Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS PAUL BUSCH
Mönchengladbach, 31. Januar 2015
www.circus-paul-busch.
Die Familie von Georg Frank reist auch in dieser Saison unter der Firmierung „Circus Paul Busch“. Wie stets wird in erstklassigem, stimmungsvollem Ambiente bester traditioneller Circus geboten.
Nur wenige Tage währte die Winterpause nach dem Weihnachtsgastspiel in Belgien, zu dem der Circus Paul Busch engagiert war, ehe man in Mönchengladbach die diesjährige Tournee begann.
In einem lebhaften Gewerbegebiet präsentierte sich der schmucke Circus in hervorragender Optik. Zwei mächtige rot lackierte Sattelauflieger, perfekt mit großformatigen Circusmotiven dekoriert, flankieren ein großes Portal mit dem mittig darin postierten Kassencontainer.
Ein dekorativer Frontzaun komplettiert die attraktive Front. Die Zaunfelder sind mit großformatigen Abbildungen von Programmmotiven geschmückt und die Säulen tragen große Kugelleuchten.
Die gesamten Zeltanlagen sind in einem rot-weißen Streifendekor gehalten und mit blauen Applikationen verziert. Lichterketten und beleuchtete Palmen auf den Mastspitzen sorgen in Verbindung mit der reich illuminierten Front für einen romantischen Anblick in der Dunkelheit.
Die blauen Zugmaschinen des Circus stehen in einer Linie ausgerichtet vor dem Chapiteau und viele tragen einen chromblitzenden Kuhfänger. Die zahlreichen Transportfahrzeuge sind sauber im Farbschema des Circus – weiß, blau und rot – lackiert und mit dem Namen beschriftet.
In großzügigen Ställen finden die Pferde, Kamel, Lamas, Rinder, Kängurus und Ziegen komfortable Unterkunft. Selbstverständlich bieten großzügige Paddocks den Vierbeinern während des Tages Auslauf. Vor Kurzem wurde der Tierbestand um zwei Zebras und Esel, die zur Zeit auf ihre Manegenkarriere vorbereitet werden, erweitert und ein weiterer großer Sattelauflieger für den Transport der Tiere in Gebrauch genommen.
Im Chapiteau erwartet die Besucher eine warme, heimelige Atmosphäre. Rot ist die vorherrschende Farbe des Zeltinnern, dessen hohe Kuppel in traditioneller Weise von einer Reihe Sturmstangen geformt wird. Ein Schalensitzgradin bietet den Besuchern guten Sitzkomfort. Dekorative rote Logen ergänzen das Platzangebot. Der ansprechend gestaltete und bestens sortierte Verkaufswagen der Circusrestauration hat hier, da kein Vorzelt aufgestellt werden konnte, gleichfalls seinen Platz im Spielzelt gefunden.
Ein neuer großer Artisteneingang nimmt mit Beginn dieser Saison den hinteren Teil des Zeltes ein. Schwerer, edler, dunkelroter Samt spannt sich bis hoch an das Zeltdach und goldene Bordüren geben der Fläche Struktur. „Arena der Attraktionen“ leuchtet es in goldenen Lettern, die von zahlreichen Scheinwerfern am Querträger über dem Vorhang angestrahlt werden, den Gästen entgegen. Ein erhöhtes, der Gardine vorgebautes Podium bietet der Live-Band des Circus Platz.
Eine geschickte Mischung moderner Song und Klassiker der Circusmusik bildet den volltönenden, die Vorstellung tragenden Klangteppich.
Mit einer voluminösen, mit modernen Elementen bestückten Lichtanlage wird die Show perfekt in Szene gesetzt und Jeffrey Frank komponiert ein stimmungsvolles Lichtdesign.
Direktor Georg Frank obliegt es, das „hochverehrte Publikum“ zu begrüßen und die Manege für die Show frei zu geben. Wir erleben den Chef des Hauses als versierten, angenehmen Manegensprecher, der im eleganten blauen Frack engagiert und mit Verve seine Familienmitglieder vorstellt.
Zu Programmbeginn präsentiert Markus Frank eine Pferdefreiheit mit vier Friesen. Diese tragen rot-gelbe Puschel und sind mit ebensolchen Geschirren farbenprächtig ausgestattet. Die Hengste beherrschen ein umfangreiches Repertoire, dass der ruhig und souverän agierende erfahrene Dresseur gekonnt abruft. Mit verschiedenen Da Capo Steigern erreicht die Darbietung ihren gelungenen Höhepunkt.
Wenig später sehen wir Markus Frank vier prachtvolle, mit rot-goldenen Schabracken geschmückte Steppenkamele vorführen. Unter seiner schwungvollen Peitschenführung erfolgen die vielfältigen Abläufe – Gegenläufe, Volten, abliegen, Stand auf Tonneaus sind die herausragenden Elemente der harmonisch ablaufenden Nummer – perfekt.
