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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS JARZ ITALIANO
Beverwijk, 15. Juni 2014

Die Familie Jarz reist mit ihrem Circus in den Niederlanden und im flämischen Teil Belgiens. In Beverwijk, einer vierzigtausend Einwohner zählenden Stadt nordwestlich von Amsterdam, machte der Circus Iarz Italiano Anfang Juni Station.
Auf einer parkähnlichen Grünfläche inmitten der Wohnbebauung leuchtete das rote Equipement in der strahlenden Sonne. Mit Beginn der Saison wurde ein neues Chapiteau in Betrieb genommen. Das moderne weiße Streifendekor schmückt eine tiefrote Plane und die hohe, spitze, achteckige Kuppel krönt die Konstruktion. Fast alle Fahrzeuge wurden frisch lackiert und der Kassenauflieger wurde mit den Silhouetten zweier Zebras nochmals verschönert. Wir besuchten den Circus am Abbautag und so waren das Vorzelt und die Tierzelte bereits demontiert und viele Transporte bereits auf der Reise in die nächste Gastspielstadt, da der aktuelle Platz noch am gleichen Tag vollständig geräumt werden musste.  Der im Innern  neu gestaltete Verkaufswagen der Restauration hatte seinen gewohnten Platz vor dem Chapiteau gefunden.  Die Boxen des umfangreichen Tierbestandes des Circus waren im hinteren Platzbereich angeordnet und in einer großzügig bemessenen Koppel grasten die Kamele und Rinder.
Im Innern präsentierte sich das Chapiteau im bekannten Anblick – der große Artisteneingang aus rotem und schwarzem Stoff, die dekorativen rot-blauen Logen und das zehnreihige Bankgradin mit dem üppigen Platzangebot strukturieren den Raum.

Einem jungen Mann wird kurz vor Show-Beginn ein Platz links im Gradin angewiesen, bald darauf schickt man ihn nach rechts. Laut die Treppe herab polternd und Popcorn verstreuend wechselt er den Platz, dann soll er wieder zurück. Es entsteht eine Diskussion und nach einer wilden Verfolgung durch einen Requisiteur übers ganze Gradin findet sich der junge Mann in der Manege wieder, wo er sich rasch in einen „August“ verwandelt. Eine Logenbesucherin erfreut er mit einer „Rose“ - jedenfalls so lange, bis diese bemerkt, dass sie nur einen Stiel bekommen hat. Mit diesem gekonnten Opening von Tonito Alexis nimmt die diesjährige Produktion Fahrt auf.
Zunächst erleben wir Emiliano Jarz mit seiner hervorragenden Freiheitsdressur mit sechs prächtigen Schimmeln. Ruhig und souverän lässt der Meisterdresseur die vielfältigen Figuren ablaufen. Mit mehreren prachtvollen Steigern wird die erstklassige Darbietung in idealer Weise abgeschlossen. Wenig später sehen wir Emiliano Jarz mit einer temperamentvollen Ponykavalkade. Temperamentvoll zeigen die Kleinpferde ihr Repertoire.
Emilianos Tochter Valentina Jarz leitet ein dekoratives Pony zu seinen Figuren durch vier große Metallringe. Im weiteren Verlauf der Show führt sie einen temperamentvollen Araberhengst in gleicher Weise vor. Vielfältige Lauffiguren durch die Ringe und Sprünge in die selben erfolgen in sicherer Manier ohne das geringste Zögern. Ein brauner Araber betätigt sich als „Feuerpferd“. Hell lodernde Barrieren werden sicher und voller Temperament übersprungen.

