Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS PROBST
Koblenz, 08. April 2023
www.circus-probst.de
Der Circus Probst startete am Ostersamstag in einem Gastspiel in der Stadt an Rhein und Mosel in die Saison. Ganz dem traditionellen circensischen Dreiklang – Tiere, Clowns und Akrobaten – folgend, bietet man auch in dieser Spielzeit ein unterhaltsames und ausgewogen zusammengestelltes Programm im bestens bekannten, ansprechenden Rahmen geboten.
Auf dem Koblenzer Messegelände, hier gastieren seit gut vier Jahrzehnten die Circusse, war der Circus auf allerkleinstem Raum aufgebaut. Der Platz, auf dem einst alle großen Unternehmen – American Togni, Krone, Barum, Sarrasani u.v.a. – auch mit größtem Fuhrpark, zahlreichen Tieren sowie Ställen und Tiergehegen Platz fanden und auch noch Besucher parken konnten, ist über die Jahre immer mehr eingeengt worden. Nach dem Bau einer festen Halle, der Lagerung von Weihnachtsmarktbuden und viel anderem Material auf einer großen Freifläche die nun mit einem Festzelt überbaut ist und drei bis vier weiteren halbfesten Bauten, dem Bau eines Containerdorfes für Flüchtlinge wurde in den letzten Jahren eine größere Fläche in einen Wohnmobilpark umgewandelt. Ein neuer Höhepunkt der Minimierung des Platzangebotes wurde nun erreicht, in dem innerhalb der vergangenen zwölf Monate ein „hölzernes Festzelt“ mittig auf dem verbliebenen freien Bereich der an den Circus vermietet wurde, installiert wurde.
Mit genauem ausmessen, geschicktem Aufbau und engem Zusammenrücken fand denn der Circus Probst noch geradeso Platz auf dem Gelände.
Von der ansonsten dekorativen Front des Unternehmens blieben nur das überdachte Eingangsportal und unmittelbar anschließend der Kassenwagen Platz. Die rot-gelben Zeltanlagen – Vorzelt und Chapiteau – rückten dicht aneinander. Wohnwagen, Materialwagen und Zugmaschinen wurden mit geringstmöglichem Abstand dicht an dicht abgestellt, so dass neben den Stallungen auch noch ein wenig Raum für Freigehege blieb.
Das Innere der Zelte ist von den widrigen äußeren Umständen unberührt. Im Vorzelt herrscht das gleiche gemütliche Ambiente wie stets. Der große Verkaufswagen, weitere Verkaufsstände halten ein umfangreiches gastronomisches Warenangebot bereit und zahlreiche Sitzgelegenheit laden zum verweilen ein.
Die Ausstattung des Chapiteau ist unverändert – siebenreihiges teils mit Schalensitzen ausgerüstetes Gradin, dekorative Logen mit Polsterstühlen und der große rote Artisteneingang mit integrierter Bühne.
Das Orchester unter der Leitung von Victor Golod sorgt mit seinem druckvollen Spiel für den erstklassigen klanglichen Rahmen der. Die nochmals verstärkte Lichtanlage wird von Andreas Probst hervorragend eingesetzt und sein raffiniertes Lichtdesign unterstützt die Auftretenden hervorragend.
Die aktuelle Show „Surprise“ wurde wiederum von Anett Simmen in Szene gesetzt, die auch die zugrunde liegende Story entwickelt hat. Ohne aufgesetzt zu wirken, wird die Geschichte von der kleinen Celina, die ihren großen Traum lebt, stringent erzählt. Sie gibt dem Programm Struktur und vereint die Nummern zu einer harmonischen Show.
Zu Beginn sitzt Celina, die größere Tochter von Stefanie Probst ist die Titelheldin der Show, auf den Stufen der Bühne und blättert in einem Buch. Die Erzählerstimme aus dem Off erklärt, das einem die Welt offensteht wenn man nur mutig sei. So macht sich Celina auf den Weg die bunte Circuswelt zu „entdecken“. Sie macht sich auf den Weg und trifft nacheinander auf einige Artisten, die kurze Kostproben ihres Könnens geben. Im Verlauf der Show begegnen wir noch einige Male dem kleinen Mädchen auf der Reise durch ihren Traum.
Die attraktive Darbietung von Miss Elena an den Tuch-Strapaten zieht das Publikum sogleich in den magischen Bann des Circus. Zahlreiche Abfaller aus großer sorgen für den notwendigen Nervenkitzel in diesem harmonischen und eleganten Ablauf. Den Höhepunkt des Auftritts markiert ein freihändiger Spagat zwischen den Tüchern.
