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Text und Fotos Friedrich Klawiter
Moscow Star Circus
Bastogne, 24. Mai 2008
Der „Moscou Star Circus“ der  italienischen Familie Jarz reist seit vergangenem Sommer unter dem Motto „Cirque sur l‘ Eau”. Im Französischen wird richtiger vom Circus auf bzw. über dem Wasser gesprochen, „unter Wasser“ finden schließlich keine Aktionen statt. Äußerlich präsentiert sich der Circus in Bastogne in der gewohnten Form. Der kleine Frontzaun (ansonsten ist das Gelände frei zugänglich), die zahlreichen roten Fahrzeuge, das große rote Chapiteau und der lang gestreckte Stall sowie zahlreiche Wohnwagen spiegeln das Bild eines der größten in Belgien reisenden Circusunternehmen wieder.

Im Außenbereich des Circus weist nur der große Tankauflieger mit der umfangreichen Technik auf die Wassershow hin, eine Dekoration, die das Thema aufgreift ist nicht zu sehen. Die Beschriftung und Bemalung der Fahrzeuge ist nicht geändert. Im Zeltinnern wurde der Artisteneingang an die neuen Gegebenheiten angepasst. Die “Moskauer Dekoration” über der Gardine wurde gegen Meerjungfrauen und große eine Muschel mit Wasserauslass getauscht. Erweitert und neu angeordnet wurde die Lichtinstallation. Rings entlang der Kuppel verläuft ein Kranz aus Gittermaterial, das zahlreiche weiße und rote Scheinwerfer trägt. Hier ist auch ein Schlauch installiert, aus dem während des gesamten zweiten Teils ein Regenvorhang an die Piste hernieder rieselt. Auch aus der Muschelöffnung wird die ganze Zeit Wasser umgewälzt. Dank großzügig dimensionierter Pumpenleistung ist die große Wassermanege in erfreulich kurzer Zeit befüllt. Der Programmablauf folgt der bei “Wassercircus” üblichen Regie. Die Tiernummern arbeiten in der ersten Halbzeit und in der Pause wird dann das manegenfüllende Bassin installiert. Direktor Remo Jarz, er fungiert auch als Sprechstallmeister, begrüßt das Publikum und die ukrainischen Artisten der Truppe Titan eröffnen mit ihrer Darbietung an der russischen Schaukel die Spielfolge.

Die fünf Akteure zeigen flüssig die gängigen Tricks und beenden ihre Show mit einem hohen weiten Flug über ein Banner. Zwei weitere Mal sind Mitglieder dieser Truppe in der Manege zu sehen. Der kräftige Untermann und die junge Fliegerin zeigen als Duo Gieny eine ansprechende Trickfolge an hohen Perchstangen. Ihre Arbeit gipfelt im überqueren einer Leiter mit auf der Stirnperch getragener Partnerin. Als Erika und Atila sehen wir die junge Frau mit einem anderen Partner aus der Truppe an Strapatentüchern. Diese schwungvolle Luftnummer über der Wassermanege ist als Schlussnummer vor dem großen Finale platziert.

Remo Jarz präsentiert den großen Exotenzug des Circus, in dem besonders die Trickfolge der fünf Lamas hervorsticht. Sein Bruder Emiliano lässt zunächst einen 8er Zug Shetlandponys durch die Manege traben. In einem zweiten Auftritt arbeitet er gekonnt und variantenreich mit acht großrahmigen Andalusiern. Einige Da Capo Steiger runden diese harmonische, elegant vorgetragene Pferderevue ab. Stefania Jarz, dritte der Geschwister, ist ebenfalls zweimal in der Manege präsent. Im ersten Teil erfreut sie mit Antipodenspielen. Bis zum fünf große Bälle werden sehr sicher virtuos in der Luft gehalten. Anschließend jongliert sie gekonnt mit kleinen Teppichen. Ein zusätzlicher Showeffekt wird mit der rotierenden Trinka hervorgerufen. Auf der “Insel” in der Wassermanege zeigt sie ihre Künste mit den Hula Hoop Ringen im chicen Nixenkostüm. Sie arbeitet die gängigen Tricks mit anmutigem Verkauf. Ein wenig leidet allerdings dieser Auftritt, wie bei allen Artisten die über “Wassermanegen” auftreten, unter der durch die Plattform vorgegebenen kleinen Aktionsfläche und der unüberbrückbaren großen Distanz zum Zuschauer.

Die weiteren artistischen Highlights steuert die Familie Mruz, in der Saison 2006 reisten sie mit Charles Knie, bei. Vater Robert, hier wird er als Clown Ronik annonciert, bietet mehrere Reprisen im Zusammenspiel mit Sohn Alexey, der den seriösen Part übernimmt. Ehefrau Valentina überzeugt mit ihren Evolutionen am Schwungtrapez. Mit hohem Tempo werden zahlreiche Abfaller und Sprünge, per Longe gesichert, in den Fersenhang gezeigt. Junior Alexey glänzt auf der Rola. Zur Eröffnung des zweiten Teils ist sein hoher Tisch auf der Manegeninsel errichtet. Die nun in sehr großer Höhe gezeigten waghalsigen Tricks erhalten so einen ganz besonderen Drive.  Hohe, variantenreiche Fontänen spritzen  aus zahlreichen Düsen zu klassischer Musik und farbig illuminiert - das übliche Finale eines ‘Circus unter Wasser’ nimmt seinen Beginn und versetzt die Zuschauer in Erstaunen und Faszination.

Diese Variante einer Circuspräsentation wurde in Belgien schon sehr lange nicht mehr geboten und ist den allermeisten Besuchern unbekannt. Ein abwechslungsreiches gutes Programm findet mit dem Aufmarsch aller Artisten auf der Piste sein Ende und seine Besucher bedanken sich mit lang anhaltendem Applaus. Einzig seine Dauer fällt mit zwei Stunden inklusive Pause ein wenig knapp aus und speziell im zweiten Teil, in dem es nur drei ‘richtige’ Nummern gibt, wünscht man sich den ein oder anderen weiteren Programmpunkt.