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Text und Fotos Alfred Mertgens
Circus Pipo
Hasselt 09.04.2015

www.circuspipo.be
1994 gründete der deutsche Artist Gottlieb Heppenheimer zusammen mit seiner Frau Sigrid, nach jahrelangen Engagements in Dänemark, Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland, den Kindercircus „Tony“ in Belgien.
Nach zwei Jahren benannte man das Unternehmen in den heutigen Namen „Pipo“ um, im Niederländischen ein oft gebrauchter Name für den Clown.
Heute, rund zwanzig Jahre später, hat man sich im flämischen Teil Belgiens einen Namen gemacht, so dass nun sogar mit dem Titel „Belgischer National Circus“ geworben wird. 2007 übernahm Sohn Dennis Heppenheimer mit seiner Frau Dolly Pauwels, Tochter von Charles Pauwels sen., die Leitung. Beide sind bis jetzt für die allgemeine Organisation verantwortlich, wobei die drei Kinder - Tony 24, Mike 21, Natascha 15 - immer mehr Verantwortung übernehmen.
Nach dem Weihnachtsgastspiel in Kortrijk und einer kurzen Pause startete man in die Saison 2015, die wieder durch Flandern führt. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto Familienzusammenführung, denn nachdem sie den Weihnachtcircus in Gent präsentierten, stießen die „Gebrüder Pauwels“ - Charles und Marquis mit Familien - zum Circus Pipo. Gemeinsam mit den engagierten Artisten Adriano und Cheyenne Folco und Yuri Chen Gottani nebst Gattin Aurelie bestreitet man das aktuelle Programm, das einen Querschnitt traditioneller Circuskunst präsentiert.
Als roter Faden ist Clown „Pipo“ alias Mike Heppenheimer quasi omnipräsent im rund zweieinhalbstündigen Programm. Er begeistert durch seine Mimik und Spielfreude die großen, aber vor allem die kleinen Zuschauer! Im Gegensatz dazu steht der ruhige und versierte Sprechstallmeister Tony Heppenheimer, der in der limburgischen Provinzhauptstadt Hasselt an einem Donnerstagnachmittag das zahlreich erschienene Publikum begrüßt. Hier hat man das im letzten Jahr neu angeschaffte Chapiteau, das 500 Besuchern Platz bietet, auf dem zentrumsnahen Circusplatz „Kolonel Dusartplein“ aufgeschlagen. Dieser günstig gelegene Platz wird von der Stadt unentgeltlich (!) zur Verfügung gestellt, dafür darf man jedoch keine großen Anker in den Boden schlagen, da man sich oberhalb einer Tiefgarage befindet. Deshalb sind die Wagen mit der Aufschrift „Pipo“ und „Gebroeder Pauwels“ eng ums Chapiteau gefahren und mittels Spanngurten verbunden.
Zu Beginn der Vorstellung präsentiert Tony zwei Tinkerpferde und ein Shetlandpony in einer kurzen Freiheitsdressur. Nun erobert Pipo mit vier munteren Gänsen die Manege und zeigt, dass auch er ein großer Tierlehrer ist. So laufen die Gänse eine große Acht um zwei freiwillige Kinder. Nach einem kurzen Zwischenspiel mit Charles folgt die erste Luftnummer, dargeboten durch Cheyenne Folco am Vertikalseil. Im spanischen Stil beginnt die Artistin ihre Nummer und zeigt anschließend die übliche Abfolge hoch unter der Circuskuppel. Nun ist es wieder an Pipo, der mit dem Publikum das „Musizieren verboten“ zelebriert, sehr zum Unwillen des Sprechstallmeisters Tony, aber zur großen Freude der Kinder, die immer wieder seinen Namen rufen. Poetisch geht’s weiter mit der Taubenrevue von Miss Ilaila (Taini, Ehefrau von Charles Pauwels). Die Tiere zeigen die verschiedensten Tricks, bevor sie am Ende an einem großen Karussell bis hoch unter die Kuppel gezogen werden. Dorthin geht’s auch für Aurelie Gottani, die longengesichert ihre Kür am Schwungtrapez zeigt. Nun folgt Judith Pauwels mit einer kombinierten Jonglage- und Hundenummer. Marquis und Neffe Charly Pauwels zeigen, dass man auch in der 8. bzw. 9. Generation der Circusfamilie das virtuose Trompetenspiel beherrscht. Vor der Pause zeigen Adriano Folco mit Tochter Cheyenne im argentinischen Stil das rasante Spiel mit den Bolas zu entsprechenden Trommelklängen.
Selbst in der Pause darf Clown Pipo nicht die Beine hochlegen, denn im rechten hinteren Teil des Chapiteaus bäckt er, zusammen mit seiner Schwester Natascha, leckere Crêpes. Auch hier ist er weiterhin voll in seinem Element und hat für jedes Kind einen entsprechenden Spruch parat. Auch Fotowünsche werden gerne angenommen, während in der Manege Eselreiten angeboten wird und im hinteren, linken Teil der gut sortierte Verkaufswagen lockt.

Charles Pauwels eröffnet den zweiten Teil des Programms mit einer Kombination von Rola-Rola und Jonglage. Dabei lässt er das Publikum aktiv am Geschehen teilhaben, indem Zuschauer ihm die Ringe zuwerfen, die er dann sicher jongliert. Höhepunkt ist die Balance auf einem Turm kleiner Bänkchen. Die Umbauarbeiten nutzen Pipo und Nachwuchsclown Charly (13, Sohn von Charles und Ilaila Pauwels) jeweils für weitere Späße. Einzeln sind beide im weiteren Verlauf noch einmal zu sehen: Pipo als Tempojongleur mit 8 Ringen und Charly als ausdrucksstarker und sicherer Diabolokünstler.                                  
Tony Heppenheimer stellt nun sein Tierpotpourri vor, bei dem zwei Esel und zwei Lamas verschiedenste Figuren laufen. Anschließend betreten vier riesige, starke Simmentaler Ochsen die Manege. Im engen Rund sehen diese mächtigen Tiere echt gefährlich aus und erinnern an echte Raubtiere. Einigen Logenbesuchern wird es mulmig zumute, als die Tiere sich mit den Vorderbeinen zu den Leuten hinwenden. Natascha Heppenheimer, die auch für die Beleuchtung und Musik verantwortlich zeichnet, lässt nun Hula-Hoops um ihren Körper kreisen.
Bevor die Folcos ihre Magic-Show im Horrorgewand präsentieren, zeigt Pipo, dass er stärker ist, als die sechs stärksten Männer aus dem Publikum.
Als Highlight des Programms erscheint der Portugiese Yuri Chen Gottani als Laserman. Im neonfarbenen Kostüm kreiert er Figuren in den verschiedensten Farben. Pipo und Charly ist es jedoch vorbehalten den Schlusspunkt eines abwechslungsreichen Programms zu setzen, indem sie sich abschminken und wehmütig die Manege verlassen. Sie sind die wahren Stars des Programms und zurecht auf dem diesjährigen Plakatmotiv verewigt.
Zum Abschied kommen noch einmal alle Artisten in die Manege und lassen sich vom Publikum frenetisch feiern. Die Familien Heppenheimer und Pauwels haben es geschafft, beste Circusunterhaltung in entsprechender Atmosphäre zu präsentieren! „Ich hätte nicht gedacht, dass wir ein so tolles Programm geboten bekommen würden!“, so ein Kommentar einer Zuschauerin. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen!