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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS PROBST
Duisburg, 02. April 2022

www.circus-probst.de
Der Circus Probst präsentierte sich nach zwei langen und schwierigen Jahren, in denen keine Reisetätigkeit möglich war, bei unserem Besuch in Duisburg im allerbesten Licht. Die Tournee 2022 führt in erster Linie durch den Norden unseres Landes und bietet unter dem  Titel „Surprise“ ein wirklich überraschendes, spannungsgeladenes, flott ablaufendes Programm, in dem traditionelle und moderne Elemente sich erstklassig mit einander verzahnen.
Der Duisburger Circusplatz in unmittelbarer Nähe der Fußball-Arena bot dem umfangreichen Material des Circus den notwendigen Raum. Die rot-gelb gestreiften Zeltanlagen sind mit zahlreichen Lichterketten geschmückt und strahlen weithin. Der dekorative, üppig beleuchtete Zierzaun schließt die Frontseite des Platzes ab und wird nur durch das große Eingangsportal und vom charakteristischen Kassenwagen unterbrochen. Die Frontseite der Kasse wurde mit neuem Dekor versehen. Der umfangreiche Fuhrpark des Unternehmens nimmt den Raum zu beiden Zeltseiten an. Der rückwärtige Bereich des Geländes ist den zahlreichen Tieren vorbehalten. In fabrikneuen Stallungen haben die Pferde, Kamele, Zebras, Lamas, Rinder, Esel und Ziegen eine komfortable und geräumige Unterkunft.
Das gemütlich eingerichtete Vorzelt bietet an diesem ziemlich winterlichen Frühlingstag hohe Aufenthaltsqualität. Der Verkaufswagen der Circusrestauration und weitere Stände halten ein umfangreiches Sortiment leiblicher Genüsse bereit und eine Café-Ecke lädt zum verweilen ein.
Das Innere des Chapiteau zeigt die bekannte Ausstattung – siebenreihiges teils mit Schalensitzen ausgerüstetes Gradin, Logen mit bequemen Polsterstühlen sowie der große Artisteneingang mit integrierter Bühne.
Das gekonnt aufspielende Orchester unter der Leitung von Victor Gelod sorgt für den klanglichen Rahmen und Andreas Probst setzt die Show mittels der nochmals verstärkten Lichtanlage und einem raffinierten Design perfekt in Szene.

Für die aktuelle Show „Surprise“ ist es der Familie Probst wiederum gelungen, Anett Simmen als Regisseurin zu gewinnen. Sie entwickelte die Story, die dem Programm Struktur verleiht und die die Nummern zu einer homogenen Show verbindet. Ohne aufgesetzt zu wirken, wird die Geschichte dem Publikum flott und ohne Längen nahe gebracht. 
Im Opening sitzt Celina, die ältere Tochter von Stefanie Probst ist die Titelheldin der Story, in ihrem Lieblingsbuch blätternd auf den Stufen der Bühne. Die Erzählerstimme aus dem Off erklärt, das die ganze Welt offen steht wenn man nur mutig und stark sei und man alles erreichen könne wenn man nur wirklich wolle. So macht sich Celina auf, die vielfältige Welt des Circus für sich zu „entdecken“. Sie „erweckt“ nacheinander einige Artisten, die sodann kurze Kostproben ihres Könnens geben. Einige Male begegnen wir dem kleinen Mädchen im Verlauf des Programms wieder, während der Reise durch ihren Traum.
Mit der attraktiven Luft-Darbietung von Elena an den Strapaten-Tüchern gelingt der Einstieg in die Nummernfolge in erstklassiger Weise. Zahlreiche riskante Abfaller aus großer Höhe kennzeichnen den Auftritt, der seinen Höhepunkt in einem freihändigen Spagat zwischen den Tüchern findet.

Drei Tier-Darbietungen aus dem umfangreichen Repertoire der Familie Probst sind in der Show zu erleben. Zunächst präsentiert Stephanie Probst gekonnt und elegant fünf schneeweiße Araberhengste in einer harmonischen Freiheitsdressur. Souverän agierend lässt die versierte Tierlehrerin die verschiedenen Figuren ablaufen. Mit einer Reihe erstklassig ausgeführter Da Capo Steiger klingt der Auftritt in gelungener Weise aus.
Wenig später sehen wir die Juniorchefin zusammen mit ihrem Ehemann Sergui Munteanu und Töchterchen Celina eine muntere Ziegen-Revue präsentieren. Vielfältige Tricks werden von den acht Tieren unterschiedlicher Rassen geboten und die zwei gescheckte Esel, ihre Fellfarben korrespondieren hervorragend mit denen der Ziegen, sind gleichfalls in die Darbietung integriert.
Zu unserer Überraschung wird der Exotenzug des Hauses nicht mehr als Pausennummer präsentiert, wie seit vielen Jahren Tradition war, sondern ist nun zu Beginn des zweiten Programmteil zu sehen. Zu unserem Bedauern steht Direktor Reinhard Probst an diesem Abend nicht im roten Ring. Die Exoten laufen nun unter der Peitschenführung von Juniorchefin Stephanie Probst ihre Figuren.
Sergui Munteanu, in seiner Rolle als „Jim Bim“ komplettiert die Auftritte der Direktionsfamilie. Als „betrunkener Artist“ komponiert er Kaskadenstürze, Trampolinakrobatik und einen Striptease zu einem flotten Slapstick-Act.

