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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS JABULA AFRICA
Düsseldorf, 15. 09. 2017

„Jabula Africa – der Circus der tanzenden Trommeln“ ist ein neues Projekt, das vor wenigen Tagen in Düsseldorf Weltpremiere hatte. Marlon Zinnecker und Daniel Renz jr. sind die Macher, die diese neue circensische Bühnenshow gemeinsam ins Leben gerufen haben. Mit einem Ensemble von zwanzig Tänzern, Musikern und Akrobaten möchten sie ihrem Publikum die kulturelle Vielfalt, Lebensfreude, Ursprünglichkeit und Wildheit des schwarzen Kontinents nahebringen.
Auf der Düsseldorfer Rheinwiese, dem traditionellen Circusplatz, sind die bestens bekannten großen gelb-weißen Zeltanlagen des Circus Universal Renz aufgebaut. Der markante Kassenwagen und die elegante Front sind ansonsten vor dem Circus Belly-Wien zu finden.
Das Vorzelt ist im Innern mit roten und orangen Stoffbahnen dekoriert und komplett mit einem Holzboden ausgelegt. Große runde Tische mit Stühlen bieten Aufenthaltsqualität. Die Circusrestauration gliedert sich in zwei Bereiche. Auf der einen Seite findet sich eine traditionelle Circusrestauration mit ihrem typischen Warenangebot, von Bratwurst über Popcorn bis hin zu verschiedensten Getränken wider. Gegenüber wird eine breite Auswahl an traditionellen warmen afrikanischen Speisen angeboten. Ein Stand mit afrikanischen Souvenirs komplettiert diesen Bereich.
Den zentralen Platz im Spielzelt nimmt eine erhöhte runde Bühne ein, deren Mittelteil drehbar und in der Höhe verfahrbar ist. Auf Logenbrüstungen wird verzichtet, die zwei Reihen Polsterstühle sind direkt rings um die Bühne angeordnet. Des Weiteren steht ein großes Schalensitzgradin für die zahlreichen Besucher bereit.
Der hintere Bereich des Zeltes ist mittels eines großen Artisteneingangs aus rotem Samt abgetrennt.