Clown „Hansi“, alias Carlito Frank, sorgt mit seinen Späßen für die Lacher im weiten Rund. Mit großer Spielfreude und hohem komödiantischem Talent verkörpert der junge Mann die sympathische Figur. Bekannte Reprisen werden im eigenen Stil unterhaltsam und ohne Längen neu interpretiert. Als komischer Dirigent eröffnet er die Spielfolge. Dem bekannten Spiel mit dem Popcorn folgt die Reprise mit den vier Stühlen, zu der rasch vier Mitspieler gefunden wurden. Seil springen mit zwei erwachsenen Gästen und der Applaus-Wettstreit sind weitere erstklassig vorgetragene Szenen.
Miss Nikita präsentiert eine temperamentvolle Hula Hoop Nummer. Gekonnt lässt die junge Frau die Reifen in vielfältigen Variationen um ihren Körper kreisen. Zu mitreißender Musik und unter dem Beifall des Publikums lässt sie schließlich mehr als zwanzig Ringe zur gleichen Zeit rotieren.
Die bulgarische Artistin Temenuzhka Nicolova zeigt ihr Können an den Strapaten, die mit Hilfe integrierter Tücher optisch aufgewertet sind. Kraftvoll ausgeführte Haltetricks und weite Flüge kennzeichnen diese Nummer. Den zweiten Teil ihres Auftritts gestaltet sie an zwei massiven, im Winkel von neunzig Grad fest miteinander verbundenen Metallringen. Die Trickfolge entspricht der Arbeit an Trapez und Ring und wird gekonnt ausgeführt.
Die „kleinen Strolche“ - eine Walliser Ziege, zwei Hunde und ein Tigerscheck
Pony - sind die Manegenpartner von Gitano Frank. Die Hunde zeigen ihr großes Sprungvermögen, indem sie u. a. über die Ziege und bis zu vier Stühle hinweg setzen; das Pony dient ihnen als Reittier. Das Ponys „ja“ und „nein“ sagen können beweist das Minipferd lebhaft und auch das tiefe durchstecken des Kopfes zwischen den Vorderhufen bis in den Manegensand wird in Vollendung ausgeführt.
Eine temperamentvolle Jockeyreiterei auf hohem Niveau bieten Benito, Gitano und Marcello Frank. Im Stil der Blues Brothers erobern die Akteure die Manege und beginnen ihren Auftritt mit Handvoltigen, die auch immer wieder zwischen den Reitertricks geboten werden. Die vielseitigen Tricks auf und neben dem Pferderücken werden erstklassig ausgeführt. Clown Hansi möchte natürlich auch mittun und nach einigen Komplikationen zeigt er sich als erstklassiger Kunstreiter. Sprünge auf das galoppierende Pferd und Saltos neben dem Pferd werden erstklassig dargeboten. Natürlich dürfen auch die Runden mit der kompletten Truppe auf dem Pferderücken nicht fehlen. Es ist eine tempogeladene Darbietung, die das Publikum vor der Pause begeistert mitgehen lässt.
Weitere starke akrobatische Darbietungen prägen den zweiten Programmteil. Clown Hansi stimmt auf das Kommende ein und Gitano präsentiert seine fulminante Flaschenstuhl-Darbietung. Auf einem hohen Piedestal baut der junge Artist seinen hohen Turm aus lose aufeinandergestapelten Stühlen auf vier dickbauchigen Flaschen auf. Immer wieder werden erstklassige Handstände auf den verschiedenen Stuhlformationen gedrückt und allesamt lange gehalten. Auch in großer Höhe auf dem leicht schwankenden, labilen Untergrund zeigt der Artist keine Unsicherheit und führt seine Tricks erstklassig aus. Eine Handstandwaage auf einem nur auf drei Beinen stehenden Stuhl beendet die gekonnt vorgetragenen Evolutionen.
Am Schwungseil absolviert Benito seinen Solo-Auftritt. Temporeich lässt er das Requisit maximal, bis über die Logen, ausschwingen. Überschläge mit dem Seil und frei ausgeführte Balancen werden mit zahlreichen spektakulären, ungesichert gearbeiteten, Abfallern kombiniert. Ein erstklassiger Auftritt in einem heutzutage viel zu selten zu sehenden Genre.
Die Finalnummer gestalten die Brüder Gitano und Benito Frank gemeinsam am Todesrad.
Abwechselnd zeigen die beiden Artisten ihre Tricks in und auf dem Kessel des Requisits. Sprünge im Kessel, Blindlauf auf der Außenbahn und Aufschwung außen an den Händen sind genauso erwähnenswert, wie Scheinstürze auf der Außenbahn.
Im Finale stellt Direktor Georg Frank seine Familie und die engagierte Artistin noch einmal vor und die engagiert auftretende Circusfamilie wird vom restlos zufriedenen Publikum mit riesigem Applaus gefeiert. Die Familie Frank bietet guten traditionellen Circus in einem stimmungsvollen Rahmen und es wird deutlich, dass hier Circus mit Hingabe und Liebe zum Beruf gemacht wird.