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Text und Fotos Friedrich Klawiter
KARLSRUHER WEIHNACHTSCIRCUS
Karlsruhe, 31. Dezember 2018

http://karlsruher-weihnachtscircus.de
Zum zehnten Mal waren die riesigen rot-gelben Zeltanlagen von Joachim Sperlich auf dem Messplatz der Fächerstadt aufgebaut. Der Karlsruher Weihnachtscircus gehört zu den größten Events dieser Art hierzulande und bietet stets hochkarätig besetzte Programme.
Die Zelte funkeln im Glanz unzähliger Lichter und üppiger Tannenschmuck an dem hohen, das gesamte Gelände umschließenden Zaun, verbreitet Weihnachtsatmosphäre.
Breite, weit geöffnete Holztore führen ins Vorzelt, in dem der riesige, bis hoch ans Zeltdach reichende prächtige geschmückte Weihnachtsbaum den Blick gefangen nimmt. Die Weihnachtsmarktsbuden der Circusrestauration entlang der Seiten sind gleichfalls festlich geschmückt, ebenso der Tunnel, der ins Spielzelt führt.
Dessen Einrichtung -  großes Klappsitzgradin, rot-weiße Logen, großer Artisteneingang mit Orchesterpodium flankiert von zwei beleuchteten Showtreppen – ist seit Jahren unverändert.

Monika Kaselowsky-Sperlich und Giovanni Biasini begrüßen charmant und eloquent ihr Publikum und sind mit ihrer Doppelmoderation wiederum die angenehmen Sprechstallmeister, die das Publikum versiert mit allen Informationen versorgen.
Das „Shad Performance Show Ballett“, es bietet der Show auch in dieser Spielzeit wieder den glamourösen Rahmen, tanzt die Treppen hinab in die Manege und eine Bimmelbahn, wie sie in vielen Orten als Touristenattraktion eingesetzt wird, fährt mit den Artisten besetzt ins weite Rund. Auf den Dächern der Waggons thront der Weihnachtsmann in einem roten Schlitten hinter einem Rentiergespann.
Den Schwung des Openings setzen die „Jambo Kids“ in der ersten Darbietung fort. Die sechs schwarzafrikanischen Artisten bauen mit ihren Körpern zahlreiche Pyramiden. Im zweiten Teil des Auftritts verblüffen sie mit variantenreichem Seil springen.
René Sperlich arbeitet seine Handstandequilibristik auf einem runden Podium von einigen Metern Durchmesser, auf dem eine Reihe treppenförmig ansteigenden Handstäbe angebracht sind. Zum Höhepunkt der Evolutionen verlängert René Sperlich mit fünf aufsteckbaren Elementen zwei Handstäbe zu hohen, flexiblen Stangen und steht auf der Spitze des schwankenden Gebildes im Spagat.
Vor der Pause erleben wir Maik und Siegfried Sperlich auf dem Todesrad. Vielseitige Sprünge in den Kesseln, Blindlauf und Seil springen sowie hohe Absprünge auf der Außenbahn gehören zu den Elementen der Darbietung.
Eine mitreißende, temporeiche Luftnummer bietet Yulija Stetsenko am Ring. Am weit schwingenden Requisit erfolgt die anspruchsvolle Trickfolge – Zehenhang, gleiten vom Knie- in den Fersenhang und mehrfaches abgleiten von der oberen Querstange an den Ring im Kniehang gehören zum Gebotenen – in erstklassiger Ausführung.

