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Text und Fotos Friedrich Klawiter
WINTERCIRCUS MAASTRICHT
Maastricht, 27. Dezember 2015

www.wintercircusmaastricht.nl
Der „2. Wintercircus Maastricht“, veranstaltet von „Hillenaar Circus Events BV“, die in mehreren Städten der Niederlande Weihnachtscircusse präsentieren, führte das Event wiederum in Zusammenarbeit mit dem Messe-, Event- und Kongresszentrum der Stadt Maastricht durch. Regie führte auch in dieser Saison Joseph Bouglione, Mitglied der berühmten Pariser Circusfamilie.
Eine der Messehalle war mit viel schwarzem Stoff und rotem Teppichboden speziell für diese Veranstaltung hergerichtet worden. Die raumhohen Stoffbahnen trennten von der riesigen Halle ein Foyer und einen „Circussaal“ab.
Zahlreiche Verkaufsstände, Stehtische mit Sonnenschirmen und ein Kinderkarussell geben dem Foyer Struktur und Weihnachtsbäume schufen eine angenehme Atmosphäre im Einlassbereich.
Ein Gradin mit dreizehn Reihen Einzelklappsitze umfasst die Manege. Rot-weiße Logen mit bequemen Polsterstühlen komplettieren das Sitzplatzangebot. Über dem Artisteneingang aus rotem Samt hat der Schlagzeuger seinen Platz und die sieben weiteren Musiker des vorzüglichen Orchesters haben ihre Plätze auf angebauten Bühnen zu beiden Seiten.
Joseph Bouglione führt bei der Produktion Regie, zudem ist er für die Auswahl der Acts verantwortlich, und so fand diese Show im typischen, hervorragend in Szene gesetzten, glanzvollen Stil der Bouglione-Shows statt. Die umfangreiche und exzellent bestückte Lichtanlage wird höchst virtuos eingesetzt und mit einem exquisiten Lichtdesign wird die Show enorm aufgewertet. Der volle treibende Sound des groß aufspielenden Orchesters unterstützt die auftretenden Artisten in idealer Weise.

Stimmungsvoll –  die Artisten paradieren auf der Piste und der niederländische Ringmaster Bert Simhoffer begrüßt die Besucher – nimmt die Show ihren Beginn.
Jongleur Cylios sorgt mit seiner temperamentvollen Darbietung für einen schwungvollen Beginn des Programms. Silberne Keulen manipuliert der junge Jongleur in vielerlei Mustern. Routiniert und sehr sicher werden Requisiten in der Luft gehalten. Abschließend zeigt Cylios sein Können mit dem jonglieren von Sombreros.
Die beiden Darbietungen mit Tieren in diesem Programm wurden von der Familie Igen präsentiert. Zunächst war die Ziegenrevue im alpenländischen Stil zu erleben. Die bestens bekannte Nummer besticht gleichermaßen durch viele vorzüglich gearbeitete Tricks, als auch durch erstklassige Kostüme der VorführerInnen und gekonnte Präsentation, gepflegte Requisiten und schwungvolle Begleitmusik. Die Ziegen arbeiten äußerst souverän; ein Berner Sennenhund ist die ideale Ergänzung der Truppe.
Im zweiten Teil sehen wir die Darbietung mit zehn quirligen Tibet-Terriern. Aufmerksam befolgen die Hunde die Anweisungen ihrer Vorführer und voller Spielfreude werden die Sprünge und anderen Aktionen ausgeführt. In flottem Ablauf folgen die zahlreichen Tricks in erstklassiger Ausführung aufeinander.
Anna Volodko arbeitet ihre Darbietung am Vertikalseil zu klassischen Klängen. In weiten Flügen erfolgt die umfangreiche Trickfolge, die von zahlreichen Abfallern geprägt wird.

