Text und Fotos Friedrich Klawiter
MANNHEIMER WEIHNACHTSCIRCUS
Lachen-Speiersdorf, 28. Dezember 2024
https://mannheimer-weihnachtscircus.de
Der „2. Mannheimer Weihnachtscircus“ stand unter dem Motto „außerirdisch“ und Veranstalter war erneut Thomas Schüttes „Frohes Fest Event GmH“. Die hervorragende, stark besetzte moderne Show wurde in einem eleganten Umfeld vom sehr zahlreichen Publikum bestens angenommen.
Auf dem Neuen Messplatz in Mannheim lassen zahlreiche Lichterketten den Circus in der dunklen Jahreszeit erstrahlen. Zwei große rot-weiße Chapiteaux erheben sich hinter einer mächtigen Fassade die mit bunten Circusmotiven bedruckt ist. Tannengirlanden und aus Draht geformte Tierfiguren, mit unzähligen funkelnden Lichtern dekoriert verbreiten weihnachtliches Flair. Ein Zierzaun mit Lichtbögen und hohen mit dem Circuslogo bedruckten Spannbändern schließt die Frontseite des Platzes ab.
Durch verglaste Türen gelangt man ins Vorzelt, das üppiger und elegante Weihnachtsdekoration aufweist. Auch hier sind unzählige funkelnde Lichter an den riesigen Verkaufsstände und in der Kuppel angebracht. Roter Teppich und ein großer Loungebereich geben eine wohnliche Atmosphäre.
Im Chapiteau stehen ein zwölfreihiges Klappsitzgradin sowie drei Reihen gepolsterter Logenstühle für die Besucher bereit. Ein raumhoher Artisteneingang aus rotem Samt schließt den hinteren Zeltbereich ab. Eine erhöhte mit rotem Teppich belegte Bühne ist an Stelle der Manege vorhanden.
Der Mannheimer Weihnachtscircus wird in Form eines Festivals durchgeführt. Alle Besucher können online abstimmen welches die für sie beste Darbietung war und somit über die Sieger der drei Geldprämien entscheiden. Unter allen Stimmabgaben wird ein Abend im Mannheimer Palazzo verlost.
Die erstklassig in Szene gesetzte Show wird von den fünf Tänzerinnen des Balletts und Sängerin Katja Friedenberg, ihrer angenehmen Stimme und facettenreichen Interpretation großer Melodien werden wir einige Male begegnen, eröffnet.
Mit „Laszlo Simet's Astronauts“ erfährt die Nummernfolge einen spektakulären Beginn an einem ebensolchen Requisit – dem Semaphor. Bei dem Requisit handelt es sich um ein großes tropfenförmiges Rad, dass exzentrisch auf einer Achse sitzt. Dieses Rad vermag per Elektroantrieb eine dreiviertel Umdrehung auszuführen, so dass die Artisten in mehr oder minder großer Höhe arbeiten. Die im Weltraum-Look gestaltete Darbietung sehen wir hier erstmals mit vier Astronauten, deren Tricks ähnlichen denen auf einem Hochseil sind.
Auf diesen spannungsgeladenen Act folgt der erste Auftritt der Stars der Show – das Clowntrio „Without Socks“ geht auf Hasenjagd. Die schrille Geschichte der drei top gestylten und erstklassig ausgebildeten Typen – Artem Babinov, Maxim Karpov und Konstantin Kopeikin – nimmt ihren Lauf . Ihr Versuch sich bei der Jagd – oder danach, wer weiß das schon? - per Selbstauslöser mit einer antiken Kamera zu fotografieren zeigt sich als anspruchsvoll. Ein Besucher muss helfen, was auch nicht ganz nach Plan abläuft und plötzlich liegen drei versehentlich erschossene Clowns auf der Bühne. Nun ist eine gute Fee (Konstantin Muraviev) gefordert das Dilemma zu lösen. Wenig später hält der – bei traditionellen Clowns wäre es der Weißclown – fein gewandete Maxim Karpov ein Nickerchen und die beiden August, als blutrünstige Insekten unterwegs, versuchen den Kollegen anzuzapfen. Doch das Duo kann sich nicht einigen, wessen Opfer er ist und verstrickt sich in einen heftigen Fechtkampf der durch weite Teile des Zeltes tobt und immer skurrilere Formen annimmt.
Nach der Pause wird auf einem LED-Paneel gesteppt und nach einigen Komplikationen erkennen die drei, das die Farbe des Paneel entscheidende Bedeutung hat. Die vierte Reprise bringt beste Musikal-Exzentrik Mit Akkordeon, E-Gitarre und Schlagzeug.
