Text und Fotos Friedrich Klawiter
Nouveau CIRQUE JEAN RICHARD
Forbach, 30. Juni 2012


Einer der ganz großen Namen des französischen Circus der fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts ist bekannterweise „Jean Richard“. Die Familie Solovitch Dumas reist seit vielen Jahren mit ihrem Circus unter verschiedenen Namen in Europa. U. a. reiste man als Circus Muchachos in Deutschland Österreich und Dänemark.  Im Heimatland Frankreich firmierte man in den letzten Saisons als Cirque de Rome. Seit Juli letzten Jahres ist man als Lizenznehmer unter der Bezeichnung "Noveau Cirque Jean Richard" auf Tournee. War man bisher überwiegend im Süden unseres westlichen Nachbarlandes anzutreffen, gastierte der Circus nun erstmals in Forbach, einem Grenzstädtchen nahe Saarbrücken.
Wenige Schritte von der Fußgängerzone Forbachs entfernt präsentierte sich der Circus auf dem Festplatz in vollem Glanz. Kräftiges gelb und königsblau sind die weithin leuchtenden Farben, in denen das gesamte Material in der Vormittags-Sonne strahlt.
Die prächtige große Fassade setzt sich aus einem Durchgangswagen, mit integriertem Kassenabteil, und zwei flankierend aufgestellten Scania-Lkw, deren Kofferaufbauten mittels Klappelementen verlängert sind, zusammen. Großformatige aufgebrachte Programmszenen zieren die Front und verheißen einen abechslungsreichen Circusbesuch. Neben der großzügigen Plakatierung spielen die beiden Lautsprecherwagen einen wichtige Rolle bei den Werbeaktionen des Unternehmens.
Das sehr hohe, gelbe Zwei-Masten-Chapiteau, seine Kuppel wird von vier weit auskragenden hochaufragenden Quaderpools geformt, steht im Zentrum des Platzes.
Der Fuhrpark, sauber in den Hausfarben lackiert, wird geprägt von Scania-Zugmaschinen, modernen Jumbo-Anhängern und großen Wohnwagen sowie einigen Sattelaufliegern. Ein riesiger neuer Auflieger, der mittels Auszugelementen an beiden Kopfseiten nochmals enorm verlängert werden kann, steht für die elf Großkatzen, weiße und normalfarbene Tiger sowie Löwen, des Circus bereit. Vier Kamele, vier Pferde, Zebra und Ponys sind an dem warmen Sommertag in ihren Freigehegen untergebracht. Den Makaken dient ein geräumiger Wagen als Unterkunft.

Wie in Frankreich üblich, bewältigt auch der Nouveau Cirque Jean Richard den Transport in die nächste Gastspielstadt in einer einzigen Fahrt.
Im Chapiteau erwarten ansprechend gestaltete Logen und sechs Reihen eines typischen französischen Holzbankgradins den Ansturm der Besucher. Ein großer Artisteneingang aus dunkelrotem Samt nimmt den hinteren Bereich des Innern ein.

Direktor Solovitch Dumas obliegt es, das „hochverehrte Publikum“ willkommen zu heißen. Im weiteren Verlauf der Vorstellung führt er in angehmer Form durch die weitere Vorstellung.
Das Programm beginnt, in bester Circustradition mit einer Raubtierdressur. Yann Dumas, Bruder von Solovitch, stellt drei Löwinnen zusammen mit zwei Tigern in einer trickreichen Dressurfolge vor. In gekonntem Ablauf werden Pyramide, Sprünge eines Löwen durch den Handreifen, Sprünge eines Tigers über die Löwenbar, Teppich, Roll over und Hochsitzer geboten. Vorwärts- und temperamentvoll ausgeführter Kreissteiger der Tiger sind hervorragender Abschluss der Darbietung.
Mademoiselle Steffy versteht es, sich am Ringtrapez charmant in Szene zu setzen. Kraftvoll Halteposen werden mit fließend ausgeführten Übergängen elegant verbunden. Mit scheinbarer Leichtigkeit schwebt die Künstlerin im weiten Raum der Kuppel.

