Text Friedrich Klawiter, Fotos Friedrich Klawiter (9) + Cirque Maximum (2) |
CIRCUS MAXIMUM Hagenau, 12. Juni 2009 www.cirquemaximum.com |
In den letzten Jahren reiste die französische Circusfamilie Klissing mit ihrem Unternehmen unter dem Lizenz-Namen 'Stephane Zavatta'. Mit Beginn diesen Jahres wurde das Etikett gewechselt. Nun hat man die Rechte als 'Cirque Maximum' zu reisen, nachdem Mario Mason und Jeannine de Baez ihr Unternehmen Ende vergangenen Jahres einstellen mussten. Geändert hat sich nur wenig im Erscheinungsbild des Circus. Der Namenszug über dem Chapiteau und die Logos auf den Fahrzeugen wurden gewechselt. Der Fassadenwagen mit integriertem Kassenschalter ist bunt bemalt und will nicht mehr so recht zu dem ansehnlichen Mittelcircus, mit seinem modernen Material passen. Der große, hohe rot-weiß gestreifte Viermaster italienischer Bauart ist seit einiger Zeit im Gebrauch. Die umfangreiche Menagerie wurde weiträumig auf dem großen Wiesenplatz aufgebaut. Die Fahrzeuge in rot mit weißen Absetzungen stehen in exakter Anordnung aufgefahren. Für uns vollkommen fremd, dass an einem Sattelzug zwei große zweiachsige Anhänger mitgeführt werden dürfen. Ortsdurchfahrten verlangen den Chauffeuren dieser extrem langen Züge mit Sicherheit einiges ab. Es ist ein größerer moderner ansprechender Circus, der dort steht. Wirklich beeindruckend und so sonst nicht zu sehen sind die Wohnwagenkonvois der Familie. Kenworth-Trucks ziehen die fahrbaren Paläste. Die Trucks sind aufwändig lackiert, teils mit Airbrush-Malereien verziert, und mit vielen blitzenden verchromten Anbauteilen versehen. Die Auflieger von außergewöhnlicher Länge sind beidseitig komplett mit Auszügen zu verbreitern und gleichfalls aufwändig gestylt. Auch sie ziehen Jumbo-Anhänger, die unter anderem als Garage für die Pkw, darunter Hummer-Jeep und Porsche, dienen. An diesen Zug lässt sich dann teils sogar noch ein kleiner Pkw-Anhänger mit einem Stromaggregat anhängen. Natürlich haben wir nicht vor andächtigem bestaunen der Trucks vergessen den Circus zu betreten. Das Chapiteauinnere gibt sich relativ schlicht. Piste und Logen sind schmucklos. Der Artisteneingang, ein Wagen mit kleiner Bühne, ist ganz mit roten Stoff verkleidet, meist nur schemenhaft zu erkennen, da ein Großteil des Lichtes von dort in die Manege strahlt. Ein Gradin wurde nur im vorderen Drittel des Zeltes aufgebaut und die Restauration steht auf dem Freiraum der einen Seite. Zu Programmbeginn erklingt der Maximum-Marsch aus der sehr guten Anlage und der in Frankreich unvermeidlich Ringmaster singt live dazu. Als erste Darbietung präsentiert Jimmy Klissing die, je zwei weiße und zwei normalfarbene, Tigergruppe. Ruhig, sicher und gekonnt agiert der Dompteur, werden von den Katzen viele der heute üblichen Tricks gezeigt. Zwei weitere Mal sehen wir Jimmy Klissing in der Manege. Er führt die Cavalerie, wie so oft in unserem Nachbarland haben Pferdenummern nicht den ganz großen Stellenwert, in Form eines kurzen Groß-und-Klein vor. Vor der Pause folgt der Auftritt von Indra. Die relativ kleine afrikanische Elefantenkuh, mit nicht wirklich passendem Namen, beherrscht eine ganze Reihe Tricks, die sie flott und willig – ohne sichtbare direkte Einwirkung von Monsieur Klissing – absolviert. Familie Folco, drei Herren und zwei Damen, füllen die Manege mit einer opulenten Gruppenjonglage. Angekündigt