Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS Probst
Neuwied, 02. März 2013


www.circus-probst.de
Wie gewohnt startete der Circus von Reinhard und Brigitte Probst direkt nach Ende des sehr erfolgreichen Weihnachtsgastspiels in Gelsenkirchen in die neue Saison. Auf dem Neuwieder Festplatz „Kirmeswiese“ präsentierte sich der Circus Probst material- und programmmässig in gewohnter Bestform.
Weithin leuchtet in der einsetzenden Dämmerung die attraktiv gestaltete Front mit dem großen Namenszug am Zeltvordach, den romantischen Lichterbögen auf dem Zaun und den funkelnden Lichterketten am  großen Chapiteau. Der dekorativ bemalte und illuminierte Kassenwagen tut sein Übriges dazu. Große Spannbänder mit Programmmotiven weisen auf die Attraktionen des Circus hin.
Die Zeltanlagen leuchten in dem bekannten frischen rot-gelben Streifendekor. Der umfangreiche Fuhrpark des Circus Probst wird neben den Sattelzügen noch von vielen Tonnendachwagen geprägt. Zahlreiche Zugmaschinen sind in Reihe aufgefahren.
Großzügige moderne Ställe und weitläufige Außengehege stehen dem umfang- und artenreichen Tierbestand zur Verfügung.
Eine gemütliche Atmosphäre empfängt den Besucher im Vorzelt. Verkaufswagen und zahlreiche Stände halten ein umfangreiches Angebot bereit und eine Café-Ecke bietet Sitzmöglichkeiten. Die Zeltseiten sind mit großen Postern dekoriert. Durch einen Tunnel gelangen die Besucher ins Chapiteau. Ein siebenreihiges Gradin, zum Teil mit Schalensitzen bestückt, und bequeme Polsterstühle in den Logen stehen den Zuschauern zur Verfügung. Der dekorative große Artisteneingang nimmt den hinteren Teil des Zeltes ein und bietet auf seinem Podium dem gekonnt aufspielenden, sechsköpfigen Orchester unter der Leitung von Gregor Pierscinski Platz. Mit passenden Arrangements werden die auftretenden Artisten in erstklassiger Weise unterstützt. Gleiches gilt für die Lichtregie, die für ein stimmiges Ambiente sorgt.

Das diesjährige Programm des Circus Probst zeigt sich in weiten Teilen gegenüber den Vorjahren verändert. In der aktuellen Show rücken die erstklassigen Dressurnummern der Familie Probst in den Mittelpunkt und bilden das Gerüst, um dass die guten Darbietungen der engagierten Artisten komponiert wurden.
Nebel wabert durch die Manege und sechs weiße Araber erscheinen auf der Szene. Eine magische Stimme aus dem Off begrüßt die Zuschauer, dann tritt Stefanie Probst in den roten Ring und formiert die Hengste zu einer formidablen Freiheit. Unter ihrer eleganten Peitschenführung absolvieren die Pferde harmonisch in perfektem Ablauf ihr Repertoire, dass von zahlreichen Steigern gekrönt wird.
Wenig später sehen wir die versierte Artistin zusammen mit ihren Partnern Sergui Musanu und Utnier Aquino Hernandez in einem veritablen „Pas de trois“ auf den Rücken von drei prächtigen Friesen. Zunächst sind die Abläufe mit denen eines „Pas de deux“ vergleichbar. Dann folgen akrobatische Übungen an einer Art „Reckstange“, die von den beiden männlichen Artisten auf der Schulter gehalten wird.
Im zweiten Programmteil präsentiert Stefanie Probst zunächst sechs gescheckte Dromedare in einer variantenreichen Laufarbeit. Im Stil einer guten „Freiheit“ zeigen die Trampeltiere u. a. Volten und verschiedene Figuren im Gegenlauf.
In einem weiteren Auftritt bringt die versierte Dresseurin vier weiße Araber zusammen mit vier Friesen in die Manege. Verschiedene Lauffiguren werden perfekt geboten, bevor die Friesen die gemeinsam steigenden Araber umrunden. Nun ergänzen vier großrahmige Ponys die Gruppe zum formidablen Zwölfer-Zug. Mit feurigen Da Capo Steigern findet auch diese erstklassige equestrische Leistung ihren effektvollen Abschluss.
Direktor Reinhard Probst komplettiert vor der Pause mit dem großen und äußerst artenreichen Exotenzug des Hauses in bewährter Weise den Reigen der Dressurdarbietungen. Zwei schwere Kaltblutpferde, Kamel und Dromedar eröffnen den bunten Reigen. Zwei Watussi-Rinder gesellen sich hinzu und abwechslungsreiche Figuren werden in den Manegensand gezeichnet. Lamas, Emu, Yak, ungarisches Steppenrind und zwei Zebras zeigen abwechslungsreiche Abläufe. Sie werden routiniert ausgeführt und das wiederholte erscheinen neuer Tierarten in der Manege steigert den Reiz der Darbietung.

