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Text und Fotos Friedrich Klawiter
LANDAUER WEIHNACHTSCIRCUS
Landau, 31. Dezember 2015

http://landauer-weihnachtscircus.de
Zum vierzehnten Mal präsentierte Direktor Jakel Bossert mit dem Landauer Weihnachtscircus die circensische Perle in der Südpfalz. Die Traditionsveranstaltung hat sich im Wandel der Zeiten ihren ursprünglichen Charme bewahrt und erzielte in dieser Spielzeit einen neuen Besucherrekord. Die hervorragende Show begeisterte und mobilisierte die Massen derart, dass die Spielzeit um vier Tage verlängert werden musste.
Das mächtige weiße Vier-Masten-Chapiteau beherrscht den Circusplatz und in der Dunkelheit strahlen die LEDs an den Absegelungen und große Sterne glitzern auf den Mastspitzen weithin.
Historische, weiß-blau lackierte Oberlicht-Schindelwagen, die einstmals bei den großen Circusunternehmen des vorigen Jahrhunderts - wie z.B. Hagenbeck, Althoff und Sarrasani - dienten, bilden eine großartige Fassade und der agile Direktor weiß zu jedem seiner Schätzchen etwas Interessantes zu berichten. Der nostalgische Fassadenzaun glänzt im warmen Schein der guten alten Glühbirnen und bietet zusammen mit den reich geschmückten Weihnachtsbäumen wahres  weihnachtliches Flair.
Das große Zelt ist im Innern in Foyerbereich und Spielstätte gegliedert. Die Circusrestauration, sie steht in diesem Jahr erstmals unter der Leitung von Franz und Ramona Spindler, nimmt breiten Raum ein. Zwei große Verkaufswagen und weitere Stände halten ein umfassendes Warenangebot – von der Bratwurst über Crêpes und Mandeln bis hin zu Zuckerwatte bereit. In einem restaurierten ehemaligen Raubtierwagen, laut Direktor Bossert kommt er ursprünglich von Krone und wurde auch bei den Dreharbeiten von Salto Mortale eingesetzt, ist ein Playmobil Circus ausgestellt und gleich daneben hat ein historisches Kinderkarussell seinen Platz. Die Circusbar im ehemaligen Raubtierkäfig von Dompteur Kid O'Hara, alias Hermann Sonntag, komplettiert den  Foyerbereich.
Das Sitzplatzangebot für die Besucher gliedert sich in rot-weiße Logen, ein neunreihiges Schalensitzgradin und Balkonlogen mit Tischbestuhlung. Der Artisteneingang des Circus Corty Althoff komplettiert die Einrichtung und auf der Orchesterempore hat ein Schlagzeuger seinen Platz.

Das Programm beginnt mit einem großen indianischen Schaubild, in das viele Artisten eingebunden sind. Unter dem Klang dumpfer Trommeln zieht die Truppe in die Manege und startet ihr abwechslungsreiches Spiel. Desirée Köllner jongliert mit Keulen, Jezahel Pirlo bietet einige Kontorsionen und Miss Ashley lässt die Hula Hoops kreisen derweil Ali Bayar einen Requisiteur „skalpiert“. Ramona Spindler präsentiert ihr Können am Vertikalseil und alle Artisten treten mit den Bolas in Erscheinung. Der elfjährige Julian Bossert hat in dieser Spielzeit sein Manegendebut und präsentiert eine Einzelfreiheit. Das bunte Bild mündet in die Ponyfreiheit von Juniorchefin Ann-Katrin Bossert.
Ruhig und gekonnt leitet die junge sympathische Tierlehrerin ihre sechs Shetlandponys zu den unterschiedlichen Lauffiguren an. Perfekt und fehlerfrei läuft die Darbietung unter der souveränen Peitschenführung von Ann-Katrin Bossert ab.
Klaus Kaulis war auch bei dieser Ausgabe des Landauer Weihnachtscircus als erfahrener Manegensprecher mit von der Partie. In seiner unverkennbaren Weise führte er durch das Programm und versorgte die Zuschauer mit allen notwendigen Informationen.
Voll südländischem Temperament zeigt Tennis-Jongleur Rogerio Gonzalvez sein Können mit den Devil Sticks. Virtuos lässt er ein Racket auf den Stäben tanzen und reiht vielerlei Figuren aneinander. Drei, bzw. fünf Tennisbälle landen zum Abschluss der Routinen in kleinen Köchern am Gürtel. Bumerangs fliegen dicht über die Köpfe der Zuschauer und der letzte rotiert nach der Landung auf der Nasenspitze des Jongleurs. Zum Höhepunkt des Auftritts hält Rogerio Goncalves zwei Tennisschläger parallel mit seinen Devil Sticks in der Luft und jongliert sie nach einer Pirouette sicher weiter – eine erstklassige, nur selten gezeigte Leistung.
Jérôme Varnier arbeitet in kraftvoller Manier an den Strapaten. In erstklassiger Ausführung erfolgen die anspruchsvollen Abläufe und weite Flüge nutzen den weiten Raum in der Kuppel.

