Text und Fotos Friedrich Klawiter                                                 
CIRCUS IARZ ITALIANO
Heerlen, 22. September 2012

Der Circus Iarz Italiano unter der Leitung von Direktor Remo Iarz reist nun die zweite Saison in den Niederlanden. Zuvor gastierte man mehr als ein Jahrzehnt als Moscow Star Circus im Königreich Belgien. Ursprünglich stammt die Familie Iarz aus Italien, so dass die neue Firmierung durchaus angebracht ist.
Unter den hohen, sich herbstlich verfärbenden Kastanienbäumen des Bekkerveld in Heerlen leuchtet das rote Equipement des Circus in der strahlenden Sonne. Zahlreiche Fahrzeugeglänzen frisch lackiert und auch der Kassenauflieger wurde eingehend renoviert. Neue Zugmaschinen und Auflieger ergänzen den umfangreichen Fuhrpark. Ein geräumiges Vorzelt erhebt sich hinter dem dekorativen Frontzaun mit seinen Lichterbögen. Hierin hat die Restauration des Circus ihren Platz. Das große rote Kuppelchapiteau nimmt den zentralen Platz des Geländes ein. Die Raubtieranlage von Markus Korttnig Tigern mit ihrem geräumigen Außengehege und die Ställe des umfangreichen Tierbestandes des Circus schließen sich daran nahtlos an. Zahlreiche Wohnauflieger und Campings sind entlang der Platzseiten aufgefahren.
Im Innern zeigt das Chapiteau den gewohnten Look – der große Artisteneingang aus rotem und schwarzem Stoff, die dekorativen rot-blauen Logen und das zehnreihige Bankgradin mit dem üppigen Platzangebot strukturieren den Raum.

Direktor Remo Iarz übernimmt in diesem Jahr die Rolle des Manegensprechers. Eloquent führt er durch die Show und nachdem er sein Publikum begrüßt hat, erleben wir den Italiener Alain Rossi als ersten Artisten in der Manege. Temperamentvoll jongliert er mit Bällen, Keulen und Zigarrenkistchen. Sicher und souverän folgen die variantenreichen Routinen aufeinander.
Im weiteren Verlauf des Programms tritt der sympatische Artist als Reprisenclown in Erscheinung. Gegenüber dem Vorjahr hat er sein Repertoire zu großen Teilen variiert. Zunächst zeigt er sein besonderes Können beim Golf. Anschließend präsentiert er seinen wagemutigen Teddy mit einem Kanonenschuß. Ein großer Ballon lädt die Zuschauer während des Käfigabbaus zur Interaktion ein und mit einer flotten Hutjonglage geht dieser Auftritt zu Ende. Akrobatisches Können offenbart er in der letzten Reprise auf einem Fahrrad. Dieses „zerfällt“ unter seinen "tollpatschigen" Händen in mehrere Einzelteile. Falsch zusammengesetzt, Pedale und Sattel haben die Plätze getauscht, zeigt sich dieses Gefährt für einen Artisten als durchaus fahrbar. Alain Rossi verkörpert einen fröhlichen Clowntypus und verzichtet auf die Belästigung von Zuschauern. Ein straffer Ablauf ist allen seinen Reprisen zu eigen und ohne Umschweife kommt er ohne Längen in den Auftritten zur Pointe.

Den Reigen den Dressurnummern eröffnet Emiliano Iarz mit einer Ponykavalkade. Nachdem ein dekoratives Kleinpferd seine Figuren durch vier große Metallringe gelaufen hat, sind sechs lebhafte Ponys in gekonnter Freiheitsdressur zu erleben.
Direkt vor der Pause erleben wir Direktor Remo Iarz mit den Exoten des Hauses. Zunächst präsentieren drei Dromedare ihre Laufarbeit. Watussi und Schottische Hochlandrinder sowie drei Lamas kommen hinzu und bieten ihr Können. Den Abschluß der Nummer gestalten die Lamas, die auch ihre Sprungkraft unter Beweis stellen können.
Der zweite Programmteil beginnt mit der Raubtierdressur von Raphael Markus (Korittnig). Dieser präsentiert souverän drei Tiger, die eine ganze Reihe der heutzutage gängigen Tricks – Pyramide, Balkenlauf, Sprünge, Hochsitzer, Teppich – beherrschen. Schwungvoll und gekonnt läuft diese Dressurnummer im Zentralkäfig ab.

