Text und Fotos Friedrich Klawiter |
AUSTRALIAN SUPER CIRCUS SYDNEY Wageningen, 08. Oktober 2011 www.circus-sydney.com |
„Australian Super Circus Sydney“, ein Circus wie aus dem Bilderbuch präsentiert sich an diesem herbstlichen Tag auf einem Rasenplatz in der holländischen Kleinstadt Wageningen. Direktor Alexander Scholl und seine Familie bereiste mit ihrem bildschönen Circus acht Jahre lang die grüne Insel Irland. Letzten November wechselte man wieder aufs Festland und ist seit dem in den Niederlanden auf Tournee. Die großzügige, sehr dekorative Front empfängt den Circusbesucher. Blickfang ist der mit attraktiven circensischen Airbrush-Motiven gestaltete Fassadenwagen mit integrierter Kasse. Nostalgisch gestaltete Zaunelemente mit aufgesetzten Lichterbögen schließen beidseitig an zwei eindrucksvolle Sattelzüge an. Die Auflieger tragen unübersehbar, in großen roten Lettern, den Circusnamen und in der Dunkelheit strahlen die meterhohen, auf dem Dach montierten Leuchtbuchstaben weithin den Namen „Circus Sydney“ in die Nacht. Die gesamte Front wird im Dunkeln angestrahlt und verleiht dem Circus auch in den Abendstunden einen glanzvollen Auftritt. Die Transporte des Circus sind rings um den Platz dicht an dicht aufgefahren. Alle Fahrzeuge zeigen sich perfekt, cremefarben mit roten Absetzungen, lackiert. Die Führerhäuser und Aufbauten der mächtigen Renault Magnum-Zugmaschinen sind mit Känguru-Emblemen und Schriftzügen des Circusnamens in orange dekoriert. Ein Chapiteau von achtundzwanzig Metern Durchmesser, in cremefarbenem und rotem Streifendesign,dient dem Circus als Spielstätte. Es ist mit Lichterketten und „Kronen“ auf den Mastspitzen versehen und wird so eindrucksvoll illuminiert. Auf ein Vorzelt musste auf diesem Platz verzichtet werden. Tritt der Besucher durch die Front, offenbart sich die geschickte Zweitnutzung des Fassadenwagens. In Längsrichtung unterteilt, ist die dem Chapiteau zugewandte Seite als „Circus Shop“ und Restauration eingerichtet. Eine geräumige, an den Wagen angebaute Veranda bietet den Besuchern die Möglichkeit bequem das Warenangebot zu nutzen und ein weit auskragendes Dach über der Veranda bietet Schutz vor Wetterunbilden. Eine äußerst angenehme Atmosphäre bietet das Chapiteau, dessen innen blaue Plane - mit dezenten rot-weißen Absetzungen - von einigen Sturmstangen getragen wird. Die Logen zeigen sich in rotem Samt, der auch für den Artisteneingang Verwendung fand. Mittig ist das Orchesterpodium vorgebaut. Ein Gradin mit zwei Reihen Einzelstühlen und vier Bankreihen füllt den restlichen Raum. Die Lichtanlage zeigt sich sehr üppig dimensioniert und wird gekonnt eingesetzt. Rund einhundert LED-Scheinwerfer sind an den Masten und vier Quertraversen zu finden. Einige Kugelköpfe und zwei Verfolger komplettieren das Arrangement. Die vier Musiker betreten die Szene, nehmen vor ihrem Podium Aufstellung und nach einer Verbeugung ihre Plätze ein, so dass die Vorstellung beginnen kann. Clown Tito Lester lässt als Dirigent das Publikum im Takt der Musik applaudieren, dann übernimmt Direktor Alexander Scholl die Begrüßung des Publikums. Ein Trompetensolo des Direktors leitet zu einer Lasershow über und schon treten die drei Damen des Circusballetts aus dem Bühnennebel und erfreuen die Zuschauer mit ihrem Anblick und gekonntem Tanz. „Our little Circusprincess Louisa Scholl“ reitet auf ihrem Friesen „Amigo“ eine Hohe Schule im spanischen Stil. Das Ballett wird in diesen Auftritt mit einbezogen und es ergibt sich ein stimmiges Eröffnungsbild. Während der gesamten Show agiert Alexander Scholl als versierter Sprecher, der seine Moderationen, da man als australischer Circus reist, ausschließlich in englisch vornimmt. Zudem erweist er sich als wahrer Könner des einhändigen Trompetenspiels. Das Wappentier des Circus, ein Känguru, kann man in der Tierschau live erleben, während der Vorstellung nur als Kostümtier - „the amazing boxing Kangaroo Skippy - dass zu einer Sparringsrunde mit dem Publikum antritt. Das Duo Millenium eröffnet den bunten Reigen akrobatischer Darbietungen mit seiner Arbeit an der