Stefania Jarz bietet mit ihren Auftritten seit Jahren immer wieder die artistischen Highlights der Show. Ausdruckstark präsentiert sie ihre Quick-Change Darbietung mit der dezenten Assistenz des Seniorchefs und Vaters Elio. Flott werden die zahlreichen feinen, professionell gefertigten Kostüme gewechselt.
Tanzend eröffnet sie ihre, im spanischen Stil gehaltene, Hula Hoop Darbietung. Mit großer Ausstrahlung und Präsenz erfolgen die dynamischen Abläufe. Variantenreich und souverän jongliert die erfahrene Artistin mit den Ringen.
Den Beginn ihrer Antipoden-Nummer hat Stefania Jarz neu gestaltet. Nach einigen akrobatischen Sequenzen in der Manege erreicht sie mit einem Handstandüberschlag die Trinka und manipuliert im Handstand stehend einen Ball. Im Folgenden tanzen bis zu fünf Bälle zur gleichen Zeit auf ihren Händen und Füßen. Auch dieser Auftritt überzeugt mit erstklassigen Leistungen und erhält durch die große Ausstrahlung von Stefania Jarz sein besonderes Flair. Im zweiten Teil der Nummer jongliert sie mit bunten Teppichen. In verschiedenen Formation wandern diese über Hände und Füße der Artistin.

Tonito Alexis ist mit einer Reihe seiner Reprisen zu erleben. Im ersten Auftritt erleben wir ihn mit seinem kleinen Terrier „Elvis“. Dieser ist dem Clown ein sprunggewaltiger und quirliger Manegenpartner, nachdem er an einem mächtigen Tau von Tonito in das Rund befördert wurde. In weiteren Reprisen liefert sich Tonito mit dem Sprechstallmeister ein Wortgefecht und stellt sein Können auf der Trompete unter Beweis. Als „stärkster Mann“ wuchtet er eine gewaltige „Hantel“ in die Höhe.  Denn entwickelt er zusammen mit einem Zuschauer eine eigene Variante des Spiels mit Gummibändern.
Die großartige Elvis-Parodie komplettiert den Reigen der Auftritte und unterstreicht noch einmal eindrucksvoll die große Bandbreite unterschiedlicher Auftritte von Tonito Alexis.

Nach der Pause erleben wir Remo Jarz mit dem großen Exotenzug des Hauses. Zunächst präsentieren drei Dromedare ihre Laufarbeit. Watussi und Schottische Hochlandrinder sowie drei Lamas kommen hinzu und bieten ihr Können. Den Abschluss der Nummer gestalten die Lamas, die auch ihre Sprungkraft unter Beweis stellen können.
Linda Jarz, fünfzehnjährige Tochter von Emiliano, ist mit ihrer Freiheitsdressuren im aktuellen Programm die Position der Finalnummer vorbehalten. Vier edle andalusische Blauschimmel werden von der jungen Tierlehrerin in einer schwungvollen Dressurschöpfung vorgestellt. Zu Irish Dance Klängen erfolgen Abläufe in perfekter Harmonie.
Zum Finale sind noch einmal alle Artisten und Tierlehrer in der Manege vereint um sich von ihrem Publikum zu verabschieden und die zufriedenen Besucher bedanken sich mit langanhaltendem Applaus.
Der Schminktisch steht wiederum bereit und dem „August“ wird bedeutet, dass es nun an der Zeit sei die Show zu beenden. Mit einem Seufzer schminkt sich Tonito ab, wird wieder zum jungen Mann von der Straße, der der Logenbesucherin nun endlich eine Rose überreicht. Vom Publikum wird er noch einmal gefeiert und Terrier „Elvis“ überbringt seinem Herrn seinerseits eine riesige künstliche Blume und die Lichter verlöschen endgültig.
Der Manegensprecher muss das immer noch gebannt verharrende Publikum, niemand hat bisher seinen Platz verlassen, zum gehen auffordern, da man mit dem Abbau beginnen muss.
Der Circus Iarz Italiano bietet auch in dieser Saison wieder ein erstklassiges klassisches Circusprogramm mit einem hohen Unterhaltungswert für die ganze Familie. Die drei Säulen des traditionellen Circus – Akrobaten, Clowns und Tiere – sind in einem ausgewogenen Verhältnis vertreten, warten mit guten Leistungen auf und werden in ansprechender Weise präsentiert. Einen Besuch des Circus Jarz Italiano kann man allen Freunden klassischen circensischen Vergnügens nur anraten.