Clown Berty Balder bringt zur Freude der Besucher eine Reihe seiner Reprisen zu Gesicht. Mit einem mannshohen Kostüm-Strauß wird die „Popcorn-Szene“ zu einer unterhaltsamen Angelegenheit. Den gespendeten Applaus sammelt der Clown in einer großen Tonne und kann sich bei jedem öffnen des Deckels erneut daran erfreuen. Als Kunstmaler vereint der Clown schnell ein Zuschauerpaar und bildet hernach die überreichte Blüte auf seiner Leinwand ab. Aus drei freiwilligen Mitspielern formt Berty Balder, trotz einiger „Missgeschicke“ eine veritable Band. Die zusammen mit Manegensprecher Klaus Kaulis performte Magic-Show findet einen überraschenden Abschluss.
Miss Nathalie beginnt die Routinen ihrer Antipodenspiele mit einer großen Walze. Es folgen Touren mit bis zu vier Basketbällen. Kleine Teppiche versteht die charmante Artistin virtuos zu jonglieren. Nur selten arbeiten Antipodistinnen mit Hula Hoop Ringen, Miss Nathalie versteht sich ausgezeichnet darauf.
Ihr Vater Henry Fröchte arbeitet nach der Pause seine turbulente Tellerjonglage. Im Stil der Blues Brothers werden bestens bekannten Abläufe mit dem temperamentvoll dargeboten.
Jezahel Pirlo verblüfft die Besucher mit ihrer enormen Beweglichkeit. Ihre Klischnigg-Nummer, ein von Frauen nur selten gearbeitetes Genre, bietet eine Reihe hervorragend ausgeführter Tricks. Flüssig, elegant und scheinbar und die geringste Mühe nimmt die Artistin die verschiedenen Posen ein bringt ihre Extremitäten dabei in außergewöhnliche Positionen. Zum spektakulären Höhepunkt des Auftritts zwängt sie iihren Körper in einen kleinen Plexiglaskubus, in dem sie lange verharrt.

„Special Guest“ des vierzehnten Landauer Weihnachtscircus war „Schäfer Heinrich“, bekannt aus der RTL-Serie „Bauer sucht Frau“. Er wohnte während des Gastspiels in einem der historischen Circuswagen und war während des Einlasses und der Pausen präsent, machte mit Gästen gemeinsame Erinnerungsfoto und gab Autogramme. In den Shows hatte er vor der Pause seinen großen Auftritt mit dem „Schäferlied“, dass von weiten Teilen der Besucher mit Begeisterung aufgenommen wurde. Als Zugabe brachte er seinen vor Kurzem neu erschienenen Song.

Die Tierdarbietungen der diesjährigen Produktion kommen wiederum aus dem Hause Spindler. Mit einer neuen Dressurschöpfung war Franz Spindler zu erleben. Zwei Kamele und zwei weiße Araber waren zu einer harmonischen Gruppe vereint. Interessante, abwechslungsreiche Figuren wurden in rascher Abfolge ausgeführt. Hervorragende Da Capo Steiger der Araber beendeten den furiosen Auftritt ideal.
Ramona Spindler präsentierte den prachtvollen Andalusier-Rapphengst „Zorro“. Temperamentvoll zeigte sich der feurige Hengst in seiner ganzen Schönheit. Erstklassige Steiger und eine Manegenrunde im Spanischen Tritt absolviert er bravourös. Tiefes durchstecken des Kopfes zwischen den Vorderhufen wird auf einem Podest erstklassig ausgeführt und das auch Pferde lachen können zeigt Zorro ein ums andere Mal.
Komplettiert werden die Dressur-Darbietungen mit einer Hohen Schule, die Ann-Katrin Bossert auf Ramona Spindlers Friesenhengst „Marcho“ reitet. Im spanischen Look absolviert die Juniorchef anmutig die verschiedenen Lektionen. Gekonnt werden die starken Trabaktionen gearbeitet und mit spektakulären Steigern unter dem Sattel erreicht der Auftritt seinen Höhepunkt.

Für Nervenkitzel sorgt Laurie Vatan mit ihrer temperamentvollen Arbeit am Schwungtrapez. Zahlreiche Pirouetten und risikoreiche Abfaller werden von der zierlichen Artistin longengesichert in Perfektion ausgeführt.
Die Finaldarbietung ist Pierre Bauer am Schwankenden Mast vorbehalten. Als tequilaseelige Mexikaner kommt er zusammen mit Ali Bayar in einem offenen Geländewagen in die Manege. Schnell ist der Mast am Wagen montiert und Bauer macht sich auf den Weg eine neue Flasche aus der Circuskuppel zu holen. Handstand, freier Stand auf dem weit pendelnden Mast und Waage gehören zum gezeigten Repertoire.
Zum fröhlichen Finale gelangen die Artisten über die Abgänge des Gradins in die Manege und werden von Manegensprecher Klaus Kaulis noch einmal vorgestellt. Nach einer kurzen Choreographie nehmen die Mitwirkenden ihre Aufstellung ein und Direktor Jakel Bossert verabschiedet ein begeistertes Publikum, dass mit frenetischem Beifall und Standing Ovations für das Gebotene dankt.
Der Landauer Weihnachtscircus setzte auch in dieser Spielzeit auf den klassischen Dreiklang aus Clownerie, Tierdressuren und Artistik und unterhielt sein Publikum allerbestens. Für das anstehende Jubiläum in der kommenden Spielzeit kündigte Direktor Bossert ein „Best of“-Programm mit vielen Attraktionen der letzten Jahre und vielen vorzüglichen, für Landau neuen Darbietungen an.