Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS PROBST
Schalmstadt, 16. Oktober 2016
www.circus-probst.de
Nach einer ausgedehnten Tour durch die neuen Bundesländer, führte die Route des Circus Probst im Herbst durch verschiedene hessische Städte. Im nordhessischen Schwalmstadt - Treysa ergab sich die Gelegenheit zu einem Besuch des schmucken Unternehmens.
Die markanten rot und gelb gestreiften Zeltanlagen moderner Formgebung beherrschen den Circusplatz. In den dekorativen weißen Frontzaun sind Spannbänder, die Motive der Show und den Circusnamen zeigen, integriert. Der einladend gestaltete Kassenwagen komplettiert die Front. In der Dunkelheit sorgen die Lichterketten an Chapiteau und Zaun für Flair und circustypisches Ambiente.
Breiten Raum nimmt die umfangreiche Menagerie des Circus ein. Die Ställe der zahlreichen Pferde, Kameloiden und Rinder aufgebaut sind im rückwärtigen Teil des Geländes aufgebaut und großzügigste Koppeln bieten tagsüber viel Auslauf. Die umfangreiche Raubtieranlage von Tom Dieck jun. Komplettiert diesen Bereich des Circus.
Die zahlreichen Wagen und Auflieger, in frischem weiß mit roten Absetzungen und gelben Dächern gehalten, sowie die Wohnwagen nehmen den übrigen Raum ein.
Im Vorzelt herrscht eine gemütliche Atmosphäre. Verkaufswagen und zahlreiche Stände halten ein umfangreiches Angebot bereit und eine Café-Ecke bietet Sitzmöglichkeiten. Durch einen Tunnel gelangen die Besucher ins Chapiteau. Ein siebenreihiges Gradin, zum Teil mit Schalensitzen bestückt, und bequeme Polsterstühle in den Logen stehen den Zuschauern zur Verfügung.
Der dekorative große Artisteneingang nimmt den hinteren Teil des Zeltes ein und bietet auf seinem Podium dem gekonnt aufspielenden, sechsköpfigen Orchester unter der Leitung von Nikolay Kozak Platz. Mit passenden Arrangement werden die auftretenden Artisten in erstklassiger Weise unterstützt. Gleiches gilt für die Lichtregie, die für ein stimmiges Ambiente sorgt.
Direktor Reinhard Probst übernimmt die Aufgaben des Sprechstallmeisters und nach der Begrüßung des Publikums gibt er die Manege für die erste Darbietung frei.
Mit einer interessanten Dressurkombination eröffnet Stefanie Probst die Nummernfolge. Drei gescheckte Dromedare, je zwei weiße Araber und Friesen sowie drei Dartmoore Ponys zeigen vielseitige Lauffiguren. Unter der gekonnten Peitschenführung der versierten Dresseurin erfolgen die Touren in schwungvollem Ablauf. Achterlauf eines Shetland Ponys um die Friesen und ein schöner Steiger beenden als Da Capo den gelungenen Auftritt.
Im zweiten Programmteil sehen wir die Juniorchefin des Hauses mit einer temperamentvollen Freiheitsdressur. Sieben weiße Araberhengste zeigen in einer abwechslungsreichen Dressurfolge ihr erlerntes Können
Reinhard Probst präsentiert vor der Pause den bestens bekannten großen Exotenzug. Kaltblutpferd, Kamel, Dromedar, Watussirinder, Lams, Emu und Zebras sind die Tierrassen, die in unterschiedlichen Kombinationen ein vielseitiges Repertoire unterschiedlicher Abläufe gekonnt ausführen.
Die gemischte Raubtiergruppe von Tom Dieck jun. komplettiert die Auswahl an Dressurdarbietungen. Zwei Liger, zwei weiße Löwen und vier Tiger folgen dem Dompteur in die Gittermanege und mit einer Pyramide aller Tiere nimmt die umfangreiche Trickfolge ihren Beginn. Rollover dreier Tiger, verschiedene Hochsitzer und Sprünge der Tiger über die Liger sind weitere Elemente der Nummer. Auf einem Riesenrad rollen ein Liger und ein Tiger durch die Piste. Scheinangriff, erstklassige Hinterbeinläufer und Barrierensprünge aller Tiere beim Abgang vervollständigen die Dressurfolge.
