Text  und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS RENZ-BERLIN
Noordwijkerhout, 18. August 2011

www.circus-renz-berlin.de
Auf seiner diesjährigen Tour durch die Niederlande gastiert der Circus von Bernhard Renz während der Ferienzeit auch in den Badeorten entlang der Nordseeküste. In Noordwijkerhout war der Circus auf einer großen Wiese nahe dem Ortszentrum zu finden.
Die Hausfarben des Circus Renz-Berlin, hellblau und  gelb, waren  an diesem regenreichen Tag der einzige sonnige Anblick, der sich uns bot. Der mächtige Viermaster mit dem markanten italienischen Querstreifen-Design dominierte den Platz, eine große - an diesem Tag sehr nasse Wiese. Ein dekorativ hergerichteter Oberlicht-Schindelwagen, ein wahrer Blickfang, beheimatet die Circuskasse. Ein weiteres Exemplar dieser inzwischen im modernen Circus seltenen Spezies, wird als Wohnwagen genutzt. Die Oberlichtwagen in Verbindung mit dem  nostalgisch gestalteten Frontzaun, der gekrönt wird von Lichterbögen, sorgen für unverfälschte Circusatmosphäre. Zahlreiche Sattelauflieger, einige sind mit Circusmotiven bemalt, Zugmaschinen, Campings und Wohnwagen bilden das moderne Herz des Circus.
Ein großzügiger Stall bietet Elefanten, Pferden, Ponys und Anderen ein geräumiges Unterkommen. Weitläufige Paddocks sind abgesteckt und in einem grasen friedlich die Trampeltiere.

Das im Innern dunkelblaue Chapiteau ist mit einem neunreihigen Gradin ausgestattet. Auf zwei Reihen Schalensitze folgen Holzbänke ohne Rückenbretter.  In den roten Logen, mit üppigem gelben Zierrat versehen, stehen den Gästen  Samt bezogene Polsterstühle zur Verfügung. Ein edler Artisteneingang aus dunkelrotem Tuch, mit goldenen Borden dekoriert, schließt den Raum im hinteren Bereich ab.

Nach der Begrüßung durch die charmante Manegensprecherin Sarina Renz, die junge Frau moderiert versiert in perfektem Niederländisch die Show. Das aktuelle Programm beinhaltet erstmals nach Jahren wieder eine Raubtierdressur. Die jungen Tierlehrer Janine und Sascha Prehn eröffnen mit ihren vier Tigern den bunten Reigen. Vor unseren Augen läuft eine umfangreiche Darbietung, die sehr viele Tricks bietet, routiniert und gekonnt ab. Unterschiedlicheste Sprungvarianten, Pyramide, Hochsitzer, Teppich und Rollover werden von den Tigern sicher beherrscht. Janine Prehn schmust eindrucksvoll mit einem der Tiere. Ein Vorwärtssteiger schließt die Darbietung, die nur wenige Wünsche offen lässt, wirkungsvoll ab.
Nachdem der Zentralkäfig entfernt ist, folgt in diesem tierreichen Programm die nächste Dressurnummer. Unter der Peitschenführung von Enrico Frank absolvieren vier Friesen in perfektem Ablauf ihre Figuren.
Gleich im Anschluss zeigt Madeleine Renz, die jüngste Tochter des Hauses, ihr Können im voltigieren auf einem Pony. Mit viel Schwung beherrscht das kleine Mädchen eine erstaunlich umfangreiche Kür.

In einer weiteren Dressurnummer im ersten Programmteil stellt uns Bernhard Renz jun. seinen Sechser-Zug Kamele mit einer abwechslungsreichen Laufarbeit vor.
Miss Leila-Virginia, ebenfalls eine Tochter des Hauses Renz, zeigt im ersten Teil ihre spielerisch dargebotene Hula-Hoop Kür. Pepp und Drive zeichnen diese Nummer aus. Im zweiten Teil erleben wir die junge Dame auf dem gespannten Silberdraht. Schrittkombinationen und Balanceposen werden in harmonischem Wechsel geboten.
Neben den vielen guten hauseigenen Darbietungen gelingt es dem Circus Renz-Berlin auch jedes Jahr wieder junge interessante Darbietungen zu engagieren. Der ungarische Artist Zoltan Kookai ist einer dieser Künstler. Als Clown „Gilpetto“ bildet er den roten Faden. Die Popcornszene sowie das bestens bekannte seilspringen mit zwei Zuschauern werden gebracht. Auch fängt er gegen Programmende im Clowns-Ornat von Zuschauern geworfene Bälle auf einem Mundstab auf. Seine wahre Domäne ist aber das jonglieren. Mit bis zu fünf Fußbällen erfolgen die Routinen. Auch auf die Jonglage von Tischtennisbällen mit dem Mund versteht sich Zoltan Kookai.
Vor der Pause wurde das auch in unserem Nachbarland beliebte Amateurreiten platziert. Nachdem es zwei junge Männer nicht geschafft haben, die ausgelobten einhundert Euro Prämie für eine stehend gerittene Runde zu erlangen, scheitert unter dem Gejohle der begeisterten Zuschauer auch eine junge Frau an dieser Herausforderung.

Mit drei Nummern hat das Duo Kellner einen großen Anteil am Gelingen der Vorstellung. Zunächst demonstrieren sie mit Kraft und Eleganz ihr Können an den Strapaten. Liebevoll und sehr ansprechend haben sie die Dressur mit ihren Hauskatzen gestaltet. Kostüme und Requisiten sind aufeinander abgestimmt und die Stubentiger zeigen bereitwillig ihre Lektionen.
Im dritten Auftritt sind die beiden tschechischen Artisten mit ihrer Magic-Show zu erleben. Nach einer Großillusion werden einige Manipulationen mit kleinen Papiertüchern gekonnt vorgetragen. Sehr schön der Verkauf von „Wasser aus Indien“. Als Höhepunkt der Show erscheint eine junge Löwin aus dem Nichts. Leider wird, dies ist wörtlich zu verstehen, die Katze ein wenig früh aus dem Sack gelassen und der Trick dadurch einem Teil seiner Wirkung beraubt.

Sarina Renz erweist sich nicht nur als sympathische Sprecherin, die charmant durchs Programm führt, darüber hinaus glänzt sie am Luftring. Im Gegensatz zu den allermeisten Nummern des Genres, die durchweg romantisch verträumt und sehr statisch daherkommen, agiert sie in hohem Tempo unter der Kuppel. Zu heißen Rockrhytmen absolviert sie ihre Tricks ungesichert in weiten Flügen, die zumeist mit einem Pirouettenwirbel, an einem Fuß hängend,  enden.
Zum Höhepunkt und als Abschluss des Programms bringt Direktor Bernhard Renz seine beiden schwergewichtigen großen Elefantendamen in die Manege. Die beiden älteren Damen absolvieren in aller Ruhe ihr Programm, wobei sie körperlich nicht überfordert werden.
Das Finale vereint alle Mitwirkenden in der Manege und die beiden Elefanten nehmen gleichfalls an der Verabschiedung des Publikums teil. Ein Minifeuerwerk im abgedunkelten Chapiteau, musikalisch untermalt von der „Berliner Luft“, sorgt nochmals für einige romantische Augenblicke und niemand verlässt vorzeitig seinen Sitzplatz.
Zahlreiche Dressurnummer, die sämtliche im klassischen Circus vertretenen Tierarten in die Manege bringen, erfüllen die Erwartungen der Zuschauer in hervorragender Weise. Dieses unterhaltsame gute Programm traditioneller Prägung begeistert sein zahlreiches Publikum. 

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