Text und Fotos Friedrich Klawiter                                                 
WEISHEIT'S WEIHNACHTSCIRCUS
Neustadt/Weinstr., 22. Dezember 2012

www.weisheits-weihnachtscircus.de
Der Weihnachtscircus von Manuel Weisheit im pfälzischen Neustadt an der Weinstraße ist mittlerweile nicht nur ein Fixpunkt, sondern auch ein Höhepunkt in der jährlichen Agenda der Stadt. Im Ortsteil Lachen-Speyerdorf schlug der Circus nun bereits zum sechsten Mal seine Zelte auf.
Auf einer Wiese am Ortsrand, umgeben von den in der Pfalz allgegenwärtigen Weinreben bietet der schmucke Circus einen malerischen Anblick. Der bunt mit Circusmotiven bemalte Fassadenwagen lädt zum Besuch ein. Ein Stakettzaun mit geschmückten Weihnachtsbäumen komplettiert die Front, in der der neue Holzschindelwagen hervorsticht. Das blaue Viermasten-Chapiteau mit passendem Vorzelt erhebt sich hinter der Fassade. In der Dunkelheit ist der gesamte Circus prächtig mit Lichterketten illuminiert.
Die zahlreichen Fahrzeuge, cremefarben mit roten Absetzungen lackiert und mit Circusmotiven bemalt,  sind in exakter Formation um das Zelt gruppiert. Die Wagen tragen zumeist ein Tonnendach.
Gemütlich geht es im wohlig warmen Vorzelt zu. Die Restauration nimmt eine Seite ein und mit einem kleinen Zaun und Weihnachtsbäumen ist der Biergarten auf der anderen Zeltseite umgeben.
Ein neuer, prachtvoller Artisteneingang aus rotem Samt, der mit goldenen Bordüren geschmückt ist, lenkt die Blicke der zahlreichen Besucher auf sich. Dekorative, weihnachtlich geschmückte Logen und ein sauber lackiertes Bankgradin bilden die weitere Einrichtung. Zahlreiche Weihnachtsbäume sorgen auch hier für das entsprechende Flair.

Schon während des Einlasses steht ein Kleiderständer mit einem Kostüm und ein kleiner Tisch mit Schminkutensilien in der Manege. Nun kommt Sergej Trechin in Straßenkleidung herein, zieht die weite Hose, den Frack und die großen Schuhe an. Er schminkt sich, setzt Perücke und Kappe auf. Geschwind wird er zu Clown Sergej. Die Scheinwerfer flammen auf und die Artisten stellen sich, jeder hält ein Schild mit einem Buchstaben darauf in die Höhe, auf und nach einigem hin und her gelingt es Sergej, den Namenszug des Hauses richtig zu ordnen. Sprechstallmeister Tim Thomsen, der Schwiegersohn der Direktion begleitet die Vorstellung als sehr angenehmer und redegewandter Ringmaster, heißt das „hochvereehrte Publikum“ herzlich willkommen und leitet vom stimmungsvollen Opening gekonnt zur ersten Darbietung über.
Diese präsentiert das bulgarische Duo Borisov mit „Zorro“. In dieser Maske reitet Boris Borisov eine temperamentvolle Hohe Schule und seine Partnerin agiert an den Vertikaltüchern. In stetigem Wechsel erfolgen die Aktivitäten der beiden Artisten. Zahlreiche Levaden prägen die Hohe Schule, die ihr Pendant in den Abfallern an den Tüchern finden.
Angekündigt als „Weisheits Rasselbande“ zeigen sechs Kinder und Enkel unter der Anleitung von Direktor Manuel Weisheit ihr Können in einer schwungvollen Parterreakrobatik. Kautschuktricks der Mädchen und Handstände der Jungen, beides in vielfältigen Varianten temperamentvoll, sicher und erstklassig ausgeführt, sind die vorherrschenden Elemente des Truppenauftritts. Gefällig und schnell präsentiert, werden die Tricks vom Publikum mit großem Applaus belohnt.

