Text und Fotos Friedrich Klawiter
KERSTCIRCUS MAASTRICHT
Maastricht, 07. Januar 2023
https://circusrenzinternational.nl
Den 4. Weihnachtscircus in Maastricht konnte die Familie Franz Renz mit ihrem Circus „Renz – International“ nun, nach den erzwungenen Ausfällen der letzten Jahre endlich durchführen. Wie immer hatte man ein erstklassiges traditionelles Programm auf hohem Niveau zusammen-gestellt, dass das Publikum begeisterte und dem Unternehmen einen neuen Besucherrekord einbrachte.
Auf der weiten Rasenfläche, in direkter Nachbarschaft des örtlichen Stadions ist der Circus in exakter Formation aufgebaut. Der große Circus bietet den seit Jahren bekannten Anblick das gesamte Material leuchtet in den Hausfarben blau und gelb. An der großen dekorativen Fassade, dem Zierzaun, Vorzelt und dem hohen modernen Chapiteau strahlen die Lichterketten und Leuchtelemente weithin in die Dunkelheit. Die zahlreichen chromblitzenden Zugmaschinen stehen in einer langen Reihe und der umfangreiche Wagenpark ist entlang der Platzseiten gruppiert. Ein langgestreckter Stall und großzügige Koppeln nehmen die Rückseite des Geländes ein.
Ein prächtig geschmückter Weihnachtsbaum steht im Zentrum des Vorzeltes und weitere Dekorationen – darunter drei Kopfgeschirre der Elefanten – sorgen in Verbindung mit dem roten textilen Bodenbelag für Atmosphäre. Der Verkaufswagen der Circusrestauration und eine Anzahl weiterer Stände sind entlang der Seiten aufgestellt. Das Chapiteau zeigt im Innern den bestens bekannten Anblick - großes Schalensitzgradin, elegante Logen und raumhoher edler rot-goldener Artisteneingang.
„Simply the best“ - hieß das Motto der Show und mit diesem, von Kimberley Scholl großartig live gesungenen Tina Turner Hit nimmt die Vorstellung ihren Beginn.
Juniorchef Franz Renz jr. präsentiert zu dem Welthit seine exzellente Pferdefreiheit mit je vier weißen und braunen Araberhengsten. Harmonisch reihen sich die durchaus anspruchsvollen Figuren aneinander unter der gekonnten Peitschenführung des versierten Dresseurs aneinander. Die Volten, Pirouetten und mannigfaltigen Gegenläufe erfolgen in ausgezeichneter Ausführung und in rascher Abfolge. Eine umfassende Abfolge unterschiedlicher, temperamentvoll ausgeführter Steiger runden den Auftritt in idealer Weise ab.
Jarno Kikkert ist der sympathische Ringmaster in dieser Weihnachts-Spielzeit. Mehrfach wechselt er seine sehr eleganten Outfits und erinnert somit ein wenig an den legendären französischen „Monsieur Loyal“ Christoph Ivanes, den er auf Nachfrage durchaus als Vorbild sieht. Wortgewandt und verbindlich annonciert er die auftretenden Artisten und weiß allerlei Informationen zu vermitteln.
Miss Georgina ist eine vielseitige Luftartistin, die mit ihrem Können in vielen Programm des circus Renz International zu erleben war. Aktuell arbeitet sie ihre starken Tricks in erstklassiger Weise an einem Kronleuchter.
Bernardo Renz hat seine Keulenjonglage einem Relaunch unterzogen. Im abgedunkelten Zelt präsentiert er seine vielseitigen Routinen nun mit Requisiten, die per LED-Technik leuchten und dabei die Farbe wechseln. Gekonnt werden die Keulen manipuliert und schließlich fünf sicher in der Luft gehalten.
Clown Jason Medini verbreitet in zwei Reprisen Frohsinn. Zunächst erleben wir ihn im Gehabe eines „alten Kameraden“ am Schleuderbrett. Ein Besucher soll mitmachen, doch... nun der Ausgang ist bekannt. Später liefert er sich – mit einem sehr aufgeweckten – Jungen aus dem Publikum einen Wettstreit im Wasser spucken, der in ein Duell mündet.
Weitere Tier-Darbietungen sind eine Exoten-Nummer, zwei Kamele zusammen mit zwei Watussirindern, die Anthony Renz in den roten Ring bringt. Ruhig und versiert läuft der Auftritt ab.
Der ältere der beiden Söhne von Franz Renz jr., Alexandro, ist mit sechs Tigerscheck-Ponys zu erleben. Sicher und selbstständig dirigiert der Nachwuchs-Tierlehrer den Ablauf.
