Text und Fotos Friedrich Klawiter
KERSTCIRCUS MAASTRICHT
Maastricht, 30. Dezember 2024

www.circusrenzinternational.com
Zum sechsten Mal veranstaltete die Familie Franz Renz einen erstklassigen Kerstcircus in Maastricht. Dieses dem traditionellen Dreiklang – Tiere, Clowns und Akrobaten – folgende Programm bot beste Unterhaltung auf hohem Niveau und begeisterte das sehr zahlreich erschienene Publikum.
Auf dem Circusplatz der Stadt, unweit des Stadions „de Geusselt“ gelegen, war der größte Tournee-Circus in exakter Formation aufgebaut. Die Hausfarben des Unternehmens, blau und gelb, finden sich allenthalben auf Zelten und Fahrzeugen wieder. Die eindrucksvolle Fassade lädt zum Besuch und wird von einem Holzzaun mit Lichterbögen flankiert. Ein großes Vorzelt und das hohe Vier-Masten-Chapiteau strahlen im Schein unzähliger Lichter. Auf der linken Platzseite stehen die Zugmaschinen und Sattelauflieger in langen Reihen, die rechte Seite ist den zahlreichen Wohnwagen der Direktionsfamilie, Artisten und Mitarbeiter vorbehalten. Geräumige Stallungen und Freigehege dienen dem Wohl der Pferde, Kamele und Dromedare des Circus.
Behagliches Ambiente herrscht im sehr großen, speziell für das Weihnachtsgastspiel angeschafften Vorzelt. Die Verkaufswagen der Circusrestauration nehmen einen Teil der rechten Seite ein, während gegenüber weitere Verkaufsstände eingerichtet sind. Ein großer geschmückter Weihnachtsbaum hat seinen Platz im Zentrum und zahlreiche Sitzgruppen laden zum verweilen. Im Hintergrund hat nun auch der große Toilettenwagen Platz, so dass die Besucher die vor Wind und Wetter schützenden Zeltanlagen auf dem offenen Rasenplatz nicht mehr verlassen müssen.
Das Chapiteau zeigt im Innern den bestens bekannten Anblick - großes Schalensitzgradin, elegante Logen und  raumhoher edler rot-goldener Artisteneingang. Vor diesen wurde nun eine hohe Bogenkonstruktion mit weiteren Scheinwerfern gesetzt.

Das diesjährige Motto lautet „Traditional Power“ und die Energie und Kraft des traditionellen Circus wurde eindrücklich unter Beweis gestellt.
Mit einer temperamentvollen Choreographie des Balletts nimmt die Show ihren Beginn und Sprechstallmeister Jarno Kikkert, er ist wiederum der elegante und sympathische „Monsieur Loyal“, heißt das zahlreich erschienene Publikum „herzlich willkommen“.
Nachwuchs-Tierlehrer Alexandro Renz eröffnet die Spielfolge mit einer vielseitigen Ponydressur. Sechs dekorative Tigerscheck Ponys ziehen munter ihre Bahnen durch den Manegensand. Sie beherrschen ihr erlerntes Repertoire und der jugendliche Tierlehrer dirigiert den Ablauf souverän.
Eine neu einstudierte tempogeladene und risikoreiche Darbietung am doppelten Schwungseil haben Kimberley Scholl und Scarlett Renz einstudiert. Die Seile hängen hintereinander und die beiden Artistinnen arbeiten syncron – nach jeder Zeltseite eine von ihnen. Leider konnte Kimberley Scholl in der besuchten Vorstellung nicht auftreten, da eine am Vortag aufgetretene Zerrung sie behinderte. So sahen wir Scarlett Renz solo die furiose Trickfolge präsentieren. Mit allerlei rasant ausgeführten Abfallern bietet der Auftritt eine Menge Dynamik und sorgt für Spannung.
Eine sehr interessante und abwechslungsreiche Hula Hoop Darbietung präsentiert Miss Edita. Schwungvoll und gekonnt lässt sie die Reifen an ihrem Körper entlang laufen. Abwechselnd zeigt sie mit fünf ein wenig kleineren Reifen variantenreiche Routinen der Ringjonglage. Die abschließenden Touren erfolgen mit beleuchteten Reifen im abgedunkelten Zelt.
Für den Frohsinn war erneut Clown Jason Medini zuständig. Zunächst singt er in bekannter Weise ein Duett mit sich selbst. Im zweiten Teil der Show wetteifert er gemeinsam mit einem Kind aus dem Zuschauerraum im Wasser spucken.