als „Les Ronnie Brothers“ werden Ringe und Keulen in immer wieder neuen Formationen raumfüllend in der Luft gehalten. Das Outfit, die Damen tragen blaue Abendkleider – die Herren blauen Frack mit goldenen Applikationen, ist für Jongleure sicherlich ungewöhnlich, wirkt insgesamt edel und verleiht dem Auftritt einen besonderen Kick. Im weiteren Programmverlauf geben die Herren, Vater mit zwei Söhnen, ein veritables Clownstrio ab. Sie verkörpern sehr eigenständige Typen, unterscheiden sich optisch sehr deutlich von den sonst üblichen Kostüm- und Schminkmustern. Besonders der Senior, er übernimmt den Part der üblicherweise vom Weißclown dargestellt wird, besticht als Figur durch die besondere Art der Schminke und Kleidung. Im ersten Teil, da ist das Kostüm des Seniors noch schlichter gehalten, sehen wir August „Fricadel“ - mit Assistenz der beiden Partner - in einigen Reprisen, unter anderem musizieren sie auf einer Luftpumpe. Wie oft in Frankreich ist das große Entree die Finalnummer. Zunächst wird versucht man sich in Hypnose – wobei „Fricadel“ natürlich nicht die gewünschten Erfolge verbuchen kann, dann kommt ein Punchingball ins Spiel und es wird mit viel Klamauk geboxt. Offensichtlich treffen die drei den Publikumsgeschmack perfekt, wie sich dem begeisterten Gekreische der Kinder entnehmen lässt. Eine weitere Darbietung der Familie Folco ist Hula Hoop-Performance von Signorina Aida, die im gewohnten Rahmen abläuft. 'La Troupe d' Agraba' nennt sich das Ballett des Hauses. Die Tanzszene der drei Damen in orientalischen Kostümen und zu typischer Musik schafft die rechte Stimmung für das Exotentableau, dass David Falck als Vorführer sieht. Zebras, Lamas und Kamele zeigen nacheinander ihr Können. Der etwa zehnjährige Jordan jongliert mit Bällen, Keulen und Fackeln. Sehr sicher werden die ansprechenden Routinen absolviert. Den akrobatischen Part des Programms haben vier Herren aus Südamerika inne. Drei von ihnen sorgen als „Les Talentos Stars“ auf dem Hochseil für Nervenkitzel. Als coole Machos zu heißen Sambarhythmen erobern sie sich die Sympathien des Publikum im Nu. Auf- und Abgang über Schrägseile, übersteigen des liegenden Partners auf dem Seil, Rad fahren, Seil springen, freier Stand auf einem Stuhl, Dreier-Pyramide mit Stuhl – dies sind unter anderem ihre starken Tricks. Außergewöhnlich die spielerisch wirkende Leichtigkeit, das elegante lockere tänzeln übers Seil, mit der sie ihre hervorragende Arbeit verkaufen. Einer der drei Herren, Julio Robles, produziert sich an Tuchstrapaten. In einem sehr modernen außergewöhnlichen Kostüm agiert er kraftvoll unter der Kuppel, zeigt elegante weite Flüge. Ausstrahlung der Artisten, Kostüm und Verkauf machen diese Auftritte, natürlich neben der guten Leistung, zu besonderen Highlights, die in jedem Programm ihren Platz haben können. In leicht veränderter Besetzung eröffnet das Trio Robles den zweiten Programmteil im Globe of Speed. In bekannter Weise jagen die Artisten auf ihren Motorrädern durch die Gitterkugel. Hierbei erreichen die Maschinen ein Tempo, dass nicht oft zu beobachten ist. Das Finale ist kurz und knapp gehalten. Die Mitwirkenden nehmen kurz Aufstellung und der Ringmaster verabschiedet sich mit wenigen Worten. Dann ist die Show recht unvermittelt vorbei. Das an diesem Abend nicht sehr zahlreiche Publikum zeigt sich von dem gebotenen dennoch hochzufrieden. |