Text und Fotos Friedrich Klawiter                                                 
KARLSRUHER WEIHNACHTSCIRCUS
Karlsruhe, 27. Dezember 2012

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Wie gewohnt zur Weihnachtszeit glänzten auf dem Karlsruher Messplatz die prächtigen, rot-gelb gestreiften Zeltpaläste der Familie Joachim Sperlich.  
Der moderne, mächtige strahlend illuminierte Viermaster dominiert den Platz. Weithin funkelt die Leuchtschrift „Supercircus“ über der Kasse, was auch bei der vierten Ausgabe des Weihnachtscircus zu einhundert Prozent stimmte. Weihnachtlicher Tannenschmuck, in dem abertausende Lichter glitzern, schmückt den mit Spannbändern abgehangenen hohen Frontzaun. Weit sind die Türen zum großzügigen Vorzelt geöffnet und lassen die Besucher hineinströmen.
Ein voluminöser, üppig geschmückter Weihnachtsbaum der bis unter die Nock des Zeltes reicht, zieht die Blicke an. Zahlreiche Weihnachtsmarktsbuden nehmen die reichhaltig sortierte Restauration auf und die gemütliche Café-Ecke lädt zum Verweilen ein.
Buden, Zeltwände und Tunnel sind üppig und phantasievoll mit weihnachtlicher Dekoration  und Lämpchen geschmückt und der rote Teppichboden sorgt für eine warme Atmosphäre.
Im Chapiteau ist hinter den eleganten rot-weißen Logen ein modernes Gradin mit komfortablen Einzelklappsitzen errichtet. Die beiden großen beleuchteten Showtreppen, die im vergangenen Jahr nur im Finale eingesetzt wurden, sind nun fest in den Artisteneingang integriert.
Das sehr gut aufspielende ukrainische Circusorchester hat seinen Platz weiterhin in dem towerartigen Aufbau über der mit unzähligen Strasssteinchen besetzten Gardine. Die bestens bestückte und virtuos eingesetzte Lichtanlage wurde mit zehn Kugelköpfen ergänzt, die auf Säulen rings entlang des Rondells verteilt sind.

Die Familie Sperlich hat die diesjährige Produktion als moderne großartige Show gestaltet.  Zwei Musicalsänger/In und ein großes Ballett, unterstützt vom erstklassigen Orchester und vorzüglicher Lichttechnik umrahmen in mitreißenden Schaubildern die Darbietungen der Artisten und Tierlehrer. Seine Tochter Monika, so lässt uns Direktor Joachim Sperlich wissen, ist in erster Linie der kreative Kopf des Teams, während er selbst für die Umsetzung und technische Machbarkeit des Ganzen verantwortlich zeichnet. Doch berichten wir der Reihe nach.
Clown Davis Vassallo begibt sich, untermalt vom Gesang Karin Valentas, in der Manege zur Ruhe und träumt vom Circus. Das Ballett in Begleitung eines Stelzenläufers bevölkert in „Stars and Stripes“ Kostümen die Manege und „Weihnachtsfrauen“ tanzen auf den Showtreppen. Karin Valenta und Alvin le Bass performen „Jingle Bells“, der Vorhang fliegt auf und der Weihnachtsmann rauscht mit seinem Rentierschlitten herein.
Über einem Trike, dass von der Filmfigur „Grinch“, einem grünhäutigen Weihnachtshasser gefahren wird, wurde eine große Plattform montiert. Darauf thront der riesige Schlitten, „gezogen“ von vier Rentieren und dem Weihnachtsmann und himmlischer Begleitung darin. Ein grandioses Spektakel zu Beginn der Show.
Nahtlos fügt sich die erste Darbietung an den rasanten Wirbel des Opening an. Die neun Asadullin zeigen ihre temperamentvolle Flugshow am Russischen Barren. Vielerlei Salti und Pirouetten werden elegant ausgeführt. Spektakulär Sprünge ermöglichen die im Zwei-Mann-Hoch stehenden Porteure.

Die Familie Spindler zeichnet für die Dressurdarbietungen des Programms verantwortlich.
Zunächst paradieren sechs weiße Araber unter der Peitschenführung von Sarah Spindler in der Manege. Mit sechs Friesen erweitert ihr Ehemann Patrick die Darbietung auf vierzehn Hengste, eine Gruppe wie sie heutzutage in Größe und Qualität fast nicht mehr geboten wird. Vielerlei verschiedene Lauffiguren werden in erstklassiger Manier ausgeführt. Selbstverständlich darf auch ein Karussell nicht fehlen. Ein veritabler Gruppensteiger der Araber, während die Friesen weiterhin die Manege umkreisen, leitet zu den zahlreichen anspruchsvollen Da Capo Steigern über.
Von einem großen Afrika-Bild des Balletts umrahmt, stellt Adela Spindler die Giraffe vor. Gelassen schreitet diese durch den Manegensand, die Umgebung von „höherer Warte“ beobachtend. Aus den Händen mehrerer Logenbesucher nimmt sie bereitgestellte Leckereien ab.
Giovanni Spindler beeindruckt mit einem perfekt laufenden Achter-Zug Shetland-Ponys. Die Minipferde absolvieren ein umfangreiches Repertoire, dass mit Sprüngen über Hürden seinen Höhepunkt erreicht.
Wenig später sehen wir den Tierlehrer mit Europas größter Kamelherde in der Manege. Elf Wüstenschiffe füllen das weite Rund, dann liegen sie in einer langen Reihe ab und werden von zehn Lamas umkreist. Als Da Capo überspringt ein brauner Araberhengst zwei an der Piste abliegende Kamele.