Vier interessante und ungewöhnliche Tier-Darbietungen beinhaltete die aktuelle Ausgabe des Karlsruher Weihnachtscircus.
Zunächst zeigt Rinaldo Weisheit eine hervorragende Arbeit mit vier Zebras. Völlig entspannt und gelassen bewegen sich die andernorts oftmals hektisch und nervös wirkenden Tiere in der Manege, suchen vertrauensvoll die Nähe und den direkten Kontakt zu ihrem Vorführer. Sie bieten ein breites Spektrum an erlerntem Können - liegen in der Manege ab, verharren im „Hundesitz“ und nehmen Leckerlis aus der Hand und dem Mund des Dresseurs ab.
Im zweiten Teil sehen wir eine erstklassig ablaufende Pferde-Freiheit. Je vier prachtvolle Friesenhengste und schneeweiße Araber bilden den formidablen Achter-Zug. Vielfältige Lauffiguren - u.a. Volten, Fächer und Gegenläufe - erfolgen gekonnt unter der souveränen Peitschenführung des erfahrenen Dresseurs. Diverse Steiger runden die Darbietung in idealer Weise ab.
Auch Marcel Krämer ist zwei Mal zu erleben. Fünf mächtige Bisons stürmen in die Manege und mit großer Präzision und in hohem Tempo absolvieren sie ihre variantenreichen Lauffiguren. Die erstklassige Darbietung findet ihren Höhepunkt im Achterlauf - ausschließlich per Stimme vom abseits stehenden Dresseurs dirigiert - eines Mustangs um die auf Tonneaus stehenden Bisons. Später trippeln sechs muntere Esel ihre Runden, während ihr Vorführer sein Können mit dem Lasso zeigt. Auf dem Sattel eines Mustangs stehend, lässt er die Seilschlinge rotieren. Die Esel dirigiert der erfahrene Dresseur nur per Stimme und mit sparsamen Fingerzeigen zu ihren exakt und flott ausgeführten Lauffiguren.
Der ungarische Komiker „Mr. Gerald“ ist in beiden Programmteilen in einem längeren Auftritt zu erleben. Im glänzenden Anzug und mit reichlich Glitzerspray im Gesicht und auf der Frisur verteilt er vier Glöckchen an Logenbesucher. Ein fünfter Mitspieler wird in die Manege gebeten und mit zwei großen Becken ausgestattet. Der weitere Verlauf der Szene ist hinlänglich bekannt. Später hantiert er zunächst mit Popcorn, um sich hernach als Jongleur zu versuchen. „Schmerzen“ an Finger und Wange nach einem „Missgeschick“ werden durch den Kuss einer Besucherin gelindert, doch auf die Besserung einer weiteren „Verletzung“ verzichtet die Dame gerne.
Ventriloge Serge Massot interagiert zunächst mit seiner Puppe. Im zweiten Teil seines Auftritts gibt er drei Zuschauern eine neue Stimme.

Hervorragende Hand-auf-Hand Equilibristik bietet das Duo „La Vision Acrobats“. Im Adagio -Stil zeigen die beiden ungarischen Artisten eine ungeheuer Kräfte zehrende Trickfolge in exzellenter Ausführung.
Die akrobatischen Höhepunkte der Show bieten die Hermanos Rodriguez aus Kolumbien. Nach der Pause agieren vier Herren temperamentvoll am Fliegenden Trapez. Die umfassende Trickfolge steigert sich bis hin zum dreifachen Salto und mündet in eine gelungene Passage. Mit einem in dieser Form noch nicht gesehenen Schlusstrick – ein Voltigeur fliegt zu einer direkt unter dem Kuppelgestänge hängenden Trapezstange und die beiden anderen folgen und finden an seinem Körper Halt ehe man sich nacheinander in die Tiefe stürzt – findet der Auftritt seinen spektakulären Abschluss.
Wenig später zeigt die komplette Truppe einen fulminante Auftritt auf dem Hochseil. Unter Verzicht auf jedwede Sicherheitsvorkehrung wird ein breites Spektrum an hochkarätigen Tricks geboten. Dreier-Pyramide mit freiem Stand auf einem Stuhl, Kopfstand auf dem Seil, Überquerung im Zwei-Mann-Hoch, Bocksprung und Sprung über den Partner gehören neben anderem ebenso zum Repertoire, wie die Fahrt auf einem Minifahrrad. Die abschließende spektakuläre Siebener-Pyramide konnte, aufgrund einer Verletzung, in der besuchten Vorstellung nur als Sechser-Einheit gezeigt werden.
„Flying Perche“ ist die Finalnummer der Truppe Yarov benannt. Die in Kostüm, Begleitmusik und Bewegung bis ins kleinste Detail gestylte – und daher mitunter recht synthetisch wirkende – Nummer bietet eine Reihe außergewöhnlicher Abläufe. Ein ums andere Mal fliegen die sehr hohen Stangen, mit der sehr zierlichen Artistin an der Spitze, von einem zum anderen Porteur. Von der Plattform einer Perche fliegt die junge Frau auf die Schultern eines Partners auf einer etwas niedrigeren Perche. Einige Tricks sehen den Porteur auf hohen Stelzen und schließlich gar mit Stelzen auf einem Russischen Barren stehen. Allerdings sollte man wohlweislich den ständigen massiven Trick fördernden Einsatz der Longen nicht übersehen.
„Weihnachtsengel“ Charlene Sperlich intoniert Leonhard Cohens „Halleluja“ und die Mitwirkenden kommen mit Wunderkerzen in den Händen zum stimmungsvollen Finale.
Monika Kaselowsky-Sperlich und Giovanni Biasini stellen die Artisten noch einmal vor und lange hält sie das Publikum, dessen Erwartungen offensichtlich erfüllt wurden, mit frenetischem Beifall in der Schlussaufstellung.