optimiert



Text und Fotos Friedrich Klawiter
SINTERKLAAS IN DE PISTE
Helmond, 25. November 2017

Impresario Rob Ronday veranstaltet in diesem Jahr erstmals einen, der in den Niederlanden immer populärer werdenden „Sinterklaas Circus“ in Helmond, ehemals Heimat des „Nederlands Nationaal Circus Herman Renz“.
Sinterklaas ist das niederländische Pendant unseres Nikolaus, dennoch unterscheiden sich der Ablauf des Ereignisses. Sinterklaas verbringt der Legende nach den größten Teil des Jahres in Spanien und reist zur Weihnachtszeit mit dem Dampfschiff in die Niederlande. Seine Ankunft ist mittlerweile ein mediales Ereignis, das live im Fernsehen übertragen wird. Jedes Jahr gestaltet eine andere Stadt der Niederlande die Hauptankunft, die am ersten Samstag nach dem Martinstag – dem 11. November – und somit rund drei Wochen vor dem eigentlichen Festtag stattfindet. Seit 2001 gibt es zudem drei Tage vor der Ankunft bis zum 04. Dezember für Kinder jeden Abend eine „Sinterklaas Tagesschau“, die von den täglichen Ereignissen rund um Sinterklaas und den „Zwarten Pieten“, dem Gefolge der mythischen Gestalt, berichtet.
Auf einer Rasenfläche unweit der Fußgängerzone war der Circus aufgebaut.
Ein weißes Vier-Masten-Zelt von zwanzig Metern Durchmesser, ein passendes Vorzelt, romantischer Holzzaun mit Lichterbögen und ein antiker hölzerner Circuswagen mit dem Kassenschalter darin sorgen für eine romantische Atmosphäre. Einige Transportfahrzeuge und Wohnwagen ergänzen die Anordnung.
Im Chapiteau stehen ein steil ansteigendes sechsreihiges Gradin und zwei Reihen gepolsterter Logenstühle für die Besucher bereit. Der rote Artisteneingang ist mit Geschenkpäckung und Sinterklaas-Masken dekoriert.

Die Wartezeit bis zum Vorstellungsbeginn verkürzen „Musik Piet“, auf dem Akkordeon, und sein Sohn „Mini Piet“ indem sie gemeinsam mit den Kindern weihnachtliche Sinterklaas-Liedchen singen. Auch zwischen den einzelnen Darbietungen sind die beiden Pieten zu erleben. Gegen Ende des Einlass stellt „Musik Piet“ erstaunt fest, dass die anwesenden Kinder alle nur Popcorn oder Zuckerwatte in den Händen halten und nirgends die traditionellen Pfeffernüsse zu sehen sind. Schnell beordert man Magier Justin Ronday herbei und mit Hilfe einiger Pieten werden schnell Pfeffernüsse für alle Kinder gezaubert. Die Pieten tragen stets aufwändige, mit vielen goldenen Borden verzierte Samtkostüme, schwarze Lockenperücke und goldene Ohrringe; sie treten als fröhliche Gestalten auf, die mitunter dem Karneval entsprungen scheinen.
Nachdem die Kinder mit Pfeffernüssen versorgt sind, erscheint – aus Sicht der Kinder endlich – Sinterklaas in der Manege. Rob Ronday füllt diesen Part souverän wie eh und je aus. Ein äußerst aufwändiges Bischofsgewand, ein außen roter und innen goldener Umfang, Bischofsstab und Mütze machen ihn zu einer Ehrfurcht erweckenden Gestalt, deren Gesicht zu größten Teilen hinter einem lang wallenden weißen Bart und buschigen Brauen verschwindet.

Nachdem Sinterklaas auf seinem goldenen Thron am Rande der Manege Platz genommen hat, beginnt die Spielfolge mit der rasanten Rollschuh-Darbietung des Duo Lester. Viele der genretypischen Tricks werden gekonnt gearbeitet.
David, ein junger Mann aus den Niederlanden, jongliert mit Bällen und Keulen. Gekonnt und sicher präsentiert er eine umfangreiche Abfolge unterschiedlicher Routinen. Publikumswirksam steigert er im Verlauf seines Auftritts stetig die Anzahl der jonglierten Gegenstände.
Das Duo Shmarlowski präsentiert seine Papageien-Revue im Piraten Look. Zunächst zeigen kleine Sittiche ihre Geschicklichkeit auf der Schaukel, einer Rutschbahn und bei anderen Aktivitäten. Dann ist es an drei prächtigen Aras die Besucher mit dem hissen einer Flagge, Roller und Rad fahren, sowie gekonnten Dunkings beim Basketball zu verblüffen. Einige Flugrunden beschließen den gelungenen Auftritt.
Gerldine Spindler bietet eine anmutige Luftnummer. An einem überdimensionalen weißer aufgespannten Regenschirm schwebt sie hoch in der Kuppel, wobei das untere gebogene Ende des Griffs als Trapezstange dient. Kurze Strapaten, die am oberen Ende der Schirmstange angebracht sind, bieten der Artistin weitere Möglichkeiten.
Miss Jennifer tanzt auf dem gespannten Silberdraht. Vielseitige Schrittfolgen und zahlreiche Balanceposen, die sicher und gekonnt ausgeführt werden, wechseln einander ab. Temperamentvoll präsentiert die charmante junge Frau ihr Können in Vollendung und mit einem Spagat findet der Auftritt seinen gelungenen Abschluss.

Magier Justin Ronday präsentiert eine Auswahl seiner erstklassigen Großillusionen. Routiniert präsentiert der sympathische junge Mann seine gekonnt ausgeführten Tricks.
Jan Navratil absolviert seine Auftritte als Zwarte Piet. Zunächst sorgt er mit zwei Reprisen für Frohsinn. Mit mit Kindern und einem Erwachsenen formt er ein veritables Orchester, wobei der erwachsene Mitspieler mit zahlreichen „Instrumenten“ ausgestattet wird. Wenig später präsentiert er in temperamentvollem Ablauf „Vier Herren und vier Stühle“.
Spannungsgeladener Höhepunkt des Programms ist die bestens bekannte Antipoden-Nummer von Jan Navratil. Bis zu vier große Rollen werden in vielfältiger Weise mit Händen und Füßen geschickt manipuliert, ehe Touren mit einer großen rechteckigen Platte folgen. Spannungsgeladenes Mitfiebern ist auf dem Gradin angesagt, wenn der Künstler einen Ball über eine frei auf seinen Füßen stehende, leiterähnliche Konstruktion, die in dem kleinen Zelt umso riesiger wirkt und beinahe bis in die Kuppelspitze ragt, in einen Korb an deren Spitze hoch befördert.
Zu einem kurzen, fröhlichen Finale kommen alle Artisten noch einmal in die Manege, werden von Sinterklaas vorgestellt und „Musik Piet“ greift noch einmal in die Tasten.
Mit lebhaftem Applaus bedankt sich das höchst zufriedene Publikum für eine unterhaltsame und liebevoll dargebotene Show.
Für Sinterklaas Rob Ronday ist die Show mit dem Finale noch nicht beendet, gilt es doch die zahlreichen Fotowünsche der Eltern und Kinder zu erfüllen.