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Text: Jessica Jakob; Fotos: Jessica Jakob (4), Zirkus Probst (7), F. Klawiter (5)
ZIRKUS PROBST
Jena, 15. Oktober 2011

www.circusprobst.com
„Zirkus Probst - die Nr. 1 aus Ostdeutschland“ - lautet der Slogan des Traditionscircus aus den „neuen Bundesländern“. Mehr als zwei Jahrzehnte nach der Wende hat der Zirkus Probst eine große treue Fangemeinde in den östlichen Bundesländern. Er ist das einzige Unternehmen, dass aus der ehemaligen DDR verblieben ist und die Erinnerung an die einstige Circusherrlichkeit aufrecht erhält. Der Zirkus Probst reist im zweijährigen Wechsel auf einer sogenannten Nord- und eine Südroute im Gebiet der jungen Bundesländer.

Auf dem Festplatz am Gries in Jena präsentierte sich der Circus in seiner vollen Pracht. Perfekt aufgebaut, entfaltet die markante Fassade ihren unverwechselbaren Charme und wird vom großen Kassenwagen ergänzt. Im Frontbereich sind die Zugmaschinen des Circus in Paradeaufstellung aufgefahren. Der umfangreiche Fuhrpark erstrahlt in den Hausfarben blau und weiß, die allermeisten Fahrzeuge tragen in großen Lettern den Circusnamen. Es werden noch viele „richtige“ Circuswagen mitgeführt.
Das blaue Viermasten Chapiteau und das optisch passende Vorzelt aus dem Hause Cannobio bilden das Herz des Circus. Die gepflegten Zeltanlagen werden von dem großen Stall, der einem Festzelt ähnelt, komplettiert. Hier findet der große und artenreiche Tierbestand in geräumigen Boxen eine erstklassige Unterkunft. Die hauseigene Tigergruppe bewohnt zwei große Käfigwagen und selbstverständlich stehen großzügige Freigehege zur Verfügung.

Nach betreten des Vorzeltes fallen dem geneigten Besucher die aufgestellten Schautafeln ins Auge. Zahlreiche Fotos und Infos klären die Besucher über die Historie des Zirkus- und die Familie Probst auf. Äußerst umfangreich ist das Angebot an Erfrischungen und Souvenirs, dass in mehreren Verkaufswagen vorgehalten wird. Das Angebot reicht von Popcorn bis zu Natschos und von Stofftieren bis zu den beliebten Circusschals. Es gibt alles, was das Herz eines richtigen Circusfans schneller schlagen lässt.
Im Chapiteau empfängt den Besucher eine angenehme Atmosphäre. Blau und rot sind die vorherrschenden Farben. Das auch innen blaue Zelt ist mit einem neunreihigen Gradin, davon vier Reihen roter Schalensitze, ausgestattet. Die Logen sind ebenfalls in rot gehalten. Den Blickfang im Chapiteau stellt der große elegante rote Artisteneingang mit reicher goldener Verzierung und vier beleuchteten Säulen dar. Auf dem Podium darüber findet das gute sechsköpfige ukrainische Orchester seinen Platz.

Das Programmmotto „Eine Reise um die Welt“startet in Ungarn.
Alexandra Probst, gelernte Pferdewirtin und jüngste Tochter von Mercedes Probst und Andreas Bleßmann, eröffnet das bunte Spiel mit einer temperamentvoll auf zwei Schimmeln dargebotenen „Ungarischen Post“. Die junge Frau, ihr Talent hat sie von ihrer Mutter ererbt die ihr bei diesem Auftritt assistiert,  versteht es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen sowie sich und ihre Leistung gekonnt zu präsentieren. Einige feurige Hengste lässt die rasante Stehendreiterin unter sich hindurch galoppieren und nimmt dabei sicher die Leinen von ihrem Rücken auf. Ein  gelungener und furioser Auftakt des Programms.
Nun begrüßt Manegensprecher Jan Bühring das Publikum. Als angenehmer Moderator führt er durch das Programm.
Vanessa Medini aus Italien bietet eine Strapatennummer hoch unter der Kuppel an Ketten. An diesem relativ selten zu sehenden Requisit beweist die Artistin große Körperbeherrschung und zu Joe Cockers "Unchain my Heart" werden allerlei waghalsige Tricks gezeigt.
Emmanuelle Medini bietet eine vollendete Handstanddarbietung. Genau wie seine Schwester Vanessa zeigt der charmante Akrobat Kraft und Körperbeherrschung in moderner Verpackung. Das Publikum honoriert die elegante und sicher vorgetragene Kür  mit viel Beifall.

Mercedes Probst präsentiert in einem traumhaften goldenen Kleid, bestickt mit zahllosen Pailletten, zwanzig Ponys unterschiedlicher Fellfarben und Größen. Die orangefarbenen Geschirre der Minipferde sind ein Farbtupfer, der die Nummer zusätzlich aufwertet. Zu optimal passender musikalischer Begleitung laufen die Lieblinge der Kinder in verschiedenen Gruppierungen vielfältige Figuren. Barrierensprünge lockern die Dressurfolge auf. Die attraktive Nummer hat ihren Höhepunkt  in einem Gruppensteiger einiger Ponys. Selbstverständlich darf ein „störrisches“ Pferdchen, dass den Trick „verweigert“ nicht fehlen und so sitzt ein Pony im Hundesitz ab anstatt zu steigen.
Clown Davis Vassallo ist mit seinen Reprisen der rote Faden im diesjährigen Programm des Zirkus Probst. Einerlei, ob auf dem Schwungseil, als Orchesterchef oder bei der beliebten "Reise nach Jerusalem" - er erreicht sein Publikum und sorgt mit seinen Pointen für zahlreiche Lacher.