Als Mitglied des Trio Caprany sehen wir die Artistin zusammen mit Megane und Laurie eine rasante Gruppenjonglage ausführen. Zeitgemäss und jugendlich gestylt werden vielfältige interessante Abläufe routiniert zu Gesicht gebracht. Tennisbälle und Ringe werden genauso sicher jongliert, wie die nachfolgenden Routinen mit Keulen. Soli und Interaktionen mit den Partnern erfolgen in interessantem Wechsel. Den effektvollen Abschluss der Nummer markiert die Jonglage hell lodernder Fackeln.
Megane bietet bei ihrer Arbeit an den Tuchstrapaten eine Reihe spektakulärer Abfaller. Elegante Halteposen und raumgreifende Flüge komplettieren die souverän präsentierte Trickfolge.
Laurie beweist ihr Können in großer Höhe am Vertikalseil. Kraftvoll werden alle wesentlichen Tricks des Genres in erstklassiger Ausführung geboten, bevor sie nach einem  rasanten Aldon-Wirbel wieder in die Manege zurückkehrt.
Im ersten Programmteil liegt die Clownerie in den Händen des Circusnachwuchses. Florian und Kassy sind zusammen mit Direktor Solovitch Dumas in zwei Reprisen zu sehen. Zunächst ist das Publikum gefordert seine Applausstärke zu steigern. Drei mal kommen die Clowns in die Manege und jedes mal ist der Begrüssungsapplaus nicht genügend, bis sie endlich beim vierten mal zufriedengestellt werden können.
Im zweiten Auftritt kündigen die beiden einen großartigen Zaubertrick an, bei dem sie ein Paar Handschuhe, die unter von einem Hut liegen, aufheben ohne den Hut zu berühren.
Natürlich gelingt es den beiden, den skeptischen Direktor zu übertölpeln.
Im zweiten Programmteil sind die beiden Nachwuchsartisten mit einem weiteren Mädchen in einer Lassonummer zu sehen. In vielfältigen Variationen kreisen die Seilschlingen um die Körper der Akteure. Florian zeichnet sich insbesondere durch große Geschicklichkeit beim springen in, aus und durch die rotierenden Lassos aus.

Direktor Solovitch Dumas stellt die Cavalerie des Noveau Cirque Jean-Richard vor. Drei Hengste in dekorativen pinkfarbenen Geschirren folgen bereitwillig seinen Anweisungen. Die verschiedenen Figuren folgen in raschem Wechsel aufeinander. Ein Pony, mit einem Makaken als verwegenem Reiter, umrundet als Da Capo die Manege und absolviert einige Barriensprünge.
„Les Princesses Exotique“, das hauseigene Ballett, breiten in stimmigen Kostümen und ausgefallenem schleierähnlichem Schmuck, den Zauber des Orient aus. Die Kamele folgen Direktor Solovitch Dumas in die Manege und zeigen, umrahmt von den Tänzerinnen, ihr Können.
Seniorchef Louis Dumas, unter seinem Künstlernamen „Monsieur Bob“ seit vielen Jahrzehnten in der Manegenwelt berühmt, lässt zwei Makaken ihr Repertoire vortragen. Die posierlichen Affen balancieren über ein „Seil“, tragen Eimer und Flaggen hinüber. Sie fahren Roller und Dreirad und dann kann sich ein Jeder selbst überzeugen, dass sie auch über ordentliche Tischmanieren verfügen.

Das Trio Vargas bringt Las Vegas in die tiefste französische Provinz. Mit dem notwendigen Glamour werden die ansprechenden Illusionen verkauft. Nachdem zunächst ein großer Hund aus einem „leeren“ Behältnis in die Manege gezaubert wurde, folgen zur Verblüffung der Zuschauer Zickzackkiste und weitere ansprechende Tricks.
Wie so oft im traditionellen französischen Circus ist der letzte Auftritt den Clowns mit ihrem großen Entree vorbehalten. Direktor Solovitch Dumas sorgt mit gekonntem Spiel auf seiner goldenen Trompete als August „Gino“ für Circusatmospähre pur. Seine Tochter Megane begleitet ihn auf dem Saxophon und gibt im eleganten schwarzen, mit unzähligen glitzernden Gassteinchen besetzten, Sac einen veritablen Weißclown ab. Nun ist „La Cuisine“ bereit und mit „einem Teller und einem Ei“ verstehen die beiden geschickt zu hantieren, bevor ein Gummihuhn ins Spiel gebracht wird. In einem „magischen Suppentopf“ verwandelt es sich in ein schwarz-weiß geschecktes Kanninchen und mit  gemeinsamem musizieren findet das Entree seinen gelungenen Abschluß.
Zum kurzen schwungvollen Finale finden sich die Artisten in der Manege ein und lassen sich noch einmal vom Publikum feiern. Direktor Solovitch Dumas  stellt die Familienmitglieder und die beiden engagierten männlichen Künstler des Trio Vargas nochmals vor und bedankt sich bei den zahlreichen Gästen, die an diesem heißen Nachmittag den Weg zum Circus fanden, für den Besuch.
Die Familie Dumas bietet in gepflegten Rahmen traditionellen, gekonnt präsentierten Familiencircus, der mit guten Leistungen aufwartet und dem großen Namen durchaus gerecht wird. Einen Besuch dieses Unternehmens, dass weitere Städte in Lothringen bespielt, sollte man sich nicht entgehen lassen.
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