Clown Davis Vassallo, der bereits in der letztjährigen Karlsruher Weihnachtsmanege stand, zeigt nun komplett andere Reprisen. Vergeblich versucht er seinen Vater, der als Startenor eine Arie vorträgt, einen Sichtschutz zu bieten, da dieser sehr wohl seinen Frack trägt aber die Hosen vergaß. Der Popcorn-Reprise gewinnt er neue Seiten ab und auch seine Variante der „vier Stühle“ ist liebe- und humorvoll aufgebaut und birgt ein überraschendes Ende.
Auf dem Elastikseil macht er eine erstklassige Figur, nachdem er es nach einigen verwegenen Kaskaden endlich erreicht hat, und löst mit vier nacheinander gesprungenen Saltos Begeisterung auf den Rängen aus. Der Einsatz einer Peitsche und auch sein Auftritt als Stepptanz-Künstler enden für den Clown nicht in der erhofften Weise.
Rudolf Janecek aus der goldenen Stadt Prag legt bei seinen Jonglagen ein rasantesTempo an den Tag. Mit drei Keulen hantierend, kommt er über einen Treppenaufgang hinab in die Manege und brennt hier ein wahres Feuerwerk ab. Zunächst werden Fussbälle in verschiedenen Routinen manipuliert. Sicher und fehlerfrei jongliert der junge Mann mit drei, vier, fünf und sechs Keulen. Ein Salto während der Jonglage gehört genauso zu seinem Repertoire, wie das extrem schnelle drehen der Keulen.
Die Flying Silva entfachen am Trapez vor der Pause noch einmal großen Wirbel. Die drei Fliegerinnen und Bruno Silva beherrschen ein umfassendes Repertoire attraktiver Tricks. Ein doppelter Salto, blind gesprungen bildet den Höhepunkt ihres Repertoires und mit einer Passage findet die Darbietung ihren Abschluss.
Die Lester Sisters zeigen ihre Antipodenspiele mit Bällen und kleinen Teppichen zu Riverdance-Klängen.

Goldene Kriegerstatuen im Laserlicht, Tempeltänzerinnen in goldenen Gewändern und ein Requisit in Gestalt einer Pyramide, dass aus dem Bühnennebel auftaucht wecken die Erwartungen des Publikums auf das Kommende. So tritt denn „Pharao“ René Sperlich ins Rampenlicht und arbeitet seine Handstandkür im ägyptischen Look. Einarmer, Waagen und Handstände werden variantenreich und kraftvoll ausgeführt. Ein Klötzchensturz über der Pyramidenspitze entlockt den Zuschauern ein anerkennendes „oh“. Während weitere Handstände in extremer Höhe über der Pyramide erfolgen, steigen vor der Gardine gewaltige Feuersäulen in die Kuppel.
Die Schleuderbrett-Darbietung der Truppe Asadullin beschließt den bunten Reigen circensischer Künste. Die Salti und Pirouetten werden auf einer Matte, den Schultern der Truppenmitglieder und im Sessel allesamt sicher gelandet und mit einem Stelzensprung wird auch die letzte der Möglichkeiten des Genres in erstklassiger Weise genutzt.
Das glamouröse Finale a la „Lido de Paris“ ist ein Fest für Augen und Ohren. Das Ballett tanzt, überbordend mit Federboas dekoriert, die Schautreppen hinab in der Manege und die beiden Sänger geben ihr Bestes. Vom Ballett umrahmt nehmen die namentlich vorgestellten Artisten ihren Applaus entgegen. Frenetisch feiert das Publikum die Mitwirkenden der erstklassigen Show. Die Manege leert sich, das Ballett verharrt in seiner Formation und Davis Vassallo versucht nacheinander mit allen Damen anzubandeln – ohne Erfolg. Die letzte der Schönen lässt ihn zwar auch abblitzen, bringt ihm aber innerhin einen Geschenkarton. Diesem entnimmt der Clown seine goldene Trompete und verzaubert noch einmal das Publikum mit Frankie-Boys „My way“.
Der Karlsruher Weihnachtscircus bietet in diesem Jahr ein starkes klassisches Circusprogramm, dass in hervorragender Weise in Form einer modernen Show präsentiert wird und beim zahlreichen Publikum bestens ankommt. Man kann die  Familie Sperlich zu dieser gelungenen Produktion nur herzlich beglückwünschen.

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