Eine Auswahl der vorzüglichen hauseigenen Darbietungen ist auch in dieser Produktion zu erleben.
Da ist zum einen Miss Georgina die dieses Mal ihr Können an den Strapatentüchern zeigt. Weite Flüge, kraftvoll ausgeführte Haltetricks und riskante Abfaller kennzeichnen den Auftritt.
Die große Western-Show der Familie Renz wurde vor der Pause geboten und mit den Damen des Balletts personell aufgestockt. Kimberley Scholl leitet mit hervorragendem Live-Gesang - „Jolene“ - die Darbietung ein. Anthony Renz zerlegt mit den Bull-Peitschen Zeitungsseiten in kleine Papierschnipsel. Vielseitige Tricks mit Lassos – Anthony und Alexandro – wechseln mit Messerwürfen ab und schließlich finden Morgensterne und Beile mit gut gezielten Würfen sicher ins Ziel.
Zur exzellenten und eleganten Pferdefreiheit von Franz Renz jr. performt Kimberley Scholl live „Simply the best“ auf einer kleinen Plattform hoch über der Manege. Die je vier weißen und braunen Araberhengste reihen unter der gekonnten Peitschenführung des versierten Tierlehrers zahlreiche anspruchsvolle Lauffiguren aneinander. Fächerförmige Gegenläufe werden souverän ausgeführt. Eine umfassende Auswahl unterschiedlicher, erstklassig ausgeführter Steiger rundet den Auftritt eindrucksvoll ab.
Schließlich präsentiert Anthony Renz sechs junge Dromedare in einem flotten Ablauf. Die variantenreichen Abläufe werden erstklassig ausgeführt. Auch anspruchsvolle Figuren, wie z.B. fächerförmiges kreuzen im Gegenlauf gelingen erstklassig. Schließlich drehen sich drei Dromedare auf Tonneaus entgegengesetzt zu den drei Tieren die diese umrunden.

Zwei dynamische Luft-Darbietungen komplettieren das Programm.
Zunächst ist das Duo Sunrise mit einer hervorragenden Kür an den Strapaten zu sehen. Kräftezehrende Tricks werden in großer Anzahl geboten und exzellent ausgeführt. Besonders die verschiedenen Figuren im Spagat bestechen und sind zum Teil andernorts nicht zu sehen.
Als finale Darbietung wurde das Todesrad der Rivera Brothers platziert. In hohem Tempo erfolgt die actionreiche Darbietung. Vielseitige Sprünge in den Kesseln werden zum Auftakt gezeigt. Auf der Außenbahn erfolgen Blindlauf und Seil springen und mit extrem hohen und riskanten Absprüngen findet der Auftritt seinen Höhepunkt.
Das Finale vereint noch einmal alle Mitwirkenden in der Manege und Sprecher Jarno Kikkert stellt einen jeden noch einmal vor. Das Publikum zeigt sich ob des Gebotenen begeistert und feiert das Ensemble enthusiastisch mit lange anhaltendem, frenetischem Applaus. Die Artisten verlassen die Manege nach vorne und nehmen im Vorzelt Aufstellung, so dass sich für die Besucher die Gelegenheit zu einem kurzen Kontakt oder einem Foto bietet.
Einmal mehr hat die Familie Renz hervorragenden traditionellen Circus in einem eleganten Rahmen geboten. Mit Können und großem Einsatz begeistert man sein Publikum und demonstriert eindrücklich, das die Besucher den derzeit größten in den Niederlanden reisenden Circus besucht haben.