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Text und Fotos Friedrich Klawiter
HEILBRONNER WEIHNACHTSCIRCUS
Heilbronn, 23. Dezember 2017

www.weihnachtscircus.com
Bereits zum neunzehnten Mal hieß es zur Weihnachtszeit „Manege frei“ auf der Heilbronner Theresienwiese und wiederum ist es den Produzenten Sascha Melnjak und Uwe Gehrmann bestens gelungen, allerhöchsten Ansprüchen gerecht zu werden und sämtliche Erwartungen an eine herausragende Circus-Veranstaltung zu erfüllen.
Die bestens bekannten mächtigen Zeltanlagen funkeln im Schein unzähliger Lichter und die zahlreichen Weihnachtsbäume vor der einladenden Fassade vermitteln festliches Ambiente. Dieses setzt sich im elegant und edel eingerichteten Foyerzelt fort. Roter Teppich auf dem Boden, die Seiten mit weißem Stoff dekoriert und davor hängende Lichtnetze geben dem Interieur Glanz. Gruppen geschmackvoll geschmückter Weihnachtsbäume strukturieren den Raum um die mit weißen Hussen bezogenen Sitzgruppen. Die Weihnachtsmarkt-Häuschen der Restauration vervollständigen die Einrichtung.
Durch einen breiten, weiß ausgekleideten Tunnel führt der Weg ins Chapiteau. Rote, mit Polsterstühlen ausgestattete Logen und ein brandneues Gradin mit Klappsitzen füllen den riesigen Raum rings um die Manege.
Das exzellente, beeindruckende Lichtdesign, wiederum geschaffen von Enrico Zoppe und der volltönende und druckvolle Sound, den unverändert Volodymyr Kozachuk und seine Musiker bieten, sind Garanten für die ideale, perfekte Präsentation der vorzüglichen Show.

Der russische Star-Clown Boris Nikishkin wärmt mit einigen Späßen das Publikum an. In bekannter Weise mit Popcorn hantierend, führt sein Weg von einem Aufgang hinab quer durch eine Loge in die Manege. Dort kämpft er gegen die Tücken eines Mikrophons und parodiert – mit Hilfe seines Partners Alexander Tarasenko – Balljonglage und Quick Change.
In mystisches Licht getaucht, scheint Conferencier Fabian Egli im wabernden Bühnennebel des Openings zu schweben, als er mit einem ersten Weihnachtssong das Opening einleitet. Im folgenden Charivari zeigen die Artisten Kostproben ihres Könnens.
Mit einer klassischen Disziplin, der Hohen Schule des Trio Stipka, nimmt die Spielfolge ihren Beginn. Während Daniel und Denisa auf zwei prächtigen Hengsten gekonnt und variantenreich die verschiedenen Lektionen reiten, begleitet Eliane die Aktionen der Pferde tänzerisch.

Ein weiteres Mal erleben wir die sympathischen Artisten, nun mit ihrem erstklassigen Pas de Deux, im zweiten Programmteil. Besonderen Drive erhielt die Darbietung durch den Live-Gesang von Katie Azzario-Lacey. Routiniert führen Eliane und Daniel Stipka die anspruchsvollen Tricks aus und der freie Stand auf dem Kopf des Partners von Eliane, auf den kanternden Pferden, bildet den eindrucksvollen Höhepunkt des Auftritts.
Helena Polach präsentiert ihre attraktive Jonglage mit Fußbällen schwungvoll. Souverän und sicher manipuliert sie bis zu fünf Bälle in variantenreichen Routinen.

Einen „Ninja-Kämpfer“ versucht Boris Nikishkin per Joystick zu steuern, doch der Erfolg ist auch bei dieser Variante des „Boxroboter-Entrée“ ungewiss. Auch im zweiten Auftritt geht es sportlich zu. Mit Logengästen veranstaltet der Clown ein Tennismatch, wobei sein Partner den Ball, fast unsichtbar, an einer langen Stange bewegt. Beide Reprisen sind innovativ und setzen auf frische Ideen, geraten jedoch ein wenig zu lang. Die Battle mit einem Freiwilligen beim Breakdance gelingt in der besuchten Vorstellung besonders, da sich der Mitspieler als wahrer Könner entpuppt. Zu guter Letzt tritt der Komiker als selbstverliebter Handstandstar vor sein Publikum, bei dessen eleganten Posen per Seilzug nachgeholfen werden muss. Das Lachen bleibt jedoch schon bald im Hals stecken, da die Hilfe abgestreift und der zweite Teil des Auftritts mit einigen erstklassigen Handstandfiguren bestritten wird.