Mit drei attraktiven Darbietungen hat die tschechische Familie Dvorak großen Anteil am Gelingen der Show. Zu dritt präsentieren sie Leiterbalancen. Auf den hohen Leitern, die vom Familienoberhaupt auf den Füssen balanciert werden, zeigen Mutter und Tochter Dvorak vielfältige Tricks. Standwaage, Handstand, Fahne, Keulenjonglage – beinahe beliebig lässt sich diese Liste erweitern, werden mit großem Engagement dargeboten. Mit einem Zwei-Mann-Hoch der beiden Damen auf der Spitze einer Leiter erreicht diese fulminante Nummer ihren Höhepunkt.
Sohn Ludovic Dvorak begeistert mit einer erstklassigen Klischnigg-Darbietung. Variantenreich versteht er es, seine Extremitäten in die schier unglaublichsten Positionen zu bringen. Doch damit nicht genug, werden etliche Posen im Handstand ausgeführt. Effektvoll durchsteigt der junge Mann einen Tennisschläger. Anschließend faltet er sich in einen Plexiglaskubus von wenig mehr als fünfzig Zentimeter Kantenlänge zusammen.
Tochter Angelika glänzt mit einer ausgefeilten Kür am Trapez. In sehr großer Höhe, unmittelbar unter dem Gestänge der Kuppel ist das Requisit angebracht. Nach einigen Tricks am ruhenden Trapez nimmt die Nummer Fahrt auf und im vollen Schwung werden viele Abfaller und Balancen longengesichert geboten. Die heute kaum noch zu sehende, kraftvolle Arbeit am Trapez beinhaltet selbstverständlich auch den Zehenhang im Schwung, sowie das gleiten in den Fersenhang.

Stefania Iarz bietet mit ihren beiden Auftritten zwei Highlights der Show. Tanzend eröffnet sie ihre, im spanischen Stil gehaltene, Hula Hoop Darbietung. Mit großer Ausstrahlung und Präsenz erfolgen die dynamischen Abläufe. Variantenreich und souverän jongliert die erfahrene Artistin mit den Ringen.
Den ersten Teil ihrer Antipoden-Nummer hat Stefania Iarz neu gestaltet. Nach einer kurzen Tanzsequenz erreicht sie mit einem Handstandüberschlag die Trinka und lässt große weiße Bälle auf Händen und Füssen tanzen. Bis zu fünf Bälle werden zur gleichen Zeit manipuliert. Auch dieser Auftritt überzeugt mit erstklassigen Leistungen und erhält durch die große Ausstrahlung von Stefania Jarz sein besonderes Flair. Im zweiten Teil der Nummer jongliert sie mit kleinen Teppichen. In verschiedenen Formation wandern diese über Hände und Füsse der Artistin und die sich drehende Trinka gibt der Nummer zusätzlichen Drive.

Emiliano Iarz und seinen Freiheitsdressuren ist im aktuellen Programm die Position der Finalnummer vorbehalten. Vier edle andalusische Blauschimmel werden von dem erfahrenen Dresseur in einer schwungvollen Dressurschöpfung vorgestellt. Zu Irish Dance Klängen erfolgen Abläufe in perfekter Harmonie. Gelassen und souverän agiert Emiliano Iarz inmitten seiner Hengste. Als Da Capo-Pferd tritt ein fuchsfarbener Araber in Erscheinung, der zunächst im vollkommenen Vertrauen zu seinem Dresseur entspannt in der Manege abliegt und in seinen Bewegungen auf kleinste Zeichen seines Dresseurs reagiert. Dann zeigt sich der Hengst als versierter Springer, der im abgedunkelten Zelt effektvoll über mehrere brennende Barrieren hinwegsetzt. Mit dieser Dressurdarbietung präsentiert Emiliano Iarz ein besonderes Kleinod equestrischer Kunst.
Zum Finale sind noch einmal alle Artisten und Tierlehrer in der Manege vereint um sich von ihrem Publikum zu verabschieden. Die zufriedenen Besucher bedanken sich mit langanhaltendem Applaus und so klingt die gelungene Vorstellung aus.
Der Circus Iarz Italiano bietet auch in dieser Saison wieder ein erstklassiges traditionelles Circusprogramm mit einem hohen Unterhaltungswert für die ganze Familie. Die drei Säulen des klassischen Circus – Akrobaten, Clowns und Tiere – sind hier bestens vertreten, warten mit guten Leistungen auf und werden in ansprechender Weise präsentiert. Einen Besuch des Circus Iarz Italiano kann man allen Freunden des guten Circus nur ans Herz legen.
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