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Text und Fotos Friedrich Klawiter
MOSKAUER CIRCUS
Neuwied, den 10. März 2022

www.staatscircus.eu
Nach einer kurzen Winterpause startete Nando Frank mit seinem Moskauer Circus als eines der ersten Unternehmen in die neue Saison. Einige Neuerungen haben das attraktive Unternehmen optisch nochmals aufgewertet.
Erstmals gastierte der Moskauer Circus in Neuwied auf der Kirmeswiese. Ein brandneues großes Chapiteau – erstmals eingesetzt beim letzten Weihnachtscircus – dominiert den Circusplatz. Die hochaufragende, spitze Kuppel mündet in eine große aufgesetzte goldene Krone. Die Plane des einundvierzig Meter Durchmesser messenden Zeltbaus zeigt ein rot-weißes Streifendekor, dessen Eleganz durch feine goldene Zierlinien hervorgehoben wird. Am Rondell führt die Dachplane weiter nach außen und mündet in fein geschwungene Bögen. Ein optisch passendes Vorzelt und ein Vordach im Eingangsportal komplettieren den attraktiven Zeltkomplex. Der prächtige Kassenwagen und ein geräumiger Bürowagen, beide mit großen Leuchtschriften auf den Dächern flankieren den dekorativen Frontzaun, dessen verchromte Plaketten das Sonnenlicht reflektieren. Zahlreiche ukrainische Flaggen, aufgrund des Circusnamens sah sich der Circus in den vergangenen Tagen einigen Repressalien ausgesetzt, wehen an Zaun und Zelten. Der moderne Fuhrpark des Circus, leuchtend rote mächtige Zugmaschinen und rot-weiße Sattelauflieger glänzt in frischem Lack.
Das Foyerzelt beherbergt die Verkaufsstände der Circusrestauration und eine Hüpfburg bietet den kleinen Besuchern Abwechslung während man auf den Einlass wartet.
Über den roten Teppich geht es durch einen Tunnel in den neuen Zeltpalast.
Ein modernes, steil aufragendes Schalensitzgradin bietet beste Sicht auf die Manege und die zwei Reihen gepolsterter Stühle in den Logen sind komplettieren das Sitzplatzangebot.
Der riesige rote Artisteneingang, mit unzähligen funkelnden Strasssteinchen auf dem edlen Tuch, nimmt den hinteren Zeltbereich komplett ein.
Mit einem temperamentvoll ablaufenden Opening des kompletten Ensemble nimmt die aktuelle Show, unter dem Motto „One World“ ihrer rasanten Beginn. In die moderne Inszenierung fließen auch einige Elemente russischer Folklore ein. Direktor Nando Frank begrüßt mit sonorer Stimme das zahlreich erschienene Publikum, aufgrund seiner gesundheitlichen Einschränkungen aus dem Off, und ist im weiteren Verlauf der Show der angenehme und eloquente Manegensprecher seines Circus.

Das russisch-ukrainische Clowns-Duo „Red and Blue“ erobert vom Haupteingang aus die Manege. Die, ganz der Tradition des Staatscircus gemäß, hervorragend pantomimisch und schauspielerisch ausgebildeten Spaßmacher verfügen über ein schier unerschöpfliches Repertoire gekonnt vorgetragener Reprisen, wobei man weiterhin – aufgrund der Corona-Situation – auf Auftritte mit Zuschauerbeteiligung verzichtet. Zunächst gilt es, sich den stärksten Applaus der Besucher zu sichern und das wieder aufsetzen der Kopfbedeckungen führt zu einigen Komplikationen. In zwei weiteren Auftritten steht Magie im Mittelpunkt. Blitzschnelle Wechsel seines Hutes, natürlich ohne die Hände zu benutzen, extremes „verlängern“ der Gliedmaßen, magische Ringe und natürlich auch eine „Schwebende Jungfrau“ und einiges mehr präsentiert der große Zauberer „Red“. Doch sowohl „Blue“ als auch ein „ungeschickter“ Requisiteur lassen den faulen Zauber auffliegen. Als „Starker Mann“ stemmt der Clown eine mordsmäßig aussehende „Hantel“ - nachdem er sein Kostüm per Druckluft mächtig aufgeblasen hat. Im letzten Auftritt präsentiert das Duo stimmungsvolle Lichtspiele. Requisiten und Kostüme sind mittels LED illuminiert und zaubern durch Bewegung eindrucksvolle Motive, die auf den besten gefüllten Rängen immer wieder zu kollektiven Ausrufen des Erstaunens führen, in den Raum.

