Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE LUIGI ZAVATTA
Semecourt, 22. März 2013


www.cirque-luigi-zavatta.sitew.fr
Die Familie Dassonneville reiste mit ihrem Cirque Luigi Zavatta in den letzten Jahren fast ausschließlich durch den Süden Frankreichs und ist nun wieder einmal in Lothringen auf Tournee. In Semecourt, die Eintausend-Seelen-Gemeinde wenige Kilometer außerhalb von Metz verfügt über ein sehr großes Gewerbegebiet, stand der Circus auf dem Parkplatz eines Supermarktes.
Ein großer Circus mit umfangreichem Material – so präsentiert sich der Cirque Luigi Zavatta auf einem separaten Teil des Supermarkt-Geländes. Eine große, mit Circusmotiven bemalte und mit Fahnen geschmückte Fassade empfängt die Besucher. In eine Stirnseite des Wagens, der die Basis bildet, ist die Kasse integriert. Ein ovales rot-weiß gestreiftes Vier-Masten-Chapiteau bildet das Herzstück des Circus. An den Masten reicht die Plane hoch, bis fast an die Spitzen heran. Die gestreckte Kuppelkonstruktion wird von einer hohen Spitze gekrönt und zwei hoch aufragende Quaderpools formen die Silhouette des ovalen Zeltes. Der beeindruckende moderne Fuhrpark des Unternehmens, rot lackiert mit weißer Beschriftung, umrahmt den Platz. Zahlreiche Scania, MAN und Renault Magnum Zugmaschinen befördern den Circus in einer einzigen Fahrt zur nächsten Gastspielstadt. Die in Frankreich erlaubte Überlänge von Schausteller-Transporten ermöglicht, dass an die enormen Auflieger noch ein Jumbo-Anhänger sowie oftmals noch ein weiterer kleinerer Anhänger, der einen Pkw transportiert, angehangen werden können.  Prachtvoll herausgeputzte Zugmaschinen sind mit den edel gestalteten Wohnaufliegern, sie wurden von Frankreichs Edelschmiede „Laurent“ gebaut, zu Gespannen kombiniert, wie man sie in Größe und Ausführung bei keinem Circus hierzulande antrifft. Riesengroß, mit beidseitigen Auszügen, sind sie aufwändig lackiert, mit vielen Edelstahlanbauteilen versehen und luxuriös ausgestattet.
Der hintere Bereich des Geländes ist der Menagerie des Circus vorbehalten. In drei Ställen sind die zahlreichen Pferde, Kamele, Dromedare, Lamas, Zebras und Rinder untergebracht. Ziegen, Esel und eine Gänseschar tummeln sich in den Freigehegen und in ihrem Käfigwagen dösen vier Löwen der Vorstellung entgegen.
Ein liebevoll gestalteter Container wurde in die Rondell-Leinwand integriert und bildet den Eingang ins Chapiteau. Die Türen sind mit seitlichen Vorhängen und einer Clownsfigur bemalt und auf einem kunstvoll gestalteten Schild ist „Entree“ zu lesen. Der Durchgangsbereich wurde rot gestrichen, mit ebensolchem Teppich ausgekleidet und eine schwere Samtportiere bildet den hinteren Abschluss. Das Chapiteau ist im Innern dunkelrot und mit tausenden weißer Sterne dekoriert. Ein riesiger prächtiger Samtvorhang bildet den Artisteneingang. Weiße Kunststoffstühle füllen die roten, mit einem großen „Z“ geschmückten Logen und vier lange gerade Tribünen, mit fünf Reihen Holzbänken, bieten den Besuchern Platz. Die Circus-Restauration befindet sich ebenfalls im Chapiteau. Ein großer Wagen, in den eine dekorative Bar eingebaut ist und der auf einer vorgebauten Empore auch einige Sitzgelegenheiten bietet, dient diesem Zweck.

Der Cirque Luigi Zavatta wird von vier Brüdern Dassoneville betrieben und sie gestalten mit ihren Familien das abwechslungsreiche Programm.
Die Rolle des „Monsieur Loyal“ füllt Jessy Dassonville mit Bravour aus. Mit sonorer Stimme führt er in angenehmer Weise durch das Programm und gibt die nötigen Informationen.
Ruben Dassonneville eröffnet mit seiner temperamentvoll vorgetragenen Raubtierdressur die Spielfolge. Vier Löwenmänner bilden, teils unter provoziertem heftigem Pranken schlagen, eine Pyramide, zeigen verschiedene Sprünge, sitzen hoch, laufen über einen Balken und bilden einen Teppich. Mit mehreren effektvollen Sprüngen durch einen Feuerring findet die Nummer ihren Höhepunkt.
Zwei weitere Dressurdarbietungen laufen unter der Peitschenführung von Monsieur Ruben ab. Zunächst leitet er zwei Friesen zu ihren Lauffiguren an. Zu Beginn des zweiten Programmteils präsentiert er, mit einem prächtig bestickten Mantel ausstaffiert, die große „Caravane exotique“ des Hauses. Zunächst laufen zwei Zebras ihre Runden, ihnen folgen zwei Lamas. Ein erneuter Wechsel der Tiere bringt ein sehr großes Dromedar zusammen mit zwei Kamelen in die Manege. Sie lässt Ruben Dassonneville eine recht umfangreiche Auswahl auch anspruchsvollerer Figuren laufen. Nun folgen drei weitere Dromedare, die vom Circus Afrika übernommen, ein umfassendes Repertoire Figuren einer guten Kameldressur zeigen. Abschließend umrunden zwei Esel in achten die auf Tonneaus stehenden Dromedare.
Mit einem stimmungsvollen Serpentinentanz beginnt Christina ihren Auftritt am Vertikalseil.  In einer ansprechend gestalteten Kür arbeitet die junge Frau eine große Anzahl der Tricks des Genres. Absteher, Halteposen und schwungvoll ausgedrehte Figuren folgen in raschem Wechsel aufeinander.
Im zweiten Programmteil präsentiert sie zusammen mit Sarah eine gelungene Magic-Show. Zickzack- und mit zahlreichen Stäben durchbohrte Fluchtkiste werden gekonnt eingesetzt.

