt.
Wenig später erleben erleben wir Henry zusammen mit Bruder und Vater als „Troupe Ayala“ auf dem Hochseil. Im typischen südamerikanischen Auftrittsstil und Macho-Attitüden präsentiert das Trio ein breites Spektrum Tricks. Fahrradfahrt mit einem Partner in einem sich drehenden Gestell unter dem Seil, Seil laufen, Bock springen, Blindlauf, Gang im Zwei-Mann-Hoch gehören zu den gezeigten Tricks.

Die Flying Wulber präsentieren ihre Tricks am Fliegenden Trapez vor der Pause. Die erstklassig ausgeführten Tricks werden in hervorragender Weise dargeboten. Die Publikumswirksamkeit ist hier, da die Truppe in größerer Höhe arbeitet, um einiges größer als während der Saison im Chapiteau des Zirkus Charles Knie.
Im zweiten Programmteil sind die Wulber mit ihrem temperamentvollen „Blues Brothers“-Auftritt auf dem Trampolin zu erleben.
Die „Mustache Brothers“ vereinen hochkarätige Akrobatik, Slapstick und feine Komik zu einer erstklassigen Kaskadeur-Darbietung. Perfektes Timing kennzeichnet die Aktionen der beiden Erzkomödianten die mit artistischem Können und Ausstrahlung die Besucher begeistert mitgehen lassen.
Das Trio Stoian begeistert mit seinen elegant dargebotenen Evolutionen am Russischen Barren. In erstklassiger Ausführung und mit enormer Sicherheit werden die hohen Flüge auf dem schmalen Requisit gestanden. Drei in direkter Folge gesprungene Doppelsaltos und der Dreifache sind die Höhepunkte dieser mitreißenden Darbietung.

Die Hand-auf-Hand Akrobatik der „Messoudi Brothers“ fasziniert als Finalnummer auch dieses, von vielen „großen“ Darbietungen verwöhnte Publikum. Mit Licht und Musik dramatisch in Szene gesetzt, herrscht zunächst erwartungsvolle atemlose Stille im weiten Rund, die sich von Trick zu Trick in begeisterten Beifall und Jubel wandelt. Wenn Yassin Messoudi bäuchlings auf dem Tisch liegend seinen Bruder, im Handstand stehend, langsam absenkt und wieder in die Ausgangsposition anhebt, ist die Anspannung und mitfiebern im Gradin spürbar. Die abschließende Handstandpyramide der drei Söhne auf Kopf und Knien des Vaters wird mit lautem Jubel gefeiert.
Mit „White Christmas“ von Fabian Egli nimmt das große Finale seinen Beginn. Die Schar der Artisten kommt in die Manege, der Dank an Orchester und Technik, Einzelvorhänge für alle Akteure und nicht enden wollende Standing Ovations und Zugaberufe des frenetisch applaudieren Publikums, dass auch nach gut drei Stunden offensicht noch nicht genug bekommen kann von diesem großartigen Circuserlebnis.