Die spanische „Tonito Family“ bildet mit ihren starken Darbietungen auch in dieser Saison das Rückgrat des akrobatischen Teils der Show. Als ersten Act erleben wir Salvi und Kevin auf dem doppelten Drahtseil. Vielfältige Sprünge werden mit südlichem Temperament absolviert und münden in Sprünge durch einen mit Dolchen gespickten und einen lodernden Feuerring. Mit einem Rückwärtssalto findet die Darbietung ihren gelungenen Höhepunkt.
Der fulminante Trampolin-Act der „Tonito Family“ ist vor der Pause zu erleben. Zu siebt präsentieren sie ein umfangreiches und abwechslungsreiches Repertoire in exzellenter Ausführung auf dem elastischen Tuch. Auch das jüngste Familienmitglied, der zehnjährige David, ist nun in den Auftritt integriert und zeigt bereits ein beachtliches Können.
Die Antipoden-Darbietung des „Duo Madison“ ist als dritte Darbietung platziert. Marisa Tonito und ihre Tochter Madison arbeiten abwechslungsreiche Routinen mit Rolle, Basketbällen und kleinen Teppichen. Hernach wird eine Ball auf einem treppenartigen Gestell in einen Korb bugsiert und abschließend steht Madison im Schulterstand auf den Füßen ihrer Mutter und gemeinsam halten die beiden fünf Teppich in Rotation.

Die beiden vorzüglichen Darbietungen von Olexander Mak gehören weiterhin zu den Highlights der starken Show. Ungeheuer kraftvoll und scheinbar ohne jede Anstrengung präsentiert der junge Mann zunächst seine attraktiven Tricks an den Strapaten, ehe im zweiten Programmteil seine Handstand-Equilibristik folgt.
Seine Schwester Latoya hat in dieser Saison ihr Manegendebut. Die zierliche fünfzehnjährige Artistin begeistert mit einer variantenreichen Kür am Vertikalseil. Vielfältige Tricks dieses heutzutage nur noch höchst selten zu sehenden Genres werden in erstklassiger Weise geboten.
Die zweite Luft-Darbietung in der hohen Kuppel des Chapiteau präsentiert Alexandra Kopecká am Ring. Anmutig und elegant präsentiert die charmante junge Frau eine umfassende Trickfolge in einer poetisch anmutenden Choreographie zu einem romantischen Love-Song.

Die beiden Tier-Darbietungen der Show werden von Markus Korittnig und seiner Partnerin Julia präsentiert. Die sympathische Tierlehrerin leitet im ersten Programmteil drei Aras und einen Kakadu zu ihren Tricks an. Die Vögel laufen u.a. Seil, schieben einen Einkaufswagen und drehen Saltos um eine Holzstange. Flugeinlagen runden den Auftritt ab.
Markus Korittnig bringt drei Tiger in die Gittermanege und lässt souverän eine ansprechende Trickfolge ausführen. Pyramide, verschiedene Sprünge und Teppich sind einige Elemente des harmonisch ablaufenden Dressur-Acts.
Eine große Illusions-Show, laut Ankündigung die größe Magic Show auf Reisen, wird als finaler Act der unterhaltsamen Vorstellung geboten. In großer Aufmachung, von einem vielköpfigen Ballett unterstützt, bietet die Show eine attraktive Folge genretypischer Großillusionen. Die vielseitigen Abläufe erfolgen gekonnt und geschmeidig. Ein ums andere Mal sorgen die Akteure für Verblüffung auf den Rängen.
Das große, fröhlich chorographierte Finale vereint noch einmal alle Mitwirkenden in der Manege. Mit einer flotten Choreographie verabschiedet sich das Ensemble vom begeisterten und frenetisch applaudierenden Publikum.