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Text und Fotos Friedrich Klawiter
Imperialissimo 2008
Compiègne, 13. Dezember 2008

www.imperialshow.com
„Imperialissimo“ – unter diesem Titel reist eine weitere Einheit der Imperialshow durch die Städte des nördlichen Frankreich, den Bedarf an Circus zur „Weihnachtsfeiersaison“ deckend. Auch diese Show reist mit Material von Arena. Optisch gleichen sich die diversen Zeltanlagen wie ein Ei dem anderen. In Margny-les-Compiègne, einem „Vorort“ der geschichtsträchtigen Stadt Compiègne in der Picardie, hat man auf dem alten Militärflughafen kilometerweit außerhalb der Stadt aufgebaut. Vor den Hallen steht eines der  Arena-Chapiteaus mit passendem Vorzelt auf dem ehemaligen Rollfeld.
Elefanten- und Pferdestall und einige Arena-Fahrzeuge sind im Umfeld aufgestellt. Auch hier wirkt der Außenbereich karg, gibt es nicht den üblichen Schmuck. Auch diese Vorstellungen sind en Block verkauft.´Logen und Gradin sind komplett besetzt, als die vierköpfige Band pünktlich die Vorstellung eröffnet. Die Besetzung mit Schlagzeug, Gitarre, Bass und Keyboard zeugt eher von einer Rockband als einem Circusorchester, und so ist denn auch ihr Sound härter, moderner und ungewohnter als in anderen Circusprogrammen. Das Outfit der Musiker, schwarzer Anzug, weißes Hemd und Fliege, bildet einen heftigen Kontrast zum Sound. Manegensprecher Marc Santer heißt das Publikum willkommen und kündigt als erste Darbietung die „Pu Yang Acrobatic Troupe“ an. Die jungen Chinesen, vor zwei Jahren bei Flic Flac engagiert, starten mit ihrer Darbietung, in der zwei Masten mit einem Trampolin kombiniert sind. Zahlreiche Sprungvarianten von Mast zu Mast ermöglicht diese Kombination.
Sie nimmt der Mastarbeit andererseits allerdings auch einiges von ihrer oft so beeindruckenden Akrobatik. Anstelle seiner bekannten Nummer auf der freistehenden Leiter präsentiert Roby Berousek eine Jonglage mit bis zu fünf Tennisschlägern. Seine Bewegungsabläufe ähneln denen seines Bruders Mario, allerdings ohne dessen hohes Tempo zu kopieren.


Sechs klassisch aufgezäumte Friesen zeigen unter der Peitschenführung von Kim Benneweis ihr Repertoire. Ruhig agierend und elegant im dunklen Smoking dirigiert er die fehlerfrei laufende Freiheit, die mit einem Da Capo-Steiger ihren effektvollen Abschluss findet. Die Cito Rivelino Clowns sind mit zwei Entrees vertreten. Zunächst wird mit viel „Farbe“ und Schaum eine mit Graffiti verschmierte Wand „renoviert“. Im zweiten Teil bringen sie mit reichlich Klamauk eine Stierkampfparodie. Markus Köllner zeigt mit viel Schwung und gekonnt sein trickreiches Programm im, am und auf dem Todesrad. Der Stelzenlauf auf der Außenbahn, derzeit bei keinem anderen Artisten im Repertoire, ist der Höhepunkt seiner Evolutionen. Noch vor der Pause bringt Kim Benneweis die drei afrikanischen Elefantendamen in die Manege, die Benny Berdino im vergangenen Jahr vom italienischen Circus Rossi „geschenkt“ wurden. Routiniert und ruhig zeigen sie ihr Können.
Nachdem in der Pause die Piste abgebaut und entfernt wurde, damit ein Holzboden die Manege komplett füllen kann, startet der zweite Teil mit dem Flugtrapez der Flying Neves. Mit südamerikanischem Temperament und Flair verkaufen die zwei Fliegerinnen und Flieger ihre Tricks. Alle Sprünge, einschließlich des dreifachen Salto, werden elegant ausgeführt und sicher im ersten Versuch gefangen. Leider ist diese attraktive Darbietung für viele Zuschauer nur mit Sichtbehinderungen zu verfolgen. Auf Grund der großen Höhe, in welcher der Luftapparat hängt, verdecken die zahlreichen, an Quertraversen hängenden Scanner und Kugelköpfe oftmals die Aktionen. Die Chinesen zeigen sich in ihrem zweiten Auftritt als Reifenspringer und lassen einige Unsicherheiten erkennen. Einige Sprünge sind zu wiederholen, da die Springer nicht ohne Berührung durch die Ringe kamen. Aus dem Senegal kommt der junge Kontorsionist „Elastic Man Kiko“. Seine große Beweglichkeit sorgt für kollektives Erstaunen im Rund. Sein Verkauf wirkt heiter und leicht. Unter anderem springt er auf einem Bein Seil, während das andere auf seiner Schulter ruht. Zweimal zwängt er sich durch den Rahmen eines Tennisschlägers, ähnlich Barto mit seinem Kleiderbügel, allerdings ist dieser Schläger starr und verformt sich nicht. Beim zweiten Durchgang erhöht er den Schwierigkeitsgrad, indem er mit einem Fuß voran startet.

Ein drittes Mal sehen wir die Chinesen der „Pu Yang Acrobatic Troupe“. Als Schlussnummer zeigen sie ihre Arbeit an den verschiedensten Rhönrädern. Die neunköpfige Truppe sorgt für reichlich Action, und ihr Wirbel heizt die Stimmung im Gradin nochmals an. Nur die „Kostüme“ der Akteure, es sind noch genau wie bei Flic Flac Jeans und bedruckte T-Shirts, passen nicht so recht in diesen Rahmen. Sie wirken in dieser Aufmachung als Fremdkörper, so als seien sie beim Training, in einem klassisch gestylten Programm.

In einem kurzen stimmigen Finale findet die Veranstaltung ihren Abschluss. Der begeisterte Applaus des großen Auditoriums zeigt einmal mehr, dass es keines gestylten Ablaufs und oftmals bemüht wirkender, Geschichtchen erzählender Regie bedarf, um guten, die Erwartungen erfüllenden Circus zu bieten. Ein typisches Nummernprogramm mit entsprechend starken Artisten, in ansprechendem Rahmen geboten, tolles Licht und stimmige Livemusik sind die perfekten Zutaten für zwei Stunden hervorragende Circusunterhaltung.