Kimberley Scholl lenkt den Spieltrieb von vier Border Collies in die gewünschte Bahn. Voller Eifer werden Sprünge in vielerlei Variationen und in allerhöchstem Tempo perfekt ausgefügt. Zudem präsentiert Kimberley Scholl ihren mitreißenden Act „Hula Hoop zu Pferd“. Auf dem Panneau eines kanternden Friesen Halt findend, lässt die Stehendreiterin die Reifen in vielfachen Variationen um ihren Körper kreisen.
Vor der Pause ist die „Rodriguez Family“ auf dem Hochseil zu erleben. Temperamentvoll tanzen die drei Südamerikaner auf dem schmalen Kabel, verzichten auf Luftkissen und sonstige Sicherungen. Sprung über die Partnerin, Seil springen, Spagat und Rolle rückwärts erfolgen erstklassig. Der Blindlauf übers Seil wird dank seines Verkaufs zu einer spannungssteigernden Angelegenheit für die Zuschauer. Kopfstand auf dem Seil und die Fahrt auf einem Minifahrrad sind weitere Elemente, ehe die Nummer mit einer Dreier-Pyramide mündet.
Zwei Mal sehen wir Freddy Kerwich in dieser Show. Zunächst arbeitet er am Chinesischen Mast. Anspruchsvolle und kräftezehrende Tricks fügen sich mit fließenden Übergängen zu einem harmonischen Ablauf. Spielerisch leicht lässt er seine Aktionen wirken und versetzt mit seinem Können die Zuschauer ein ums andere Mal in Erstaunen.
Als „Skating Rody's“ sehen wir Freddy Kerwich zusammen mit seiner Partnerin in einem rasanten Rollschuh Act. Eine Reihe der gängigen Tricks des Genres bietet das Paar in hervorragender Manier, doch die nun folgenden Tricks sind höchst ungewöhnlich und geradezu faszinierend. Zunächst wird die Partnerin hoch über dem Kopf des Porteurs, wie bei mancher Equilibristikfigur gehalten, während das Duo auf der Plattform rotiert. Den Höhepunkt erreicht der Auftritt mit der freien Balance – bäuchlings – der Voltigeurin auf dem Kopf des Partners.
Die Brüder Mariano und Marietto Köhler sind ebenfalls zwei Mal zu erleben. Im ersten Teil der Show bieten sie eine trickstarke, temporeich - und heutzutage viel zu selten zu sehende – Ikarier-Darbietung. Saltos, Pirouetten und Schrauben erfolgen in hervorragender Ausführung. Sicher landet der Voltigeur in den verschiedensten Positionen auf den Füßen seines Bruders. Ein sehr glaubhaft verkaufter Scheinsturz lässt die ohnehin begeistert mitgehenden Zuschauer kollektiv erschrecken und steigert die Spannung auf den bestens gefüllten Rängen ungeheuer.
Den finalen Act präsentiert Mariano Köhler mit seiner mitreißenden Flaschenstuhl-Darbietung. Auf einem etwa zwei Meter hohen Piedestal ruht auf vier bauchigen Flaschen der erste Stuhl auf dem Mariano Köhler seine Evolutionen beginnt. Handstände in erstklassiger Ausführung führen, da stets weitere Stühle hinzugefügt werden, den Artisten immer weiter in die Höhe. Schließlich steht Mariano Köhler hoch oben in der Kuppel auf einem Turm aus sieben Stühlen. Ein letzter Handstand auf dem ersten Stuhl, der nun nur noch auf drei Flaschen steht, ist der gelungene Abschluss dieses hervorragenden Auftritts.
Kimberley Scholl steht mit Beginn des Finales auf dem hohen Piedestal und trägt komplett mit kleinen Spiegeln besetztes Kostüm so dass sich das Licht der Scheinwerfer tausendfach darin bricht und überall im Zelt widerspiegelt. Erneut stimmt sie „Simply the best“ an, nun in einer anderen wenig bekannten Version, die nach verhaltenem Beginn an Tempo gewinnt. Das gesamte Ensemble wird mit Standing Ovations vom restlos begeisterten Publikum gefeiert. Schließlich nehmen alle Artisten im Vorzelt Aufstellung und geben so den nach draußen strebenden Besuchern Gelegenheit zu einem Selfie und einem kurzen Kontakt.
Die Familie Renz bietet erstklassigen, echten und unverfälschten Circus in einem eleganten Rahmen. Die abwechslungsreiche Vorstellung zeigt eindrucksvoll, was eine engagierte Circusfamilie mit einer Handvoll Artisten für eine hervorragende Vorstellung bieten kann. Es ist immer wieder ein Vergnügen den derzeit größten in den Niederlanden reisenden Circus der Familie zu besuchen.