Clown Rudi Brukson ist bereits während des Einlasses mit ersten Späßchen präsent und stimmt das Publikum mit einem kurzen Applaustest auf das Kommende ein. In seiner ersten Reprise jongliert er, im Koch-Outfit mit allerlei Küchenutensilien. Ein hoch in die Kuppel geworfenes Hühnerei soll auf einem Teller landen – soweit jedenfalls der Plan. Wenig später ficht er einen heroischen Kampf gegen einen überdimensionalen Wurm, der in einem ebensolchen Apfel steckt. Schließlich entpuppt sich der Wurm – Ehefrau Irina übernimmt den Part – als bezaubernder Schmetterling. Unfassbare Magie beherrscht eine weitere Szene, in der der Clown ein Goldfischglas samt Inhalt auf wundersame Weise verschwinden lässt. In der umfangreichsten Reprise requiriert der Clown flugs fünf Mitspieler. Vier von ihnen erhalten Glöckchen, während dem fünften, mit zwei Becken ausgestattet, eine besondere Rolle zukommt.
Tempo-Jongleur Rico Brukson versteht es virtuos Tennisbälle und -schläger zu manipulieren. Rasant erfolgen die verschiedenen Routinen und zum Höhepunkt der fulminanten Nummer hält der junge Jongleur fünf Rackets souverän in der Luft.

Vom mongolischen Circus aus Ulan Bator kommt die Truppe Suba.
Zunächst erleben wir Suldbaatar Adilbish mit seiner veritablen Kraftjonglage. Zu dem kehligen Klang traditionellen Liedguts seiner Heimat jongliert der kraftvolle junge Mann mit mächtigen metallenen Kugeln und wirbelt einen Baumstamm um seinen Körper. Schließlich trägt er das Gewicht mehrerer Truppenmitglieder nur mit seinen Zähnen.
Vor der Pause präsentiert die komplette Truppe ihren umfangreichen und trickstarken Act am Schleuderbrett. Vielerlei verschiedene Sprungvarianten führen hoch in die Zeltkuppel und werden sicher, zumeist auf einem Kissen, gelandet. Zu den Spitzentricks gehören ein Doppelsalto in einen Sessel an der Spitze einer Perchestange sowie ein Salto zum 5-Mann-Hoch.
In einem weiteren Auftritt demonstriert die Truppe ihr Können mit Sprungseilen. In vielerlei Varianten und wechselnden Konstellationen werden die Seile ein ums andere Mal überquert. Die sehr sicher ausgeführten Aktionen münden in Sprünge im 3-Mann-Hoch.
Kontorsionistin Tsas Tsenduke begeistert die Besucher mit ihrer Beweglichkeit und großer Körperbeherrschung. Sehr kontrolliert versteht es die junge Frau ihre Gliedmaßen zu bewegen und ohne erkennbare Anstrengung werden die verschiedenen Posen, bis hin zum Mundstand, eingenommen. Ein Schuss per Fuß mit Pfeil und Bogen auf einen Ballon beschließt den Auftritt.

Die Final-Darbietung sieht die „Torres Truppe“ in Aktion. Die verwegenen Motorradartisten aus Kolumbien jagen in halsbrecherischer Weise durch den „Globe of Death“. Bis zu vier Fahrer sind zeitgleich in der nur vier Meter Durchmesser messenden Stahlgitterkugel auf kreuzenden Bahnen unterwegs.
Das groß angelegte Finale stellt noch einmal Celina in den Mittelpunkt des Geschehens. In mehreren bunten Bildern kommt die Story zu ihren Abschluss und unter den, aus der Kuppel zu den Logen, gespannten bunten Bändern nimmt das große Tournee-Ensemble Aufstellung. Stephanie Probst übernimmt die Verabschiedung des Publikums, das seine Begeisterung mit lang anhaltendem starken Beifall ausdrückt.
Nach vielen Monaten der Entsagung, war es ein Genuss dieses wunderbare traditionelle Programm genießen zu dürfen.