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Text und Fotos Friedrich Klawiter
HÜRTHER WEIHNACHTSCIRCUS
Hürth, 02. Januar 2022

www.casselly-wintercircus.de
Die Familie Jonny Casselly veranstaltete zum ersten Mal Weihnachtscircus in Hürth bei Köln. Damit bot sich wieder einmal eine der seltenen Möglichkeiten diesen vorzüglichen Circus – man betreut so gut wie ausschließlich Circusprojekte – zu besuchen. Für das festlich weihnachtliche Gastspiel setzte die sympathische, stets äußerst engagiert agierende große Circusfamilie auf eine gelungene Melange aus ihren eigenen, sehr sehenswerten Darbietungen und einigen hervorragenden internationalen Artisten.
Auf einem zentral gelegenen Platz, direkt neben Hallenbad der Gemeinde, war der Circus aufgebaut. Zwei hoch aufragende, blau-gelb gestreifte Vier-Masten-Chapiteaux moderner Bauart nahmen das Zentrum des Geländes ein. Die Sattelzüge, gelb lackiert und in großen roten Lettern mit dem Circusnamen beschriftet, sind dicht hintereinander entlang der Platzseiten aufgefahren. Zahlreiche Wohnwagen, Campings und ein geräumiger Stall nehmen den übrigen Raum ein.
Ein dekorativer Kassenwagen, Staketenzaun mit Lichterbögen und zahlreiche Weihnachtsbäume formen den Eingangsbereich.
Im ersten der beiden Zelte ist die Circusrestauration in zahlreichen, liebevoll dekorierten Weihnachtsmarktbuden untergebracht. Ein großer, reich geschmückter Weihnachtsbaum in der Zeltmitte, roter Teppich und rote Stoffbahnen von der Kuppel zum Rondell sorgen in Verbindung mit stimmiger Beleuchtung und angenehmer Musik für eine heimelige Atmosphäre.
Durch einen Tunnel geht es ins Spielzelt, in dem Logen und ein Schalensitzgradin die Menge der Besucher kaum aufzunehmen vermag. Ein großer Artisteneingang aus rotem Samt schließt den hinteren Teil des Zeltes ab.
Erstklassige Musikauswahl und volltönender Sound sowie eine hervorragende Lichtregie, die Betreuung der Technik obliegt Romina Casselly, setzen die Show perfekt in Szene.

Mit einer kurzen einleitenden Geschichte startet die Show stimmungsvoll. Die kleine Fabienne sitzt in einem Sessel und kann die Zeit bis zur Bescherung kaum abwarten. Ihre Mutter Jessica erklärt ihr, das es Weihnachten nicht nur auf Geschenke ankommt und regt das Mädchen an, mit der Phantasie auf Reisen zu gehen – denn dann vergeht die Zeit wie im Flug.
Vier Tänzerinnen sind in der Manege zu erleben und Alfons Casselly schwebt am Trapez über der Szene, dann nimmt er Fabienne mit auf einen weiten Flug durch den Raum. Seine Frau Jessica hat inzwischen ein Weihnachtslied angestimmt.
Nun wechselt das Geschehen und Karola Casselly präsentiert ihr Können am Mond. Elegant und gekonnt erfolgt die abwechslungsreiche Trickfolge in der Zeltkuppel, die in einem rasanten Genickhang-Wirbel ihren Höhepunkt findet.
Einer der Höhepunkte begeistert die Besucher gleich zu Beginn der Show. Bodenjongleur Alain Sulc brilliert mit Ausstrahlung, großem Können und Perfektion. Während die weißen Bälle ihre Muster zeichnen tanzt der Jongleur in hohem Tempo auf seinem Podest. Kontinuierlich wird die Anzahl der Bälle gesteigert und schließlich sind deren acht, die Sulc in hohem Tempo, souverän manipuliert. Ohne die geringste Unsicherheit, in Perfektion läuft die großartige Darbietung ab, die die Zuschauer begeistert mitgehen lässt.