Clown Francesco ist mit einigen seiner bekannten Reprisen in der Show vertreten. Zunächst spielt er mit Glocken, die an seinem Helm und an Bändern um Hand- und Fußgelenke befestigt sind. Unterstützung findet der Clown durch zwei Herren aus dem Publikum. Im folgenden Auftritt spielt er auf Fingerpfeifen. Ein als Weltkugel gestalteter großer Ball wird mittels eines Gebläses, dass im überdimensionalen Handschuh des Clowns montiert ist, in Rotation versetzt und hoch in der Luft gehalten. Eine Jonglage mit brennenden Bällen und Fackeln sehen wir im zweiten Teil. Musikalisch geht es noch einmal bei den beiden letzten Auftritten zu. Auf einem Frack sind rechteckige Spiegel und Metallplättchen befestigt auf denen der Clown sein „Xylophon-Spiel“, mit optischen Effekten, vollzieht. Schlußendlich erklingt eine Synphonie auf gestimmten Bratpfannen mittels eines Tischtennisballes.
Iurie Basiul ist mit seiner tänzerisch dargebotenen Equilibristik ein häufig zu sehender Gast in den Manegen. Ganz in weiß gekleidet präsentiert der Artist in introvertiert wirkender Attitüde sein Können. Zahlreiche Handstände, Waagen und Einarmer werden mit fließenden Bewegungen zu einer Einheit verschmolzen.
Die sieben ArtistenInnen der Truppe Bingo sind mit ihrer akrobatischen Melange vor der Pause zu erleben. Strapatentücher, Handstandequilibristik und Freistehende Leiter sind die Disziplinen, die hier im typischen Bingo-Stil temperamentvoll präsentiert werden.
Zwei Mitglieder der Truppe arbeiten im zweiten Teil der Show eine Darbietung am Doppeltrapez. Dessen Stangen sind in einem gewissen Abstand übereinander angeordnet und ermöglichen einige Positionswechsel. Eine Reihe Partnertricks sehen beide Artistinnen wechselweise als Porteure.

Zu Beginn des zweiten Teils ist der Globe of Death zwischen Manege und Artisteneingang in Stellung gebracht und die drei verwegenen Fahrer der Truppe Robles rasen in unterschiedlichen Formationen in bekannter Weise durch die Kugel.
Balljongleur Dmitry Chernov bleibt in diesem klassisch inszenierten Circusprogramm optisch ein Fremdkörper. In seiner futuristischen, düsteren schwarz-weißen Aufmachung scheint er direkt einem Sciencefiction-Film entsprungen. In das Kostüm sind große „Taschen“ integriert, in denen die weißen Bälle mit denen er vielseitige Muster arbeitet, ihren Platz haben. Bis zu sieben Bälle werden sicher gehandhabt.
Das Duo „Silver Power“ begeistert mit seiner Adagio-Akrobatik. In Perfektion werden die hochkarätigen und kräftezehrenden Tricks gearbeitet. Oftmals, auch bei anspruchsvollsten Abläufen, agiert der weibliche Part des Duo als Porteur und versetzt damit ein ums andere Mal die Zuschauer in blankes Erstaunen ob der enormen ausgeübten Kraft. Chapeau.

Den Höhepunkt des Programms bietet Alain Alegria mit seiner risikoreichen Darbietung am Washingtontrapez. Die relativ geringe Deckenhöhe der Halle tut dem Auftritt des als coolen Macho agierenden Artisten keinen Abbruch. Ohne jegliche Sicherung erfolgen die risikoreichen Tricks. Freihändige Balancen auf dem weit ausschwingenden Trapez werden zu Beginn gezeigt. Auf einem nur mit zwei Beinen auf dem Trapez stehenden Stuhl balanciert Alegria sitzend und im Stand. Getoppt werden alle Tricks von der Aufnahme eines Tuches mit dem Mund im vollen Schwung, wobei der Artist für einen kurzen Moment völlig frei im Raum schwebt.
Das kurz gehaltene Finale vereint alle Artisten in der Manege und das furios aufspielenden Orchester und die Lichtregie ziehen noch einmal alle Register. Sprechstallmeister Simhoffer spricht die Abschiedsformel und die Besucher feiern alle Mitwirkenden mit lebhaftem Applaus. Ein gutes traditionelles, erstklassig präsentiertes Circusprogramm wurde vom Publikum bestens aufgenommen und Joseph Bouglione war es erneut gelungen einer ansonsten seelenlosen Halle echte Circusatmosphäre ein zu hauchen.