Zu Beginn der Show tanzt die komplette Truppe singend vom Haupteingang auf die Bühne. Die sechs Musiker nehmen an den traditionellen afrikanischen Trommeln und Schlagwerken Platz und ein folkloristisch geprägtes Opening nimmt die Besucher mit auf die Reise nach Afrika. Tanz und Gesang prägen weite Teile der Show, bei allen artistischen Darbietungen sind andere Ensemblemitglieder auf der Bühne anwesend und geben den Auftritten einen bunten Background. Auch die Musiker haben ihren Platz permanent auf der Bühne und sind somit mehr ein Teil des Geschehens, als wir es ansonsten aus dem Circus kennen. Wurde das Opening musikalisch von wildem rhythmischem Trommeln getragen, wechselt die Band nun die Bühnenseite und Instrumentalisierung und begleitet die Darbietungen mit eingängigen Pop-Songs.
Die Balance einer Flasche auf einem Stab sieht man allgemein in einem clownesken Kontext. Hier erleben wir einen Artisten, der eine und zwei aufeinander stehende Flaschen auf einem Mundstab balanciert. Abschließend zeigt er den Trick mit einem Kunststoffstuhl an Stelle der Flaschen.
Ein stark gehbehinderter Künstler müht sich auf seinen Krücken auf die Spielfläche. Nachdem er sich ihrer entledigt hat, präsentiert er eine veritable Handstandequilibristik. Nachdem zum Auftakt einige Handstandfiguren auf Handstäben ausgeführt wurden, verlagert sich das Geschehen auf die Rola-Rola. Ein leiterartiges Gestell auf dem Rollbrett und ein dreiteiliger Turm aus Rollen sind hier u.a. als labiler Untergrund zu erwähnen. Im weiteren Verlauf des Auftritts „tanzt“ der Künstler auf seinen Krücken über die Bühne und zeigt weitere fulminante Handstände auf den Gehhilfen.
Die Kaskadeutnummer eines Trios folgt den üblichen Abläufen im „Kampf“ um den Sitzplatz auf einem Stuhl. Akrobatisches Highlight des Auftritts ist ein Rückwärtssalto mitsamt dem Stuhl.
Ein Breakdancer erobert die Bühne und zeigt sein Können. Seine Kleidung, Auftrittsstil und Musikbegleitung bildet einen angenehmen Kontrast zu den ansonsten eher folkloristisch gestalteten Acts.
Ein Klischnigger verrenkt auf der Drehbühne seine Gliedmaßen zu einer Reihe halsbrecherisch wirkender Posen. Zum Höhepunkt seiner Evolutionen zwängt er sich durch einen Tennisschläger.
Den Höhepunkt des ersten Teils der Show bietet vor der Pause der Auftritt eines „menschlichen Wasserspeier“. Unvermittelt stößt der Artist mehrfach einen kräftigen langen Strahl Wassers aus. Die Fontänen lässt er bis zu einem halben Meter über seinen Kopf steigen, so dass er in der aus seinem Magen kommenden Flüssigkeit zu duschen vorgibt. Nun trinkt er in kürzester Zeit ca. drei Liter Wasser, um mit dem erneut ausgestoßenen kräftigen Strahl Flüssigkeit eine empor gehaltene, eineinhalb Liter fassende handelsübliche Plastikflasche wieder zu befüllen.
Immer wieder treten die Musiker, Sänger und Tänzer zwischen den Acts in den Vordergrund des Geschehens, da es Clownerie in der bei uns gängigen Form im afrikanischen Circus nicht gibt. Die Auftritte wirken insgesamt spielerisch-fröhlicher,  als bei hellhäutigen Artisten und oftmals erwecken sie den Anschein der Improvisation.

Jonglage mit großen metallenen Schüsseln, Pyramidenbauer und Limbo-Show sind oft zu sehende Disziplinen afrikanischer Artisten und dürfen selbstverständlich auch in diesem Rahmen nicht fehlen.
Eine Darbietung am Chinesischen Mast wird von drei Ensemble-Mitgliedern temperamentvoll gearbeitet. Mit Kraft und Geschick zeigen eine umfangreiche Trickfolge.
Die einzige Luftnummer der Show sieht einen Auftritt an den Strapaten. Gekonnt erfolgen die kraftvoll ausgeführten Elemente und Flugeinlagen nutzen den weiten Raum der Kuppel.
Stark folkloristisch geprägt ist der Auftritt eines Stelzenläufers. Auf den gut eineinhalb Meter hohen massiven Holzstelzen tanzt er, zusammen mit dem Ballett fröhlich und sicher die Balance haltend, rasant über die Bühne. Nachdem eine der Stelzen entfernt wurde, bereitet es dem jungen Mann scheinbar keinerlei Probleme auf einem Bein die Balance zu halten.
Ein Michael Jackson Imitator komplettiert den Reigen des Gebotenen. Optisch perfekt dem Original angelehnt, performt er, natürlich zu Playback-Musik, mit den unverwechselbaren Tanzschritten einige der größten Hits des „King of Pop“.
Das umfangreiche und voll überschäumender Lebensfreude zelebrierte Finale beginnt mit Seil springen der Truppe. Nach dem Sprung über das Seil zeigen alle noch ein kleines Da Capo. Die Band heizt die Stimmung mit ihrem Rhythmus zusätzlich an und die Akteure tanzen, auch Zuschauer werden auf die Bühne geholt, in einem sich stetig steigernden Wirbel. Schließlich löst sich der wilde Wirbel auf und die Akteure verlassen den Ort des Geschehens in Richtung Vorzelt, während sich eine Stimme aus dem Off mit einem langgezogenen „Tschüs“ verabschiedet.