Clown Antonio – Antonio Casselly – unterhält bestens mit seinen erstklassig gespielten Späßen. Zunächst ist es eine imaginäre Fliege, die dem Clown das Leben schwer macht. Wenig später hat er seine liebe Not mit einem Box-Roboter. Sein Bruder Alfons übernimmt in kongenialer Manier diese Rolle und gemeinsam zeigen die beiden Akteure  komödiantisches Können und enorme Körperbeherrschung. Ein um andere Mal verblüffen sie mit ihren Gags und skurrilen Einfällen. Als fulminante „Samba Tänzerin“ nimmt Antonio Bezug zum vorangegangenen Auftritt auf dem Drahtseil. Zu guter Letzt präsentiert er zusammen mit seinem Junior Luis einen Akrobatik-Act, der in einem „Ein-Finger-Handstand“ gipfelt.
Vielseitig zeigt sich Alfons Casselly, der außer als Luftartist und seinem mitwirken in der Comedy als höchst versierter und charmanter Manegensprecher in Erscheinung tritt. Eloquent begrüßt er das Publikum und stellt die Auftretenden vor. Mit gekonnter Rhetorik und Spontanität meistert er alle Situationen und verkürzt dem Publikum die Umbauten.
Alexia Casselly arbeitet ihre Luft-Nummer nun als orientalische Phantasie an einem eigenwilligen Requisit. Ein normaler Luftring bildet die horizontale Basis, einer von vier ca. zwei Meter langen Meter langer Metallrohren gebildeten Pyramide.
Nur in der von uns besuchten Abschluss-Vorstellung trat eine junge Artistin des „Zirkus Pepperoni“ - das ist die Zirkus AG des Gymnasiums Hückelhoven – mit einer angesichts dessen, das es sich nicht um einen Manegenprofi handelt – durchaus ansprechenden Darbietung am Pole auf.
Lio und Lenny sind zwei junge Diabolo-Jongleur, die nach Aussage der Direktion bisher einzeln gearbeitet haben und nun hier erstmals als Duo auftraten. Sie begeisterten mit hervorragenden, so bisher noch nicht gesehenen Tricks.

Die beiden Dressur-Darbietungen des Programms wurden von Renaldo Weisheit präsentiert. Zunächst bieten ein mächtiger Friesenhengst und ein schwarzes Shetland-Pony ein munteres „Groß-und-Klein“ und entlocken den Besuchern manches „Ah“ und „Oh“. Im zweiten Teil sehen wir den erfahrenen Tierlehrer mit einer prachtvollen Freiheitsdressur wieder. Je vier Friesen- und weiße Araberhengste werden von dem, stilvoll im edlen schwarzen Frack agierenden Dresseur souverän zu ihren vielfältigen Lauffiguren angeleitet. In Perfektion erfolgen Volten, Gegenläufe und Pirouetten und mit verschiedenen temperamentvollen Steigern als Da Capo endet der Auftritt in idealer Weise.
Vor der Pause präsentiert man als „Special Guest“ den „ersten Ninja Warrior Germany“ - René Casselly jr. Nachdem er einen eigens aufgebauten kurzen Parcour gemeistert hat, arbeitet er mit seinen Cousins Antonio und Alfons eine rasante Springer- und Parterreakrobatik.
In zwei weiteren erstklassigen Darbietungen aus dem Hause Casselly erleben wir Romina mit den Hula Hoops und Jessica auf dem Seil. Die beiden jungen Frau bieten ein umfangreiches Können, verfügen über große Manegenpräsenz und strahlen viel Freude am eigenen Tun aus.

Quincy Azzario arbeitet eine formidable Handstand-Equilibristik. Spielerisch, scheinbar ohne Anstrengung folgen die anspruchsvollen Abläufe aufeinander. Ein furioser Klötzchen-Sturz bildet den fulminanten Höhepunkt der Kür und wird vom Publikum begeistert aufgenommen.
Den umjubelten Schlusspunkt in diesem mitreißenden Programm setzt Super Silva jr., alias Weddington Silva. Seine spektakuläre Deckenlauf-Darbietung in der hohen Kuppel des Chapiteau sorgt rings im Gradin für feuchte Hände. Schnelle Richtungswechsel beim Gang kopfüber in den Schlaufen sind nicht oft zu sehen. Die beiden völlig ungesichert ausgeführten Sprünge von einem zu anderen Trapez sind das Salz in der Suppe bei diesem Auftritt und werden mit lebhaften Reaktionen seitens des Publikum quittiert.
Im Finale schließt sich der Kreis, Fabienne kehrt von ihrer fantastischen Reise zurück, ihre Mutter singt „Stille Nacht“ und zur „Bescherung“ kommt das gesamte Ensemble in der Manege zusammen. Vehement fordert das Publikum nach Zugaben während die Standing Ovations und der frenetische Applaus kein Ende zu nehmen scheinen. Da es sich um die Dernière – die letzte Vorstellung der Saison – handelt, ergreift der Weihnachtsmann – Clown Bobori – das Wort um der Direktion, Maria und Jonny Casselly, noch einmal herzlich im Namen aller für die schöne Zeit in Hürth zu danken und das Wirken der gesamten Familie noch einmal ins rechte Licht zu rücken.
Ein exzellentes Programm in einem festlichen Ambiente findet nun zu seinem harmonischen und stimmungsvollen Abschluss. Eine Circusfamilie, die mit Können und Leidenschaft, mit Freude am Beruf hat zusammen mit vier internationalen Artisten ein hervorragendes, einzigartiges Event auf die Beine gestellt, das allgemein für große Begeisterung sorgte. Getreu dem Motto der Casselly-Familie: „Circus wie er Ihnen und auch uns gefällt.....“