Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS Rose-Marie MALTER
Tongeren, 24. April 2010

www.circusrmmalter.com
Am Rande der Altstadt von Tongeren, die Kleinstadt liegt zwischen Lüttich und Maastricht, machte der Circus Rose-Marie Malter Station. Ein kleiner Platz steht für das Gastspiel zur Verfügung. Dicht stehen die Wagen um den rot-blauen Viermaster.
Das gesamte, nicht mehr so ganz neue Material zeigt sich in gutem Erhaltungszustand, ist sauber lackiert und wirkt gepflegt. Charakteristisch für diesen Circus ist der Kassenwagen. In den sechziger Jahren als komfortabler Wohnwagen aus den USA importiert, wird er nach mehreren Umbauten auch heute noch stilvoll eingesetzt.

Der Eingang zum Chapiteau verläuft am Kassenwagen vorbei, zwischen den Circusfahrzeugen hindurch.
Sechs Gradinreihen, Holzbänke ohne Rückenbretter, sowie rot-weiße Logen  ziehen sich um die Piste. Auch der Restaurationswagen findet im Zelt Platz. Der Vorhang des Artisteneingangs wurde geteilt und mittig eingepasst steht die Motorradkugel fest installiert. In diesem Jahr wurde in eine neue Ton- und eine neue Lichtanlage investiert. Diese ist nun komplett mit LED' s ausgerüstet. Zudem ist in die vier Racks eine Lasershow integriert. Die Regie findet ihren Platz in einem kleinen Hänger, der neben dem Artisteneingang steht.


Es ist das erste schöne warme Frühlingswochenende mit strahlendem Sonnenschein und doch sind die Ränge an diesem Nachmittag gut besetzt, als die modern gestaltete Show beginnt. 'Hausmeister Müller', Marko Semjonow spielt diese Rolle, haben die Besucher bereits während des Einlasses kennen gelernt, nun „stört“ er als verspäteter Olympia-Fackelläufer Alex Ramien bei der Begrüßung des Publikums. Stimmungsvoll eröffnet der männliche Part der „Argentinian Angels“ mit gekonntem Live-Gesang, er bringt Frank Sinatras 'New York' zu Gehör, die Spielfolge.

Ein Highlight, dass man in dieser Form nur höchst selten zu sehen bekommt, bietet gleich die erste Darbietung. Jonglage in Kombination mit Hebeakrobatik biete Lydia und Leonid Ignatov in Vollendung. Die beiden Artisten in den allerbesten Jahren haben ihr Handwerk noch zu Zeiten des Staatscircus in Moskau erlernt. Elegant in den Bewegungen und virtuos in der Trickfolge wird die Kür absolviert. Fünf Keulen bzw. sieben Ringe jongliert Leonid Ignatov sicher, während die Partnerin auf seinem Kopf steht, bzw. auf dem Knie einen eleganten Handstand ausführt.

Der angekündigte „Weltmeister auf dem Trampolin“ erweist sich als unauffindbar und, nachdem er das Requisit entgegen den Anweisungen erobert hat, wird von 'Hausmeister Müller' ersetzt. Im Zusammenspiel mit seinem Truppenchef Alex Ramien arbeitet er seine Nummer derzeit 'auf komisch'. In diesem Chapiteau kann das Riesenrad nicht eingesetzt werden, so pausiert diese Darbietung derzeit.
Die Magic-Malters, das sind  Marko sowie Alex Ramien und seine Schwägerin Tatjana Gebruers bieten eine ansprechende Illusionsshow. Routiniert, flott und modern verpackt zeigen sie einige gängige Tricks, die vom Publikum mit viel Applaus honoriert werden.


Einige Reprisen steuert Samuel, er ist der Sohn des bekannten Clowns Francesco, zum Programm bei. Zunächst lässt er einen Tischtennisball auf gestimmten Pfannen hüpfen, spielt so Beethovens Neunte - „Freude schöner Götterfunken“. Im Zusammenspiel mit einem Zuschauer übt er sich in einer Jonglage mit drei Bällen.
Ähnlich wie sein Vater zeigt er Reprise, in der ein als Weltkugel dekorierter leichter Ball auf dem Luftstrahl eines Elektrogebläses, dass in einer überdimensionalen Kunststoffhand steckt, 'schwebt'.
Sehr schön die Szene als verhinderter 'Golfspieler'. Ideenreich kämpft er mit der Tücke des Objektes – mit Golfbällen und Schlägern. Die ansonsten übliche Papiertüte und der imaginäre Ball kommen hier nicht zum Einsatz.
Ein wenig lang dagegen gerät die Dompteur-Reprise mit einem Zuschauer. Dieser spielt die Raubkatze, die zum Abschluss durch einen Feuerreifen springen soll.

„Argentinian Angels“ nennen sich die drei Artisten/Innen, die mit den bekannten Abläufen der argentinischen Folklore-Darbietungen aufwartet.
Ein weiteres Mal begeistert das Duo Ignatov, dieses Mal mit einer außergewöhnlich gestalteten Hula Hoop Nummer. Zu sämtlichen Tricks liegt, ähnlich in einer Trinka, die Artistin auf dem Rücken ihres Partners. Zu anderen Tricks steht sie auf seinem Rücken, während er sehr lange mit abgewinkeltem Oberkörper verharrend die Partnerin trägt.
Es ist eine Arbeit, wie wir sie in dieser Form nie zuvor sahen.


Als Finalnummer ist der 'Globe of Speed' der Alex-Ramien-Truppe platziert. Aus dem Off dröhnt der satte Sound eines kraftvollen Motors, dann kommt auch schon der erste Fahrer in die Manege. Luke-Alexander, Alex Ramien vierjähriger Sohn dreht in cooler Motorradkombi seinem Minimotorrad einige Runden um die Manege. Dann folgt sein Vater mit seinen beiden Kollegen mit der gewohnten Präsentation im Globe. Mit offenem Schalldämpfer und sonorem Sound ziehen die relativ schweren Maschinen in hohem Tempo ihre Bahnen durch die Kugel. Nicht ganz risikolos ist der Trick, den man seit einiger Zeit neu im Repertoire hat. Einige Zuschauerinnen werden von Alex Ramien in die Manege gebeten und sollen sich dann mittig in die Stahlgitterkugel stellen. In der besuchten Vorstellung kommt nur eine junge Frau diesem Verlangen nach. Nachdem sie mit einigen Schwierigkeiten auf ihren High Heels ihren Platz eingenommen hat, die Maschine von Alex Ramien in rasanter Fahrt haarscharf um sie herum.

Im ansprechend, flott und modern gestalteten Finale werden die Artisten vom begeistert mitgehenden Publikum gefeiert. Ein abwechslungsreiches, unterhaltsames Programm hat sein Ende gefunden.
optimiert