Turbulent geht es bei Jim Beam, alias Sergui Musanu, als „betrunkenem“ Artisten auf dem Trampolin zu. Kaskadenstürze vom Sprungturm und Saltos auf dem Trampolin werden mit viel Comedy und einem Striptease geschickt zu einem rasanten Auftritt vereint.
Zur Zeit sorgt Clown Joanes mit seiner hervorragend gespielten Reprisen für den notwendigen Frohsinn im Programm. Aus einem Blasrohr befördert er eine Pfauenfeder hoch in die Kuppel und balanciert sie sicher auf seiner Stirn, auf der sie gelandet ist, aus. Den Kampf mit einem Fahrrad, das in seine Einzelteile zerfällt führt er letztlich erfolgreich indem das Gefährt wieder fahrbereit wird. Jedoch ist die Position des Fahrers ein wenig – ungewöhnlich.
„Magic“ ist das Thema des Auftritts, mit dem Joanes den Käfigabbau überbrückt. „Unglaubliche, großartige“ Tricks führt Joanes mit zwei Fingern und einem Hut vor und findet gleich darauf in einem kleinen Mädchen eine eifrige Schülerin.
Die Jonglage mit drei Boule-Kugeln findet ein jähes Ende nachdem eine der „Metallkugeln“ den Clown am Kopf getroffen hat.
Der kubanische Artist Utnier Aquino Hernandez gehört seit einigen Jahren zum Ensemble des Circus Probst und ist in dieser Spielzeit mit zwei Darbietungen im Programm vertreten. Zunächst sehen wir seinen dynamischen Auftritt am Schwungseil. Ein längeres, teilbares Seil ermöglicht einen originellen, mit einigen Tricks gestalteten Aufgang. Eine Reihe effektvoller Abfaller werden im vollen Schwung ausgeführt und sorgen für Nervenkitzel auf den Rängen.
Im zweiten Teil der Show folgt der Auftritt am Chinesischen Mast. Viele kraftvoll ausgeführte Elemente des Genres zeugen von großer Körperbeherrschung. Eine Plattform auf der Mastspitze ermöglicht einige Handstandtricks. Schließlich wird der Mast mit einem mehrere Meter langen Aufsatzteil verlängert und in sehr großer Höhe arbeitet Utnier eine weitere Serie erstklassig dargebotener Tricks.
Die chinesische Artistin He Yuan bietet eine erstklassige Balance auf dem Hochrad. Sie steuert das Rad mit einem Fuß auf dem Pedal und kickt mit dem anderen bis zu vier Metallschälchen zu gleich hoch und fängt sie sicher in einem frei auf ihrem Kopf stehenden Gefäß. Dann geht es mit dem Hochrad, Longen gesichert, auf eine große Kugel, die gegen seitliches wegrollen gesichert in einer geformten Mappe liegt. Nun werden wieder Gegenstände hochgekickt und sicher auf dem Kopf gefangen.
Anmutig führt „Schlangenmädchen“ Wang Lin ihre Kunst vor. Nach einigen einleitenden Kontorsionstricks, mit denen sie ihre enorme Beweglichkeit darstellt, balanciert sie fünf Leuchter mit brennenden Kerzen auf Händen, Füßen und Mundstab während sie ihren Körper in extremer Weise biegt.
Die Finalnummer bietet Yanan Ren mit seinen Evolutionen auf dem Schlappseil. Die umfassende Abfolge schwierigster und anspruchsvollster Tricks – Einarmer und kopfstand ohne Vorteil, Handstand auf dem weit schwingenden Seil, Spagat – erfolgt mit unglaublicher Sicherheit und beeindruckender Leichtigkeit. Handstand auf einer Leiter und die Fahrt auf einem Einrad im Handstand über den schwankenden Draht sind weitere Höchstleistungen des Auftritts.
Noch einmal tritt Clown Joanes in den roten Ring und mit einer wehmütigen Melodie auf der Konzertina, die er tief in sich versunken spielt, deutet sich das nahende Ende der Show an. Das anschließende fröhliche Finale nimmt noch einmal Fahrt auf und lässt das geschickt zusammengestellte Programm des Circus Probst in geeigneter Weise ausklingen. Reinhard Probst stellt seine Artisten namentlich vor und verabschiedet sich von seinem Publikum. Der lang anhaltende, starke Applaus der Besucher zeigt die Zufriedenheit des Publikums mit dem Gebotenen.