Die Hermanos Reyes jonglieren mit Keulen und Ringen. Die vielseitigen Routinen werden teils synchron und teils im Zusammenspiel mit dem Partner ausgeführt. Abschließend nimmt der Obermann seinen Platz auf der Spitze einer hohen Perchestange ein, balanciert eine Kugel auf seiner Stirn und jongliert mit fünf Ringen, während der Untermann drei Keulen in der Luft hält.
Akrobatik am Tuch präsentiert Olga Moreva bei weiten, den gesamten Raum der Kuppel nutzenden Flügen. Das Tuch bildet eine weite Schlinge, ähnlich einem Luftnetz, an deren Kante die Artistin z.B. Nackenhang und Zehenhang an einem Fuß zeigt.
Vor der Pause geht es ein weiteres Mal hoch unter die Kuppel. Super Silva jr. - Weddington Alves da Silva – sorgt mit seinem Deckenlauf für feuchte Hände und spannungsgeladene Nervosität auf den Rängen. Mehrfach quert er, nur mit den Füßen in Seilschlaufen hängend, die Manege und fliegt ohne jede Sicherung von einem zu einem anderen Trapez.
Forever schlank – der „dicke Mann“ Konstantin Muraviev möchte dem Vorbild auf einem Bodybuilder-Plakat entsprechen um mehr Erfolg in der Damenwelt zu haben. Weder Gymnastik noch Seil springen bringen Erfolge und so verfällt er aufs Rhönrad turnen.
Die bestens bekannte Story vom dicken Mann der sich schlank turnt erzählt mit Verve – wäre da nur nicht das Bier zur Belohnung.
Dynamisch jongliert Antipodistin Selyna Bogino zwei Rollen und hernach bis zu vier kleine Teppiche auf ihren Füßen Sicher und gekonnt wandern die Requisiten über ihre Extremitäten und die weiteren Touren werden mit bis zu fünf Basketbällen absolviert.
Ein besonderes Highlight dieser großartigen Show bietet Handstand-Equilibrist Oleg Izossimov. Einerlei wie oft man die Handstandkünste dieses Ausnahmeartisten erlebt hat, fasziniert sein Auftritt nach den langen Jahren seiner Karriere doch immer wieder aufs Neue. Auf einer sich beständig drehenden Säule und unterlegt mit der Hymne „Caruso“, gesungen von Luciano Pavarotti, zelebriert der Akrobat mit der ihm eigenen legendären Leichtigkeit, ungeheurer Präsision und voller Eleganz seine Handstandfiguren. „Wenn Oleg Izossimov in seinen Handstand geht, hält die Welt den Atem an“ - treffender als in einem Webauftritt des Veranstalters lässt sich der Bann, in den das Publikum ob dieser Momente voller Leichtigkeit und Eleganz gerät, nicht beschreiben.
Das Duo Deep Red – Anton Markov und Ekaterina Rubtsova – berührt mit seiner Arbeit an den Strapaten alle Sinne. Ihre Love Story bietet sinnlich-romantische Momente auf dem Bühnenboden sowie mitreißend und spannungsgeladene Aktionen hoch in der Kuppel. Zahlreiche Partnertricks, darunter Zahnhang und riskante Abfaller werden in erstklassiger Weise und ohne Sicherung perfekt ausgeführt.
Vor dem Finale wird es noch einmal rasant mit dem Globe of Death der Luftmans. In verwegener Manier rasen bis zu fünf Fahrer – dabei auch eine Fahrerin – durch die Stahlgitterkugel. Auf kreuzenden Spuren werden riskante Fahrmanöver sicher beherrscht und im abgedunkelten Zelt markieren die blauen und roten LED-Lichter an den Maschinen die Bahnen. Leider wirkt diese Darbietung, aufgrund fehlender Geräuschentwicklung und der Violinen dominierten Begleitmusik, weniger spektakulär und büßt einiges an Publikumswirksamkeit ein, da man dem Zeitgeist und der Political Correctness folgend Elektromotorräder einsetzt.
Selbstverständlich wird auch diese Show mit einem groß angelegten Finale gekrönt. Ballett und Sängerin haben einen letzten großen Auftritt. Mehrere Vorhänge für das Ensemble und Einzelvorhänge für jede Darbietung forcieren den Jubel und Beifall auf den Rängen. Schließlich löst sich die Situation im Konfettiregen und unter lange anhaltenden Standing Ovations auf.
Der Mannheimer Weihnachtscircus zeigt sich im zweiten Jahr seines Bestehens als fest etabliertes großes Circusevent mit deutlichen Zuschauerzuwächsen. Das moderne Konzept, die elegante Ausstattung und hochkarätige Besetzung kommen bestens an und lassen die nicht vorhandenen Tiere in keinem Augenblick vermissen.