Sonja Probst steuert als Clownin Lolly drei Szenen zum Gelingen der Show bei. Zunächst wird es magisch, wenn sie als große „Zauberin“ ihren Partner
„schweben“ lässt, jedenfalls so lange, bis der faule Zauber auffliegt. Als wackere Putzfrau ist Sonja Probst sehr um den Zustand der Logen und ihrer Gäste bemüht. Ein Schleuderbrett steht im Mittelpunkt der dritten Reprise. Mit einem Sprung auf selbiges von einer höheren Leiter katapultiert ein quirliger Terrier ein Stofftier in einen empor gehaltenen „Sessel“. Nun möchte die Clownin den Sprung selbst wagen, jedoch quittiert das Requisit den Dienst. Die Reprisen werden allesamt liebevoll gespielt und mit ihrer freundlichen und unaufdringlichen Art kommt sie beim Publikum sehr gut an.
Jim Bim, alias Sergui Musanu, sorgt als „betrunkener“ Artist auf seinem Trampolin stets für einigen Trubel. Kaskadenstürze vom Requisit und Salti auf dem Trampolin werden mit viel Comedy und einem Striptease geschickt zu einem rasanten Auftritt kombiniert.

Die Darbietungen von Utnier und Daikel wurden aus dem letztjährigen Programm prolongiert. Am Schwungseil bietet Utnier eine Reihe riskanter Abfaller, die in vollem Schwung ausgeführt, in erstklassiger Weise verkauft werden.
Die variantenreiche Jonglage von Daikel beginnt nun außerhalb der Manege. Vom Haupteingang kommend, läuft der Artist mit drei Keulen jonglierend den Gang zwischen Logen und Gradin entlang. Sehr sicher erfolgen die Routinen mit bis zu fünf Keulen. Sieben Ringe fliegen in die Kuppel, während der Jongleur Bälle auf einem Mundstab und einem weiteren auf der Stirn balanciert. Kleine Bälle werden in Gürtelköchern gefangen und zwei Fußbälle rotieren auf seinen Zeigefingern derweil Tischtennisbälle mit dem Mund jongliert werden.
Gemeinsam sehen wir die beiden sympathischen Artisten als „Castillo Brothers“ mit einer rasanten Kaskadeur-Nummer. Zahlreiche Handstände und Kaskaden werden temporeich vor, auf und neben einem Tisch aneinandergereiht. Ein Logenbesucher wird gleichfalls in den Ablauf integriert und darf als „Untermann“ Kraft und Geschick beweisen.

Tony Erblay beeindruckt mit äußerst kraftvoll ausgeführten Evolutionen am Mast. An und auf dem circa zwei Meter hohen, freistehenden Requisit, mit einem Ring am oberen Rand, werden vielfältige Handstände und Waagen exzellent ausgeführt. Enorm kraftvoll ausgeführte Absteher erfolgen, scheinbar ohne Anstrengung, in großer Zahl.
Miss Elody arbeitet eine höchst trickstarke Darbietung an den Strapaten. Zahllose kräftezehrende  Aufschwünge und Abfaller werden von der zierlichen jungen Frau zu einem fulminanten Wirbel kombiniert. Vielfältige Haltepositionen sind in die umfangreichen Kür eingebettet. Sicher und scheinbar mühelos gleitet sie freihändig, nur mit den Füssen in den Strapatenschlaufen stehend, vom Spagat in den Stand.

Tamara Khurchudova präsentiert zunächst ihre außergewöhnliche Antipoden-Darbietung. Geschickt lässt die versierte Artistin, auf der Trinka liegend, kleine Teppiche über Hände und Füße gleiten. Bis zu vier hält sie im zur gleichen Zeit in der Luft. Nun lässt sie sich, rücklings nur in einem schmalen Gürtel ruhend, hoch in die Kuppel ziehen, jongliert dabei weiterhin vier Teppiche, die im Schwarzlicht in Leuchtfarben fluoreszieren. Effektvoll endet der Auftritt – ein großer, per LED-Technik beleuchteter – Teppich kreist auf den Füssen der Artistin und zwei Leuchtstäbe wirbelt sie in ihren Händen herum.
Völlig zu Recht wurde die temperamentvolle Trapez-Arbeit von Tamara Khurchudova als Finalnummer platziert. In sehr hohem Tempo läuft die Darbietung ab, reihen sich die attraktiven Tricks aneinander. Vielerlei Pirouetten und spektakuläre Abfaller bilden einen furiosen Wirbel hoch über der Manege. Eindrucksvoll demonstriert die Artistin in vollem Schwung ihr Können und die von
E-Gitarre dominierte rockige Begleitmusik tut das ihre hinzu, die Spannung im Publikum hoch zu halten.
Mit einem stimmungsvollen Finale, zu dem die Artisten mit Wunderkerzen in den Händen die Manege säumen, klingt das attraktive und geschickt zusammengestellte diesjährige Programm des Circus Probst in geeigneter Weise aus. Reinhard Probst stellt seine Artisten namentlich vor und verabschiedet sich von seinem Publikum. Der lang anhaltende, frenetische Applaus der zahlreichen Besucher beweist einmal mehr, dass gut gemachter klassischer Circus mit vielen Tieren auch in unseren Tagen hoch in der Publikumsgunst steht.

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