Der Circus-Nachwuchs ist gleichfalls mit einigen Auftritten im Programm vertreten.
Chinelle und Joy, zwei kleine etwa fünfjährige Mädchen lassen mit kindlichem Eifer und Ernsthaftigkeit die Hula Hoops Ringe kreisen. In einer kindgerecht aufgebauten Abfolge agieren sie zunächst jeweils mit einem und zwei Reifen und beherrschen schließlich bereits fünf um ihre Hüften rotierenden Ringe.
Der circa neunjährige Nachwuchs-Tierlehrer John lässt sechs Gänse durch die Manege watscheln. Sie überspringen kleine Hürden und unter wildem Flügel schlagen sausen sie eine Rutschbahn hinunter.
Eine beachtliche Jongleurdarbietung hat sich Zidane erarbeitet. Sehr sicher und variantenreich versteht es der jugendliche Artist mit bis zu vier Bällen zu arbeiten. Versiert und effektvoll handhabt er „Entermesser“. Erneut wechseln die Requisiten und vier weiße Ringe fliegen in mancherlei Kombination durch die Luft. Einige Routinen mit Keulen, die auch das besonders schnelle drehen beinhaltet, beschließt diesen Auftritt.

Fabienne zeigt uns ihre Künste am Ringtrapez. Sie verzichtet größtenteils auf Flugeinlagen und arbeitet stattdessen viele kraftvolle Haltetricks am ruhig hängenden Ring.
Shanon hat ihre gelungene Nummer im Mond als stimmungsvolle Gipsy-Phantasie gestylt. Im entsprechenden Kostüm tanzt die Artist entlang der Piste zu ihrem Requisit. In einem kurzen Moment der Dunkelheit verwandelt sie ihr Äußeres in das einer modernen Artistin. Souverän präsentiert Shanon ihre reichhaltiges Repertoire kraftvoll ausgeführter Tricks an dem Mond-Requisit, dass sich permanent drehend auf einem Gestell in der Manegenmitte ruht. Nach einer Rückkehr ins Gypsi-Outfit klingt der Auftritt anmutig träumerisch aus.
Ganz in weiß bezaubert Mademoiselle Virgilie mit einer poetischen Pfautauben-Revue. Die bekannten Abläufe des Genres erfreuen die Zuschauer. Abschließend „läuft“ eine Taube auf einem in der Hand der Artistin rotierenden Schirm.
Eine orientalische Phantasie sieht fünf Damen Dassonnville als Bauchtänzerinnen. Nach dieser gelungenen Einladung präsentieren sie einige Würgeschlangen. Ein mutiger Besucher wird in die Manege gebeten und bekommt gleichfalls eine große Schlange um den Schultern gelegt.

Alex Dassonneville präsentiert einen Vierer-Zug Freiheitspferde. Die weißen Hengste beherrschen ihr Programm souverän. Ruhig und fehlerfrei läuft die veritable Dressurdarbietung unter der Leitung des erfahrenen Dresseurs ab. Ein gekonnter Gruppensteiger beschließt die equestrische Vorführung in idealer Weise.
Wenig später sehen wir Monsieur Alex zusammen mit seinem Sohn John mit Handstandequilibristik. Auf weißen Holzstühlen, die in den verschiedensten Formationen auf einem Tisch gestapelt werden, führen Vater und Sohn abwechselnd die verschiedenen Handstände aus. Alex erklimmt schließlich eine Pyramide aus vier Stühlen und wagt auch dieser Höhe einen eleganten Handstand.
Cliff Dassonneville ist als Clown „Patate“ für den lustigen Part im Programm zuständig. Nach einer kurzen Reprise ziemlich zu Beginn des Spektakels, wird, wie so oft im traditionellen französischen Circus, das Entree als Finalnummer gebracht. In einem Mini-Auto, dessen „Moped“-Zweitaktmotor eine extreme Geräuschkulisse erzeugt, kommt er in den roten Ring. Dem Kleinst-Kastenwagen wurde vor den hinteren Ladetüren ein Messerbrett mit schmalem Trittbrett angebaut. Nach einigem Hin und Herr, Monsieur Alex übernimmt den Gegenpart des August, muss ein Zuschauer den Platz vor dem Messerbrett einnehmen. Der Clown nimmt einen Schreckschussrevolver, anhand eines Probeschusses kann sich jeder im Zelt von seiner großen Wirkung überzeugen, und zielt auf den Luftballon neben dem Kopf des Zuschauers. Dieser versucht ernsthaft den größtmöglichen Abstand zum Ballon, der natürlich zielsicher „getroffen“ wird, einzunehmen. Der zweite Teil der Aktionen findet im bekannten Rahmen, die Messer werden neben dem, dank verbundenen Augen ahnungslosen, Mitspieler gesteckt, statt.
Mit einem kurzen Finale findet die Show, die beim Publikum großen Anklang fand, nach gut zwei Stunden Dauer ihren gelungenen Abschluss.
Der Cirque Luigi Zavatta ist ein großer Familiencircus, der mit erstklassigem Material aufwartet und ein gutes, traditionelles, unterhaltsames Programm präsentiert – ein Circus bei dem man merkt, dass seine Betreiber Freude am eigenen Tun haben.
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