Die drei Tier-Darbietungen werden von Stephanie Probst präsentiert. Eine Freiheitsdressur mit sechs weißen Araberhengsten lässt die Juniorchef des Hauses gekonnt ablaufen. Zahlreiche Figuren werden souverän und harmonisch dargeboten. Mit einer Reihe erstklassiger Da Capo Steiger klingt der Auftritt in idealer Weise aus. Wenig später ist die Tierlehrerin zusammen mit ihrem Ehemann Sergui Munteanu und Tochter Celina mit einer Ziegen-Revue zu erleben. Die im alpenländischen Stil präsentierte Nummer bietet eine Reihe flott präsentierten Tricks der acht Ziegen. Auch zwei gescheckte Esel sind in den Auftritt integriert.
Nach der Pause leitet Stephanie Probst den neu formierten Exotenzug des Hauses zu seinen Lauffiguren an. Zwei mächtige Kaltblutpferde und je ein junges Kamel und Dromedar absolvieren die ersten Touren. Ein ungarisches Hirtenrind, ein Langhornrind, sowie einige Alpakas komplettieren die schließlich Gruppe und zum Abschluss steigt ein Emu über die abliegenden Kamele.
Komplettiert werden die Auftritte der Direktionsfamilie von Schwiegersohn Sergui Munteanu in seiner Rolle als „Jim Bim“. Als „angetrunkener“ Besucher erobert er vom Haupteingang her die Manege und komponiert Kaskadenstürze, Trampolinakrobatik und einen Striptease zu einem munteren Slapstick-Act.
Vier Reprisen steuert Clown Rudi Brukson zum gelungenen Programm bei. Im Koch-Outfit jongliert er allerlei Küchenutensilien und zum Höhepunkt der Szene soll ein hoch in die Kuppel geworfenes Hühnerei mit einem Teller aufgefangen werden – so jedenfalls der Plan.
Sein Kampf gegen eine riesige „Raupe“ in einem ebensolchen „Apfel“ währt bis sich die Raupe in einen bezaubernden Schmetterling – Ehefrau Irina – verwandelt.
Großartige Magie demonstriert das Paar, indem man auf höchst wundersame Weise ein Goldfischglas samt Inhalt völlig unsichtbar verschwinden lässt.
Im letzten und umfangreichsten Sketch werden flugs fünf Mitspieler rekrutiert. Vier von ihnen erhalten Glöckchen und der fünfte, ihm kommt eine besondere Rolle zu, erhält zwei Messingbecken.
Tempo-Jongleur Rico Brukson hat Tennisbälle und -schläger als Requisiten gewählt, die er höchst virtuos zu manipulieren versteht. Zunächst tanzt ein Racket auf den Devil Sticks. Hernach hält der sympathische junge Mann zwei Tennisbälle und ein Schläger in variantenreichen Muster in der Luft. Schließlich sind es bis zu fünf Rackets, die der junge Jongleur in vielseitigen Routinen beherrscht.
Die Truppe Suba, allerdings komplett in neuer Besetzung, vom mongolischen Staatscircus in Ulan Bator gehört auch in dieser Spielzeit zum Ensemble des Circus Probst.
Zunächst arbeiten Bayanmunkh & Batbayar eine veritable Ikarier-Darbietung. Vielerlei Salto und Pirouetten werden mit Temperament in erstklassiger Ausführung geboten.
Vor der Pause erleben wir die neunköpfige Truppe am Schleuderbrett. Vielseitige Sprungvarianten führen bis hoch in die Kuppel und werden zumeist auf einem Kissen gelandet. Spitzentricks sind ein Doppelsalto in einen Sessel an der Spitze einer Perchestange sowie ein Salto zum 5-Mann-Hoch.
Enorme Biegsamkeit beweist Ryebyeka bei ihrer Kontorsion-Darbietung. Die zierliche junge Frau versteht es ausgezeichnet ihre Gliedmaßen in extreme Positionen zu bringen. Zum Höhepunkt ihrer Kür schießt sie, im Handstand stehend, per Pfeil und Bogen mit ihren Füßen, auf einen Ballon.
Einen temporeichen und sehr trickstarken Auftritt absolviert die Truppe in ihrer letzten Darbietung, dem Seil springen. Die Spitzentricks des Genres, wie z.B. Seilüberquerungen im 3-Mann-Hoch und als 6-Mann-Pyramide werden allesamt in exzellenter Ausführung absolviert.
Die „Torres Truppe“ gestaltet mit ihrem „Globe of Death“ die finale Darbietung. Die verwegenen südamerikanischen Motorradartisten jagen in geradezu halsbrecherischer Weise durch die Stahlgitterkugel. Bis zu vier Fahrer sind zeitgleich in der relativ engen Motorradkugel auf kreuzenden Bahnen unterwegs.
Das groß angelegte Finale stellt noch einmal Celina in den Mittelpunkt des Geschehens. In bunten Bildern kommt die Story zu ihren Abschluss und unter den, aus der Kuppel zu den Logen, gespannten bunten Bändern nimmt das große Ensemble Aufstellung. Stephanie Probst verabschiedet ein überaus zufriedenes Premierenpublikum, das seine Begeisterung mit lang anhaltendem Beifall und Standing Ovations bekundet.