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Text und Fotos Friedrich Klawiter
HÜRTHER WINTERCIRCUS
Hürth, 06. Januar 204

www.casselly-wintercircus.de
Den Wintercircus Hürth veranstaltete die Familie Jonny Casselly zum dritten Mal und erneut wurde ein exzellentes Programm, eine ausgezeichnete Melange aus sehr sehenswerten hauseigenen Darbietungen und internationalen Artisten, in einem festlichen Rahmen geboten.
Zur Weihnachtszeit bietet sich, da man fast ausschließlich Projektwochen veranstaltet, eine der höchst seltenen Gelegenheiten diesen hervorragenden Circus zu besuchen.
Auf dem zentral gelegenen Willy-Brand-Platz in der Kleinstadt am Rande Kölns war der feine Circus in Bestform aufgebaut. Zwei hohe gelb-blau gestreifte moderne Vier-Masten-Chapiteaux stehen im Zentrum. Zahlreiche Lichterketten und Beleuchtungen mit Farbwechseln an den Traversen zwischen den Masten lassen die Zelte hell erstrahlen. Dicht an dicht reihen sich die gelben Zugmaschinen und Sattelauflieger, sowie Wohnwagen und ein Stall um die Zelte.
Ein dekorativer Staketenzaun mit Lichterbögen und zahlreichen Weihnachtsbäume, ein Unterstand für Raucher sowie der Kassenwagen bilden den Eingangsbereich.
Das vordere Chapiteau beherbergt in liebevoll dekorierten Buden die Circusrestauration. Ein großer Weihnachtsbaum in der Zeltmitte, roter Teppich, angenehme Musik und Beleuchtung sorgen für eine festliche Atmosphäre. Im großen Spielzelt nehmen die Besucher auf einem steil aufragenden Schalensitzgradin oder bequemen Polsterstühlen in der Loge Platz. Der elegante  Artisteneingang aus rotem Samt schließt den hinteren Zeltteil ab.
Die formidable Show wird von Romina Casselly, die junge Frau ist für die Technik verantwortlich, mit einem sehr gut abgestimmten Lichtdesign und volltönendem Sound ideal in Szene gesetzt.

Eine stimmige Weihnachtsgeschichte, im Opening und im Finale erzählt, verbindet das Programm zu einer runden Show und sorgt für den festlichen Rahmen.
Antonio Casselly sitzt, ganz großer Geschäftsmann, an einem Schreibtisch und telefoniert mit seiner Mutter, erklärt ihr, das er auch diese Weihnachten nicht nach Hause zum Familientreffen kommen wird. Nach Ende des Telefonats sinniert er ein wenig und fällt in einen Tagtraum. Er findet sich vor dem Eingang eines Circus wieder, der Rekommandeur – Alfons Casselly – ist am Werk und er tritt ein.
Das ausgezeichnete hauseigene Ballett und Sängerin Jessica Casselly gestalten das weihnachtlich inspirierte Eröffnungsbild im Stil eines großen Broadway Musical. Im Rahmen dieses üppig inszenierten Bildes wird Antonio geschminkt und angezogen, kurz er wird zum Clown Antonio.
Eine veritable Diabolo-Jonglage präsentiert Jonas Ahlig. Vielseitige und anspruchsvolle Tricks erfolgen mit großer Sicherheit und bis zu drei Requisiten werden zur gleichen Zeit manipuliert.
Alfons Cassely ist der elegante und eloquente Sprechstallmeister der Show. Wortgewandt und in sehr angenehmer Weise stellt er seine Familie und die Artisten vor, versteht es ausgezeichnet das Publikum zu informieren und zu unterhalten. Darüber hinaus sehen wir ihn in einem kurzen Auftritt am Trapez. In großer Höhe erfolgen die enorm kraftvoll ausgeführten Tricks. Dann kommt seine kleine Tochter und ihre Cousine hinzu und die beiden Kids sind eifrig dabei, in ziemlicher Höhe und ohne Sicherungen, ihr bereits erlerntes Können zu zeigen.

Zwei Tier-Darbietungen werden von Stefanie Casselly und Renaldo Weisheit gemeinsam präsentiert. Zunächst sehen wir eine formidable Freiheitsdressur mit vier schneeweißen Araberhengsten. Die Darbietung ist im indianischen Stil gehalten und bietet eine Vielzahl interessanter und anspruchsvoller Abläufe, die in Perfektion ausgeführt werden. Die beiden Vorführer treten abwechselnd in Aktion und eine Reihe eindrucksvoller Steiger sind der ideale Abschluss des Auftritts.
Die Präsentation von zwei Zebras und zwei Dromedaren ist in ein bezauberndes orientalisches Bild integriert. Stoffbahnen spannen sich zeltartig über der Manege, Sängerin und Ballett kommen hinzu, dann erobern die beiden Zebras den roten Ring. Renaldo Weisheit, im Safari Look leitet den Ablauf souverän und nachdem „Haremsdame“ Stefanie das Publikum mit einem Serpentinentanz erfreute, gehört die Manege den Dromedaren.
Das Duo „Shooting Stars“ kombiniert Kontorsion mit Partner-Akrobatik in einem anmutig und elegant vorgetragenen Act. Großes Erstaunen macht sich angesichts der Biegsamkeit gepaart mit großer Kraft der beiden jungen Frauen auf den Rängen breit. Ein zielgenauer Bogenschuss mit den Füßen, im Handstand auf den Hüften der Partnerin stehend markiert, einen der Höhepunkte der Darbietung.
Elegante Luftakrobatik in harmonische rPräsentation präsentieren Carola und Alexia Casselly in ihrer frisch einstudierten Darbietung am doppelten Luftring. Am neu entwickelten Requisit – die beiden Ringe sind beweglich miteinander verbunden – zeigen die beiden sympathischen Schwestern eine höchst ansprechende, elegant dargebotene Kür. In scheinbarer Leichtigkeit erfolgen  die vielseitigen Tricks der sympathischen Artistinnen.