Marcel Krämer ist mit seinen erstklassigen und außergewöhnlichen Dressur-Darbietungen zu erleben. Zunächst trippeln sechs muntere Esel ihre Runden, während ihr Vorführer sein Können mit dem Lasso zeigt. Auf dem Sattel eines Mustangs stehend, lässt er die Seilschlinge rotieren. Es folgen verschiedene Sprünge durch diverse Lassos zu ebener Erde. Die Esel dirigiert der erfahrene Dresseur nur per Stimme und mit sparsamen Fingerzeigen zu ihren exakt und flott ausgeführten Lauffiguren.
Vier mächtige Bisons stürmen zum zweiten Auftritt in die Manege. Mit großer Präszison und in hohem Tempo absolvieren sie ihre variantenreichen Lauffiguren. Die erstklassige Darbietung findet ihren Höhepunkt im Achterlauf - ausschließlich per Stimme vom im Hintergrund stehenden Dresseurs dirigiert - eines Mustangs um die auf Tonneaus stehenden Bisons.
Gleichfalls zwei Mal war das Duo Romance in der Show zu erleben. Am Chinesischen Mast tanzt das Paar einen fulminanten Tango. Die starken Tricks werden kraftvoll in einem erstklassigen Ablauf zu perfekt abgestimmter Begleitmusik geboten.
Im zweiten Programmteil erzählen die beiden sympathischen Artisten eine Love-Story an den Strapaten, hoch in der Kuppel des Chapiteau. Eine Reihe hervorragend ausgeführter, teils riskanter – und völlig ungesichert ausgeführter - Tricks – lässt das sinnliche Spiel beim Publikum bestens ankommen.

Einer der Höhepunkte der an Spitzen-Darbietungen reichen Show ist die Raubtierdressur von Alexander Lacey. Nach der Pause bevölkern zwei männliche sowie vier weibliche Löwen und sieben Tiger die Gittermanege. Mit einer großen Pyramide aller Tiere nimmt die mitreißend präsentierte Dressurfolge ihren Beginn. In weiten Sprüngen setzen die Löwinnen über zwei Tiger hinweg und ein Tiger demonstriert eindrücklich seine enorme Sprungkraft, wenn er aus dem Stand in einem weiten und hohen Sprung über die beiden Löwenmänner hinwegsetzt. Teppich und Hochsitzer aller Tiere in der Manegenmitte sind weitere attraktive Elemente und Scheinangriffe sowie enger Körperkontakt gehören gleichfalls zum Gezeigten. Eindrucksvolle Hinterbeinläufe von zwei Tigern bilden den gelungenen Abschluss des Auftritts.

Fan Zhang begeistert mit seinem einmaligen Können auf dem Schlappseil die Massen. Er bewegt so leicht, sicher und natürlich, dass man das ungeheure Gleichgewichtsgefühl, Training und die Begabung – die Grundlagen seines Können sind – völlig vergisst. Kopfstand ohne Vorteil, Handstand auf einer Leiter, Einrad fahren im Handstand und vieles mehr erfolgen in absoluter Perfektion.

Ein Artistenpaar der „China Acrobatic Troupe“ arbeitet eine Hand-auf-Hand Darbietung. Anspruchvolle Tricks werden mit scheinbarer Leichtigkeit ausgeführt und hoch katapultiert der kräftige Untermann seine zierliche Partnerin in die Luft. Höhepunkt der Darbietung ist der Spitzentanz der Partnerin auf Schultern und Oberarmen des Porteurs.
Unter dem Titel „Pagoda of Bowls“ zeigen die dreizehn ArtistenInnen der „China Acrobatic Troupe“ vor dem Finale ihre leistungsstarken Handvoltigen. In immer wieder neuen Formationen fliegen die Voltigeurinnen von einem zum anderen Porteur, dabei stets einen Turm aus traditionellen Essschalen auf einem Fuß über dem Kopf balancierend. Bis zum Vier-Mann-Hoch führen die sicher und mit der von chinesischen Artisten gewohnten Perfektion ausgeführten Tricks.
Mit „White Christmas“ von Fabian Egli beginnt das große Finale. Die Schar der Artisten kommt in die Manege, verteilt Wunderkerzen an die Logenbesucher. Es folgen Einzelvorhänge für die Akteure, der Dank an Orchester und Technik und nicht enden wollende Standing Ovations und Zugaberufe des frenetisch applaudieren Publikums, dass die rund drei Stunden Circuserlebnis offensichtlich genossen hat.