Ringperche. Das rumänische Artistenpaar bietet eine starke Kür mit publikumswirksamen Tricks. Immer wenn der weibliche Part des Duo seine verschiedenen Posen am Requisit einnimmt, wird selbiges vom Partner auf seinen Schultern in schnelle Rotation versetzt, so erhalten die Tricks einen zusätzlichen Kick. Im zweiten Teil sehen wir das Duo mit einer flotten Kaskadeur-Nummer. In bewährter Form „tobt der Kampf“ über, unter und um Tisch und Stuhl. Das kraftvolle Artistenpaar legt dabei eine beeindruckende Wendigkeit und hohes Tempo an den Tag. Auch fließen eine Reihe Tricks aus dem Bereich „Mensch oder Puppe“ in den Ablauf ein. Nach einer Reprise, in der Tito Lester einem Schmetterling nachjagt, kommt Louisa Scholl zu ihrem zweiten Auftritt. Sie präsentiert zwei quirlige Hunde, die mit allerlei Sprungvarianten aufwarten. Tito Lester hat im ersten Teil einen längeren, entreeartigen Auftritt. Ein Koffer, der unverrückbar in der Luft verharrt enthält die Tischtennisbälle, die zusammen mit seinem Hut zu einer veritablen Jonglage genutzt werden. In deren Verlauf werden beispielsweise auch zwei Tischtennisbälle mit dem Mund jongliert. Dann dürfen zwei Zuschauer in die Manege kommen und zusammen mit Tito Lester einen Ausflug auf dem Motorrad unternehmen. Direktor Alexander Scholl stellt einen Achter-Zug munterer Ponys vor. Die Pferdchen beherrschen ihre Lauffiguren souverän und zur Freude nicht nur der kleinen Zuschauer verweigert eines den Sprung über eine Hürde. Kimberley Lester demonstriert ihre Geschicklichkeit mit den Füssen in ihrer Antipodendarbietung. Sie leitet den Auftritt mit einer Tanzsequenz im Stil der irischen Folkore ein. Dann präsentiert sie, auf der Trinka liegend, ihr Können als Fußjongleuse. Vier Bälle manipuliert sie mit den Händen und einem Fuß, derweil ein Hula Hoop-Ring um ihren zweiten Fuß kreist. Vier kleine Teppiche werden umhergewirbelt und abschließend erfolgt eine Passage, in der fünf Bälle in der Luft gehalten werden. Nachdem „Exhibitionist“ Tito Lester die Pause verkündet hat, steht der Besuch in der Restauration und Pony reiten in der Manege an. Den zweiten Teil eröffnet wiederum das Circusballett mit einer schwungvollen Choreographie. Die dreizehnjährige Louisa Scholl präsentiert eine ansprechende Kür am Trapez ohne jegliche Sicherung. Elegant, mit Kraft und Ausstrahlung werden die attraktiven Tricks vorgetragen. Mit einem fulminanten Nackenwirbel erreichen die Evolutionen ihren Höhepunkt. Eine exquisite Luftnummer bietet Sergeij im Zusammenspiel mit seiner Partnerin an den Strapaten. Von einer Lasershow umrahmt, beeindruckt der Artist mit dem Oberkörper eines Bodybuilders die Angebetete in der Manege mitsamt dem Publikum mit seinen kräftezehrenden Haltetricks und weit ausgreifenden, eleganten Flügen unter der Zeltkuppel. Tito Lester beherrscht das Spiel auf seinem Kerzenpiano genauso, wie Magic mit einem kleinen Licht in seinen Händen. Anschließend führt Mike Scholl jun. einen Vierer-Zug Kamele in einer abwechslungsreichen Laufarbeit vor. Als Da Capo werden drei Lamas als Barrierenspringer geboten. Die Trampolin-Show des Juniors mußte leider verletzungsbedingt für einige Tage pausieren. Tito Lester bringt als großes Entree die Filmszene. Mit vier Mitspielern aus dem Publikum wird die bestens bekannte Szene in flottem Ablauf dargeboten. Auf seiner Trompete leitet Alexander Scholl das große, stimmungsvolle Finale ein. Der ausgiebige Applaus des Publikums hält die Artisten lange in der Manege bevor die Scheinwerfer verlöschen. Während sich das Zelt leert, spielt die Band mit Direktor Scholl an der Spitze „We are the World“ solange, bis auch der allerletzte Gast das Chapiteau verlassen hat. Die Familie Scholl begeistert mit einem äußerst unterhaltsam präsentierten, guten Programm. Mit erstklassiger Live-Musik, geschickter Lichtregie und Gespür für echten Circus wird eine sehenswerte Show ohne Längen und Füller geboten. Nicht nur das Programm, sondern auch das gepflegte, sehenswerte Äußere des Circus machen einen Besuch immer wieder lohnenswert. Zu Weihnachten gastiert der Circus in Zoetermeer. |