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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE MEDRANO
Metz, 17. Februar 2023

Mit dem Betriebsteil „Oceania – l'Odyssée du Cirque“ gastierte der Cirque Medrano von Raoul Gibault in Metz. Sechs Gastspieltage mit je drei Vorstellungen boten viele Gelegenheiten zu einem Besuch.
Auf dem Circusplatz im Messegelände der Stadt war der große Circus der einzige Farbkleks an diesem regnerisch-nebligen Wintertag. Das moderne Chapiteau ist, genau wie das Vorzelt in den traditionellen Hausfarben des Unternehmens, grelles pink mit gelben Applikationen, gehalten.
Der Kassenwagen, mit großer elegant geschwungener Fassade lädt zum Circusbesuch ein. Er Trägt Logo und Beschriftung einer weiteren Einheit, des „Cirque sur Glace“, des Unternehmens. Der Zierzaun ist mit Spannbändern der Oceania-Show dekoriert und ein geschwungenes Portal gibt den Eingang in die Zeltstadt frei.
Der enorm umfangreiche Fuhrpark, ausnahmslos Sattelzüge mit zugehörigem weiteren Anhänger, ist rings um die Zelte abgestellt.
Das Vorzelt ist im Innern komplett mit rotem Tuch ausgekleidet und der große Verkaufswagen der Circusrestauration, seine Herkunft ist an einigen Merkmalen immer noch erkennbar, nimmt eine Seite des Raumes ein.
Ein zwölfreihiges Klappsitzgradin und drei Reihen gepolsterter Logenstühle füllen den weiten Raum völlig aus.
Eine deutlich erhöhte metallene Manege, die Oberkante der Piste liegt auf Augenhöhe der Logengäste, nimmt den zentralen Platz ein. Der mittlere Teil des Bodens ist mit mehreren, ständig verrutschenden textilen Bahnen, deren Optik stark an Malervlies erinnert, bedeckt.
Das optische Highlight der Einrichtung und der Show ist das raumfüllende „Piratenschiff“ im Hintergrund der Manege. Plastisch gebaut und liebevoll dekoriert ist es der perfekte Artisteneingang für diese Show. Von seiner Bordwand führt eine dekorative Treppe auf eine kleine runde, der Manege vorgelagerte Bühne. Während des Einlasses ist die Manege mit einigen Kisten, Fässern und einer Plane als Kai dekoriert und das gesamte Arrangement gibt einen stimmigen Blickfang ab.

Mit flackerndem Licht und Donnergrollen vom Band wird stürmische See initiiert und fünf Matrosen entern das Deck des Schiffs. Das Thema „Ozean“ und Reise durch die Meere wird konsequent in der Show umgesetzt.
Die Matrosen sind die Mitglieder einer osteuropäischen Truppe, die mit ihrem Auftritt an der Russischen Schaukel die Spielfolge starten. Ihre weiten Sprünge landen die Artisten in einer Plane, die aus der Kuppel in die Manege gespannt ist.
Zu Beginn des zweiten Programmteils sehen wir die fünf Herren mit ihrer Darbietung an der Trampolin-Wand wieder. Auf den beiden großen Sprungtüchern und der dazwischen aufragenden „Wand“ entfachen sie einen temperamentvollen Wirbel.
Die omnipräsente Figur der Show ist der Clown. Pantomimisch sehr gut ausgebildet überzeugt er mit sehr pointiertem und facettenreichen Spiel. Zunächst sehen wir ihn mit einer gekonnt vorgetragenen Diabolo-Jonglage. Auch der Popcorn-Reprise gewinnt er neue Seiten ab. In vielseitiger Seite versteht er es mit Besuchern der vordersten Gradinreihe zu interagieren und die Kunstschützen-Reprise bringt er in prägnanter Kurzversion. Darüber hinaus ist er beinahe während der gesamten Show im Hintergrund präsent, assistiert den auftretenden Kollegen und es ist ein besonderer Genuss ihn bei seinen Improvisationen zu beobachten.
Alle Artisten dieser Produktion sind mit zwei Darbietungen, in jedem Programmteil einmal, zu erleben. Die Nummern sind durchweg sehr kurz und bieten nur wenige Tricks. In flottem Ablauf folgen die Acts aufeinander und nach nur sechsunddreißig Minuten ist der erste Programmteil beendet und eine Stimme aus dem Off verkündet eine fünfzehnminütige Pause.

Eine Luftartistin arbeitet zunächst am Ring und ihren, deutlich stärkeren Act im zweiten Teil am Flying Pole.
Beim einzigen Auftritt des hauseigenen Ballett treten die beiden Artistinnen des Ensembles gemeinsam mit einem der Herren, der das Damenkostüm ergänzt mit einer hautfarbenen Strumpfhose ergänzt hat, in Erscheinung und der Clown komplettiert die Crew.
Die Handstand-Equilibristik eines Artisten findet nach einigen Figuren zu einem außergewöhnlichen Höhepunkt. Anstelle von Klötzchen stapelt er, in einer Waage verharrend, vier Paar Handstäbe durch ineinander stecken zu einem labilen Gebilde. Im zweiten Auftritt präsentiert der junge Mann eine kraftvoll ausgeführte Arbeit an den Strapaten.
Der Tempojongleur der Show präsentiert seine Routinen zunächst mit bis zu fünf Tennisbällen. Anschließend werden fünf Ringe und hernach fünf Keulen manipuliert. Ihn sehen wir in seinem zweiten Auftritt mit Einradartistik wieder. Nach den ersten Tricks wechselt er auf ein etwas höheres Modell, auf dem er eine Keulenjonglage bietet. Abschließend erleben wir ihn auf dem „kleinsten Einrad der Welt“.
Ein Duo komplettiert das Ensemble und zeigt im ersten Teil der Show Partnerakrobatik.
Zudem bieten sie mit ihrem Perche-Act die Final-Darbietung. Auf der Spitze einer Stirnperche trägt der Porteur seine Partnerin, im Kopfstand,  über eine Leiter. Abschließend wird die Artistin an der Spitze einer Perche voll ausgedreht.
Das Finale wird recht ausführlich mit Einzelvorhängen und Choreographien zelebriert.
Schließlich kommt die Veranstaltung, nach wenig mehr als neunzig Minuten an ihr Ende. Nun gilt es das Chapiteau, durch den zweiten „Haupteingang“ rasch zu verlassen, da bereits eine beachtliche Menschenmenge auf den Einlass zur dritten Show des Tages wartet.