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Text  und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS Karl-Heinz RENZ
Neuhäusel, 21. August 2011


Mit dem Slogan „der bekannte Circus Renz“ wird auf den Plakaten für die Gastspiele des schmucken Familienunternehmens geworben. Intensiv und flächendeckend wird die Werbetafeln aufgestellt. Zusätzlich besucht die Familie Schulen und Kindergärten, gibt dort kleine Proben ihres Könnens um so die Hauptzielgruppe noch besser zu erreichen.
Circus Renz ist ein schnellreisendes Unternehmen und bespielt in der Regel zwei Komunen in der Woche.
Auf einer abschüssigen Wiese im Gewerbegebiet der Gemeinde Neuhäusel/Westerwald, ca. zehn Kilometer von Koblenz entfernt, besuchten wir den Circus.
Die hervorragend in Airbrushtechnik mit Circusmotiven bemalten Auflieger konnten, bedingt durch die Platzgegebenheiten nicht wie gewohnt als Front aufgefahren werden. Auch auf den hübsch verzierten Aluminium-Frontzaun musste man verzichten. Das blaue Zweimast-Chapiteau mit den gelben Verzierungen wurde ein Stück weit ins Gelände, dorthin wo der Platz weniger Neigung aufweist, platziert. Am unteren Rand der Wiese fanden die Tiere ihr Unterkommen. Für die Pferde, Ponys, Esel und Ziegen stehen Ställe, die einseitig an die Transportfahrzeuge angebaut sind, zur Verfügung. Den zahlreichen Kamelen, darunter zwei wenige Monate alte Jungtiere, wurde über ihrem Paddock das Dach eines Einmasters errichtet.

Im Innern des Chapiteau fällt der dekorative Bühnenwagen auf. Seine aufklappbaren Fassadenelemente sind in frischem gelb-orange lackiert und mit zahlreichen Lämpchen geschmückt.
Zwei Arbeiter beschäftigt Karl-Heinz Renz, die ihn beim Auf- und Abbau, der Reklame und im Stall unterstützen. Die gut zwei Stunden währende, unterhaltsame Vorstellung wird komplett vom Ehepaar Renz und zwei seiner drei Töchter bestritten. Die dritte Tochter betreut die im Chapiteau platzierte Restauration, die auch frisches Popcorn und Zuckerwatte bietet.
Nachdem Angela Renz an der Kasse den letzten Besuchern ihre Eintrittskarten verkauft hat, eröffnet sie als Sprechstallmeisterin die Vorstellung. Angenehm und routiniert sind ihre Moderationen mit denen sie den Verkauf der Darbietungen unterstützt.
Zunächst ist Karl-Heinz Renz mit drei Kamelen in der Manege präsent. Einige Lauffiguren werden absolviert, dann liegen die Trampeltiere ab und zwei Kinder dürfen zwischen den Höckern Platz nehmen und nachdem die Tiere sich wieder erhoben haben können sie eine Runde reiten. Kaum haben die Kamele die Manege verlassen und Frau Renz die folgende Nummer angekündigt, hat der Herr Direktor in extrem kurzer Zeit sein Kostüm gewechselt und präsentiert einen Pinto-Schecken in einer schwungvollen Einzelfreiheit. Später kommt ein optisch sehr gut passendes Pony hinzu und dieses muntere Groß-und-Klein zeigt zur Freude des Publikums flott sein Repertoire.

Die dreizehnjährige Gina-Marie, die jüngste Tochter des Hauses, produziert sich in gymnastischen Übungen. Verschiedene Figuren aus den Bereichen Kautschuk- und Handstandartistik werden gezeigt. Hübsch wirkt dabei der Kopfputz, den das Mädchen trägt und den es in dieser Form heutzutage nur noch selten zu sehen gibt.
Direktor Renz und sein Wunderpferd Lucky Luke verblüffen nicht nur die kleinen Zuschauer. An ihn gerichtete Fragen beantwortet Lucky Luke mit „ja“ oder „nein". Rechnen kann er selbstverständlich auch und erstaunlicherweise kennt er das richtige Alter von zwei Kindern aus dem Publikum.
Die große Tochter des Hauses, Monique stellt zwei quirlige Pudel vor. Die gewohnten Abläufe, es dominieren Sprünge in vielfältiger Form werden routiniert und flott geboten und von der jungen Frau mit einem strahlenden Lächeln verkauft.
Inzwischen hat der Direktor ein weiteres Mal sein Outfit gewechselt und als Clown Pepino erobert er die „Mayonnaise“. Nach einigem Wortwitz-Geplänkel mit der Manegensprecherin wird das Bienchen-Entrée gespielt, indem Gina-Marie als zweiter August mitwirkt. Nachdem sämtlicher „Honig“ verteilt ist, demonstriert Karl-Heinz Renz mit dem Thronstuhl, dass er sich auch auf Kinnbalancen versteht. So verschafft er seiner Tochter die zwei - drei Minuten Zeit die sie zum Kostümwechsel braucht, ehe sie am Vertikalseil gekonnt und charmant  eine große Anzahl verschiedener Tricks präsentiert, die allesamt erstklassig ausgeführt werden.
In der nun folgenden Pause besteht die Möglichkeit die Menagerie des Circus zu besuchen. Mit dem kleinen Obolus der dafür zu entrichten ist, erhalten die Besucher auch die Möglichkeit zum Ritt auf einem der Kamele.

Den zweiten Programmteil eröffnet Monique auf dem straff gespannten Silberdraht. Nach einigen Balancen und Tanzschritten beschließt ein Spagat die Evolutionen.
Einen Höhepunkt des Programms zeigt uns Karl-Heinz Renz mit seiner „sanften Dressuren“von vier  Alpen-Haflingern. Unter seiner Peitschenführung werden die Lauffiguren exakt ausgeführt. Mit einem dekorativen Kruppensteiger schließt diese schöne Dressurdarbietung.
Mit einer schwungvollen Hula Hoop-Nummer machen Gina-Marie und Monique noch einmal Tempo. Die flotte Darbietung, die die Schwestern sowohl gemeinsam als auch im Solo sieht, reißt das Publikum mit.
Die große Westernshow von Karl-Heinz und Angela Renz den Schußpunkt des Programms. Die Lasso-Arbeit von Karl-Heinz Renz erhält einen besonderen Kick da sie auf einem Pferd stehend gearbeitet wird. Lucky Luke steht ruhig und geduldig in der Manegenmitte während der Direktor auf seinem Rücken sein Können demonstriert.
Am Messerbrett verharrt zunächst Angela Renz, bevor eine Frau aus dem Publikum von den Wurfmessern umrahmt wird. Auch bei der Demonstration von Zielgenauigkeit mit der Peitsche wirkt ein Zuschauer mit. Er darf die Zeitungsseite halten, die von der niedersausenden Schnur immer wieder halbiert wird bis nur noch ein kleiner Schnipsel übrigbleibt.
Ein Logenbesucher, der mit einem gekonnten Lassowurf „gefangen“ wurde, darf mit einem Bocksprung auf Lucky Lukes Rücken im Sattel Platz nehmen, Karl-Heinz Renz stellt sich hinter ihn und lässt seine große Lassoschlinge kreisen. So mündet diese fulminante Westerndarbietung ins Mini-Finale, zu dem die beiden Töchter der Familie ebenfalls in die Manege kommen.
Die Direktion verabschiedet ein sehr zufriedenes Publikum, dem ein kleiner Circus ein abwechslungsreiches und umfassendes Programm in professioneller unterhaltsamer Weise geboten hat.