Clown Antonio – Antonio Casselly – unterhält bestens mit seinen erstklassig gespielten Reprisen. Er bekommt es kurz mit einem widerspenstigen Koffer, der in der Luft fest an einer Stelle verharrt, zu tun, Popcorn spielt eine Rolle in einer Szene und der „Reise nach Jerusalem versteht er eine eigene sympathische Note zu geben. Des Sprechstallmeisters Anweisung die Manege zu reinigen wird gekonnt ignoriert und stattdessen lässt er lieber einen Teller auf einem Handstab rotieren. Ein Logenbesucher wird in das Spiel einbezogen und darf nun einige Male dem Clown „helfen“. So etwa beim herrlichen Auftritt der „Alten Kameraden“ - die in ihrem gekonnten Spiel nicht nur mit allerlei Klamauk glänzen. sondern auch eine Menge feiner Akrobatik bieten – als ein zusätzlicher Mitspieler für den großen Trick am Schleuderbrett gebraucht wird.
Dimitri und Natalia begeistern geradezu mit ihrer Darbietung auf der Rola Rola. Der exzellente Stil des Auftritts hebt, außer natürlich hervorragender Leistung, die Nummer deutlich hervor. Dimitri tritt im eleganten Frack ins Rampenlicht und nachdem er diesen abgelegt hat balanciert er völlig sicher im freien Kopfstand auf dem Rollbrett. Es folgen Handstand und sehr hohe Sprünge über einen eleganten Seidenschal, den der Artist in Händen hält. Der Sprung aus dem Stand auf die Rola, die Rolle lagert zwischen zwei Ringen gelingt perfekt und auch die Balancen auf mehreren Rollen und Zwischenringen beeindrucken.
Einen kräftezehrenden Act an den Strapaten bietet Michaela Wohlfart. Riskante Abfaller und ein freihändig ausbalancierter Spagat gehören zu dem umfangreichen Repertoire, allein ihr sehr legerer „Barfuß-Look“ will nicht so recht in den eleganten Rahmen passen.
Einen formidablen Auftritt absolviert Jongleur Danyl Lysenko mit weißen Ringen. Höchst variantenreich sind seine perfekt ausgeführten Routinen und immer wieder fügt er weitere Ringe, die allesamt in einem Schiene auf einem Stativ klemmen, in die Muster ein. Schließlich sind es zehn Ringe die hervorragend manipuliert werden.
Das Duo Wow überzeugt zu guter Letzt mit seiner Hand-auf-Hand Akrobatik. Mit fließendem Übergängen werden die anspruchsvollen Tricks, die allesamt ohne sichtbare Anstrengung absolviert werden, aneinander gereiht.
Wir landen noch einmal kurz im Büro von Antonio Casselly und werden Zeuge wie er seinen Tagtraum verlässt und nach kurzem zögern aufbricht.
Gleich darauf sind wir im „Wohnzimmer“ von Mutter Maria Casselly die letzte Hand anlegt an eine riesige festlich gedeckte Tafel neben einem geschmückten Weihnachtsbaum. Nach und nach kommt die Familie zusammen, setzen sich Kinder und Enkel an den Tisch. Jessica Casselly untermalt die Szene mit gelungenem Live-Gesang und dann kommt auch endlich Antonio wieder einmal nach Hause zu seiner Familie. Die Tafel wird entfernt und das Finale nimmt seinen Gang mit Einzelvorhängen für jeden Mitwirkenden und für die große Circusfamilie. Die Standing Ovations wollen kein Ende nehmen und der Beifall brandet immer wieder neu auf. Sehr sehr lange verharrt das Ensemble in der Manege, bis endlich goldenes Konfetti hernieder rieselt und die Situation auflöst. Erneut steht die Tafel in der Manege und nun nehmen alle Mitwirkenden der Show Platz. Ein riesiger Kochtopf wird gebracht und Mutter Casselly tut einem jeden auf (Sie hat an allen Tagen des Gastspiels für alle gekocht, jeden Tag ein anderes frisches Gericht). Während die Artisten zu essen beginnen, registrieren die Besucher allmählich das die Show nun wirklich zu Ende ist und verlassen langsam und zögerlich das Zelt.
So bleibt uns nur noch unser Fazit vom Vorjahr zu zitieren: „Eine große und höchst engagiert, mit Leidenschaft, Hingabe und großem Können agierende Circusfamilie hat zusammen mit einigen internationalen Artisten ein großartiges Event geschaffen, das bei seinen Besuchern für große Begeisterung sorgt und bereits heute die Vorfreude auf die Neuauflage in der kommenden Weihnachtszeit steigen lässt“. Chapeau Familie Casselly.