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Text und Fotos Friedrich Klawiter
  Cirque Maximum
Tourcoing, 16. November 2013

www.cirque-maximum.com
Der Cirque Maximum der Familie Klissing-Falck gehört zu den fünf größten Circussen Frankreichs. In Tourcoing, einer Nachbarstadt von Lille gab der Circus ein mehrtägiges Gastspiel, während nur rund fünfzehn Kilometer entfernt die „Grande Fête Lilloise du Cirque“ stattfand.
Einige Vorstellung hatte der Cirque Maximum in Tourcoing als Galas an eine Firma verkauft und so fand das Gastspiel auf dem Werksgelände statt. Von der Straße aus, direkt hinter einem Werkstor, war nur der große, äußerst dekorative Kassenwagen des Circus zu sehen. Der umfangreiche Fuhrpark, wie in Frankreich üblich werden  mehrere Anhänger mit einem Sattelzug oder Lkw kombiniert, verteilt sich zwischen den Gebäuden der Firma. Die riesigen Laurent Wohnwagenkonvois, die allesamt von Kenworth Trucks gezogen werden, säumen den Weg zum Chapiteau, dass auf einer Freifläche im hinteren Bereich des Firmengeländes aufgebaut wurde. Das rot-weiß gestreifte Chapiteau mit moderner Kuppelform bietet außer einem achtreihigen Bankgradin und Logen auch dem großen Verkaufswagen der Circusrestauration Raum. Der Artisteneingang mit der kleinen Bühnen in der Mitte wird von einem hohen Gitterbogen überragt, der viele Scheinwerfer trägt, die das Geschehen in der Manege wirkungsvoll in Szene setzen.

Der reich mit goldenen Ornamenten verzierte Zentralkäfig ist zu Programmbeginn bereits aufgebaut und „Monsieur Loyal“ Florio begrüßt wortreich das zahlreich erschienene Publikum.
Direktor Jimmy Klissing präsentiert eine erstklassige Tigerdressur mit drei weißen und zwei normalfarbenen Tieren. Diese beherrschen eine enorme Anzahl attraktiver Tricks in Vollendung. Ruhig, souverän und in enger Distanz zu den Tieren agiert der Vorführer. Pyramide, Bar, Hochsitzer in vielen Varianten und Teppich sind heutzutage gängige Tricks, doch diese Nummer bietet darüber hinaus auch selten gebotene Tricks, wie z. B. Sprung über den Dompteur und Peitschensprung. Ein eindrucksvoller, perfekt ausgeführter Vorwärtssteiger beendet diese fulminante Dressurdarbietung.

Im weiteren Verlauf der Vorstellung stellt der Chef des Hauses Elefant Indra in einem abwechslungsreichen Auftritt vor. Die afrikanische Elefantenkuh führt ihre Tricks recht selbständig aus. Auch die Cavalerie des Cirque Maximum, drei dekorative Appaloosa-Tigerschecken, folgt der gekonnten Peitschenführung von Jimmy Klissing. Die vielfältigen Abläufe werden perfekt ausgeführt und mit einem besonderen Höhepunkt schließt die Darbietung ab. Auf engstem Raum und scheinbar ohne Zutun des Dresseurs wird das Flechten flüssig in hohem Tempo und beeindruckendem gleichmäßigen Rhythmus ausgeführt.
Die Reihe der hauseigenen Dressurdarbietung wird von der „Caravane exotique“ komplettiert. Ein junger Mann bringt zunächst zwei Dromedare und anschließend zwei Kamele in die Manege. Alle Tiere sind Schabracken geschmückt und zeigen eine flott vorgetragene Laufarbeit.

Auch der artistische Teil des Programms wartet der Cirque Maximum mit starken und interessanten Darbietungen auf. Zunächst fliegt Spiderman an Strapaten durch das Zelt und wird von den jungen Zuschauern mit Begeisterung aufgenommen. Dabei werden die typischen Posen der Figur eingenommen und auch eine Reihe kräftzehrender Haltetricks gezeigt.
Carlo d' Ambrosio arbeitet seine Handstandequilibristik auf einem interessant gestalteten Requisit. Drei verschieden hohe, von innen beleuchtete weiße Säulen sind auf einem flachen Podium montiert und ermöglichen einen flüssigen Auf-und Abgang im Handstand zu seinem Arbeitsplatz. Dort präsentiert uns der italienische Artist eine Vielzahl unterschiedlicher Handstandfiguren, die allesamt sicher in ausgezeichneter Ausführung vorgetragen werden.
Seine Partnerin Sharon Orfei ist mit zwei Luftnummern in der Kuppel des Chapiteau zu erleben. Im ersten Teil arbeitet die attraktive Artistin eine Kür am Washington-Trapez. Zunächst werden die unterschiedlichen Balancen und Kopfstände auf dem ruhenden Requisit gezeigt. Anschließend erfolgen die Evolutionen am weit ausschwingenden und rotieren Trapez. Elegant und vollkommen sicher läuft die Nummer ab. Wenig später präsentiert uns Sharon Orfei ihre Darbietung an den Tuchstrapaten. Schwarze Tücher und ebensolches Kostüm geben dem Auftritt einen ganz eigenen Look. Sämtliche Tricks werden während weiter, raumgreifender Flüge durch die Kuppel ausgeführt und erfordern einen hohen Kraftaufwand der schlanken Artistin.

Eine weitere spektakuläre Nummer unter der hohen Kuppel des Chapiteu gestalten Sonny Gärtner und sein Partner Carlo auf dem Todesrad. Mit überschäumendem Temperament heizen die beiden Sonnyboys zu Sambarhythmen die Stimmung kräftig an. Ein- und beidarmige Aufschwünge außen am Rad entlocken den Zuschauern genauso laute „Ah“ und „Oh“, wie hohe Absprünge und Seil springen auf der Außenbahn. Verschiedene Aktionen in den Kesseln gehören ebenso zum Repertoire, wie der Blindlauf über das Rad.
Les Mariettis, zwei junge Männer aus der Familie Klissing-Falck, sind für den Frohsinn im Programm zuständig. Den Abbau des Zentralkäfigs und des Todesrades überbrücken sie mit Reprisen. Zum einen interagieren sie mit dem Publikum mit großen Bällen, zum anderen wetteifern sie wer den meisten Applaus vom Publikum bekommt. Das große Entree wird im Cirque Maximum stets als Finalnummer geboten. Im Zusammenspiel mit dem Manegensprecher, der als Moderator des munteren Treibens fungiert, wird die Restaurant-Szene in turbulentem Spiel gebracht. Ein Logenbesucher darf als „Gast“ am Tisch in der Manege Platz nehmen und die beiden Auguste scheitern ein ums andere Mal bei ihren Versuchen, die Wünsche des „Restaurantbesuchers“ zu erfüllen. Mit gekonntem Trompetenspiel findet der Auftritt sein harmonisches Ende.
Im großen Finale stellt der Sprechstallmeister die Mitwirkenden noch einmal dem begeisterten Publikum vor. Mit einer kurzen Choreographie klingt das unterhaltsame Programm aus und langsam leeren sich die Reihen des gut besetzten Gradins.