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Text und Fotos Friedrich Klawiter
EUROPEAN CIRCUS FESTIVAL
Lüttich, 16. Dezember 2017

www.europeancircus.com
Zum 27. Mal bringt Direktor Stefan Agnessen mit seinem „European Circus Festival“ wahrlich großen Circus in das Zentrum von Lüttich. Der seit Jahren perfektionierte eigene glamouröse Präsentationsstil setzt auch die wiederum hervorragende aktuelle Produktion perfekt in Szene und lässt das Publikum jubeln.
Die Zeltanlagen und Infrastruktur der Traditions-Veranstaltung stellte, bereits zum dritten Mal, der Circus Belly-Wien von Roman Zinnecker. Das vorzügliche und sehr gepflegte Material prägt das äußere Erscheinungsbild des Festivals. Das große Kuppelzelt mit den Lichterketten und der große, hervorragend gestaltete Oberlichtkassen mit dem eleganten gelb-weißen Frontzaun transportieren Circusatmosphäre pur. Reicher Tannenschmuck sorgt für das notwendige Weihnachtsfeeling.
Das Innere des Foyerzeltes ist in mehreren Rottönen gehalten und strahlt Gemütlichkeit aus. Neben den beiden großen Verkaufswagen der Circusrestauration haben die obligatorische Champagner Bar und eine Garderobe ihren Platz.
Im Grand-Chapiteau sind ein neunreihiges Schalensitzgradin und Logen mit drei Reihen gepolsterter Stühle für die zahlreichen Besucher aufgebaut. Der große Artisteneingang aus rotem Samt wird vom Namenszug des Festivals gekrönt.

Für die diesjährige Produktion ist es Stefan Agnessen und Nadja Scholl gelungen eine Reihe interessanter und hochklassiger Acts zu verpflichten. Unter der Regie von Nadja Scholl wurden sie zu einer erstklassigen, sehr unterhaltsamen Show verbunden, die mit sehr gutem Lichtdesign und stimmigen modernen Musikarrangements zusätzlich punkten kann.
Das große Eröffnungsbild nach Motiven aus Disneys „Die Schöne und das Biest“ sowie „Alice im Wunderland“ wird vom Ballett und Artistenensemble in Originalkostümen gestaltet.
„Monsieur Loyal“ Claude Brunel begrüßt das Publikum und gibt die Manege für die erste Darbietung frei. Im Verlauf der Show hält er vielerlei Informationen für die Besucher bereit und annonciert eloquent die Auftretenden.
Eine Freiheitsdressur mit vier weißen Araberhengsten, vorgeführt von Anthony Renz eröffnet die Spielfolge. Vielseitige Abläufe lässt der souverän agierende Dresseur gekonnt ausführen. Drei Pferde flechten die langen, aus der Kuppel niederhängenden Bänder, die an ihren Geschirren befestigt sind zu einem veritablen Zopf und verschiedene Steiger sind die Highlights des Auftritts. Als Da Capo präsentiert Anthony Renz sieben lebhafte Tigerscheck-Ponys in einem flotten Ablauf.
Im zweiten Programmteil sehen wir den versierten Vorführer mit einer orientalischen Phantasie. Drei Kamele und drei weiße Hengste, deren schwarz-gold-weiße Schabracken und Geschirre perfekt mit dem eleganten Kostüm des Dresseurs korrespondieren, zeigen eine breites Repertoire unterschiedlicher Lauffiguren. Schließlich ergänzen zwei Watussi-Rinder die schwungvolle Darbietung.

Katja Caveagna präsentiert charmant ihre Balancen auf der freistehenden Leiter. Rasche Positionswechsel und eine Keulenjonglage stehen am Beginn des Auftritts. Auf der Leiter balancierend springt sie die Stufen einer Treppe hinunter und auch wieder hinauf. Selten zu sehen ist ihr abschließender Trick - von ihrem Tisch führen zwei schmale Stege rund zwei Meter zur Seite und über diese balanciert die Artistin rund zwei Meter vor- und rückwärts.
Clown Johnny Bogino  spielt mit Popcorn und hat als „Popstar“ seine liebe Mühe mit dem Eigenleben eines Lichtkegels. Seine „Fotokamera“ macht recht eigenwillige Portraits der Logenbesucher. Mit einer Fernbedienung steuert der August die Beleuchtungsanlage und merkt bald, dass er damit auch den Oberrequisiteur beherrscht.
Am Quadratreck sind die vier Mitglieder der Truppe Zhuk vor der Pause zu erleben. Die klassischen Figuren des Reck turnens werden gekonnt ausgeführt und mit vielfältigen Showelementen kombiniert. Riskante Wechsel von einer zur anderen Reckstange und kompliziert wirkende gemeinsame Aktionen mehrerer Artisten sind weitere effektvolle Elemente der Darbietung.

Vioris Zoppis arbeitet eine formidable Handstandequilibristik auf einer runden weißen Plane mit ein wenig Wasser darauf. Mit fließenden Bewegungen, u.a. gleitet er mehrfach vom Spagat zum Stand, werden die verschiedenen Handstände, Waagen und Einarmer elegant verbunden. Die Einbeziehung des Elementes Wasser gibt dem Auftritt mehr Tiefe und die tänzerisch Ausführung lässt die gesamte Darbietung leicht und spielerisch wirken.
Im zweiten Teil der Show sehen wir den jugendlichen Artisten mit einem mitreißenden Act an den Strapaten. Mit einem freihändigen Spagat beginnt der junge Mann seinen Auftritt. Viele Kräfte zehrende Tricks – einarmige Aufschwünge und Überschläge, Hanstände uvm. - werden in hervorragender Ausführung geboten und weite Flüge nutzen den Raum der Kuppel.
Die „Flying Weiss jr.“ sind zu Beginn des zweiten Programmteils zu erleben. Zwei Voltigeusen und ein Voltigeur zeigen ein gelungenes Spektrum genretypischer Tricks, die allesamt sich vom Porteur gefangen werden. Ein doppelter Salto mit verbundenen Augen markiert den Höhepunkt des Auftritts.

Einen exzellenten Auftritt bietet Tatiana Zheglova mit ihrem Pole Dance. Schwierigste und Kraft raubend Tricks werden von der zierlichen jungen Frau scheinbar ohne Anstrengung gemeistert und exzellent ausgeführt.
Die Truppe Albertino Cretu setzt den Schlusspunkt des unterhaltsamen Programms. Der Schleuderbrett Act sorgt noch einmal für mächtigen Schwung und beinhaltet eine umfangreiche Trickauswahl. Sehr hoch gesprungene Saltokombinationen führen zum Stand auf den verschränkten Händen zweier Fänger. Saltos zum Drei- und Viermann-Hoch sicher ausgeführt. Umjubelter Höhepunkt des Auftritts ist der gekonnte Salto zum, Stangen gestützt, Fünf-Mann-Hoch.
Das groß angelegte Finale gibt dem Ballett noch einmal Gelegenheit zu einem Auftritt. Nach Einzelvorstellung und dem Dank an das begeisterte Publikum klingt die Show mit einer gemeinsamen Choreographie aller Mitwirkenden aus. Der langjährigen Tradition des Festivals folgen stellen sich die Artisten im Vorzelt auf, um sich persönlich von ihren Besuchern zu verabschieden.