Der Name Probst steht seit Jahren für erstklassige Tierdressuren und  Rüdiger Probst untermauert dies eindrucksvoll in seinen verschiedenen Nummern.
In seinem ersten Auftritt in der aktuellen Show präsentiert der erfahrene Dompteur den großen Exotenzug des Hauses - Trampeltiere, Lamas, Zebras, Watussirinder und zwei Elenantilopen. In perfekter Manier folgen die Vierbeiner den Anweisungen und führen ihre Lauffiguren aus. Es ist ein Bild mit hohem Schauwert, dass vom Publikum mit großem Applaus aufgenommen wird und mit einem Steiger-Lama seinen Höhepunkt und Abschluss findet.
Im zweiten Programmteil präsentiert er die gefährlichen Schönheiten des Hauses - seine acht sibirischen Tiger, die den einzigartigen Hauch von Exotik und Gefahr in den roten Ring bringen. Die meisten Tiere wurden im Zirkus Probst geboren und zum Teil mit der Flasche aufgezogen. Inzwischen ist es gelungen drei neue Tiere in die bestehende Gruppe ein zu dressieren. Zu sehr gut ausgewählter musikalischer Begleitung beweist der Dompteur einmal mehr sein großes Können mit den Raubkatzen. Die trickreiche Raubtierdressur enthält auch provoziertes fauchen und prankenschlagen, was den Reiz einer wirklich sehenswerten Darbietung noch erhöht.


Erst seit wenigen Wochen, sie waren zuvor mit dem Circus Benneweis in Dänemark unterwegs, sind die fünf Artisten der Truppe Cheban mit dem Zirkus Probst auf Tournee. Sie präsentieren eine außergewöhnliche, in Ostdeutschland noch nie gezeigte, Darbietung. Auf und mit riesigen Gummischläuchen führen die Artisten vielfältige Salti, Sprünge und atemberaubende Tricks in rasantem Tempo aus. Die Truppe zeigt tollkühne Stunts, die das Publikum begeistern.
Als letzten Darbietung im Programm erleben wir die Truppe Cheban an der „Russischen Schaukel“. Weite Flüge und schwierige Sprünge bis hoch unter die Zirkuskuppel lassen den Besuchern den Atem stocken.  Als Spitzentricks sind dreifacher Salto und Doppelsalto mit doppelter Schraube zu sehen.
Rasant geht es bei der Rollschuhnummer der Geschwister Medini zu. In höchster Geschwindigkeit wirbeln die beiden sympathischen Artisten auf dem kleinen beleuchteten Podium umher. Kraft, Können und Vertrauen in den Partner sind Voraussetzung zum Gelingen dieser Nummer. Nur mit einer Hand oder einer dünnen Strapate  hält Emanuelle seine Schwester während sie, durch die Fliehkraft in der Luft schwebend, ihre Tricks ausführt. Ein Zuschauer, den die beiden Artisten in einer flotten Fahrt auf ihren Armen kreisen ließen, hat größte Mühe anschließend wieder sicher auf seinen Beinen zu stehen und so wird deutlich, dass diese Rollschuhartistik eine große Anstrengung darstellt.

Der seit Jahren ist einer der Höhepunkte eines Probst-Programms die Haustierrevue. Alexandra und Mercedes Probst haben diese Nummer neu inszeniert. Ziegen, Schafe, Esel, Schweine, Hühner  verzaubern Groß und Klein und Wildschwein „Edmund“ ist der Star der Darbietung. Dieses schwungvolle Potpourri wurde für das 36. Circusfestival von Monte Carlo im Januar 2012 verpflichtet. Eine wohlverdiente Anerkennung für diesen hervorragenden Dressurakt.
Auf unserer circensischen Weltreise sind wir uns kurz vor dem Finale im „Wilden Westen“ angekommen. Cowboys und Indianer fegen auf ihren Pferden durch die Manege, Pistolen knallen, Lasso - und Peitschenspiele wechseln ab mit Stunts der Reiter. Mercedes Probst leitet in einem phantasievollen Kostüm diese beeindruckende Show. Freiheitsdressuren und Showeinlagen sind gekonnt in das abwechslungsreiche Manegenbild integriert.

Ein Feuerwerk leitet das Finale ein. Artisten, Tierlehrer und Clowns verabschieden das Publikum, dass sich mit Standing Ovation für die temporeiche gute Show bedankt.
Der traditionsreiche Zirkus Probst präsentiert seit über 65 Jahren qualitätsvollen Circus in erstklassiger Manier. Auch in diesem Jahr bleibt man der bewährten Linie treu und kombiniert die erstklassigen hauseigenen Dressurnummern mit starker internationaler Artistik. Zirkus Probst ist ein sehenswerter Circus, dessen Besuch stets lohnend ist.