Überzeugend und charmant treten die Clowns in Erscheinung. Svetlana Trechina, die stets mit großer Eleganz in der Manege agiert, spielt eine würdige, feine Babuschka und Ehemann Sergej ist der verschmitzte, mitunter ein wenig tölpelhafte „Iwanuschka“. In ihrer ersten Szene versuchen beide den einzigen Stuhl für sich zu erobern. Mit allerlei Finten, Finessen, kleinen Zaubereien und Gemeinheiten wird dieser „Kampf“ ausgetragen. Hernach sehen wir das Paar in der bekannten Restaurantszene mit Weinflasche, Spaghettis und Torte hantieren. Die Reise nach Jerusalem ist eine weitere Reprise.  Als kühne Reiter eines Kostümkamels - Sergej -  und eines ebensolchen Strauß - Svetlana - zeigt das Paar im abschließenden Auftritt eine gelungene Parodie auf die reiterlichen Darbietungen des Programms.
Bogumila Navratilova gefällt mit ihrer Kür am Trapez. Zunächst erfolgen die kraftvoll ausgeführten Tricks am ruhenden Requisit. Abfaller erfolgen im Schwung und mit einem ungesichert vorgetragenen Zehenhang findet der Auftritt seinen Abschluss.
Zusammen mit ihrem Partner Alexej Solomin bietet die Artistin eine eindrucksvolle Perchenummer. Die hoch bis in die Kuppel reichenden Stangen werden auf Stirn und Schulter balanciert und die Artistin an deren Spitze führt Handstände, Waagen und Spagat elegant aus. Alexei Solomin tanzt mit der frei auf seiner Schulter ruhenden Perche und seiner Partnerin darauf gekonnt durch die Manege.
Dominik Weisheit präsentiert zur großen Freude der Kinder zunächst einen jungen Ziegenbock in einer abwechslungsreichen Dressur. Sprünge und Schaukel werden sicher beherrscht. Im zweiten Programmteil erleben wir Dominik als sehr versierten Jongleur. Sehr sicher und in hohem Tempo wirbelt der jugendliche Artist seine Requisiten durch die Luft. Die Routinen erfolgen in allerlei Variationen mit Bällen und Keulen und auch die Jonglage von fünf Ringen erfolgt in leicht erscheinender Weise.

Die große Gelehrigkeit von Hauskatzen demonstrieren die Cele Sisters eindrucksvoll mit ihren Lieblingen. Die Dressurnummer besticht durch eine große Anzahl Tricks und deren  harmonische Ausführung. Flaschenlauf und Sprünge sind oft zu sehende Elemente, hier werden sie ergänzt mit dem durchlaufen enger Röhren und einem Sprung aus mehreren Metern Höhe auf ein Kissen. „Ikarische Spiele“ mit Katzen sahen wir bisher noch nicht. Hier balanciert ein Stubentiger auf einem großen Ball, den die Porteurin auf ihren Füssen rotieren lässt. Anschließend fahren zwei Tiere mit dem Karussell, dass die Vorführerin mit ihren Füssen in Fahrt setzt. Zu guter Letzt zeigt sich eine Katze als sattelfester Reiter auf einem Pony.
„The German Blues Brothers“, Helmut Kreche und seine Partnerin Juliana, zeigen ihre Kraft und Geschicklichkeit in einer abwechslungsreichen Hand-auf-Hand Nummer. Einige Tricks eines in den Ablauf integrierten Terriers lockern den Auftritt genauso auf, wie die Einlage eines „Freiwilligen aus dem Publikum“, der seine Kraft und Geschicklichkeit als Untermann beweisen kann.
Als „Arielle“ sehen wir Miss Juliana wenig später ihre Luftakrobatik in einem Netz arbeiten. Kostüm und Requisit sorgen für einen stimmigen Rahmen und die ansprechenden Tricks der Luftnummer werden gekonnt in einer flüssigen Choreographie gearbeitet.
Mit Ausstrahlung und großem Können versteht es Svetlana Trechina das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Perfekt wie eh und je präsentiert sie ihre bekannte erstklassige Antipoden-Darbietung.

Die Höhepunkte beider Programmteile zu setzen, sind dem Duo Borisov vorbehalten. Auf einem Gespann zweier wahrhaft riesiger Kaltblüter zeigen sie zwei equestrische Darbietungen der Sonderklasse. Zunächst bringen sie ein Pas de Deux zu Gesicht, in dem eine große Anzahl hochklassiger Tricks des Genres geboten werden. Angesichts der Größe der Pferde erzielen die Tricks in diesem Rahmen beinahe die Wirkung einer Luftnummer.
Den Programmabschluss bildet die erstklassige Jockey-Reiterei des Duos. Salti auf dem galoppierenden Pferd und von Pferd zu Pferd markieren die Höhepunkte, die mit großer Selbstverständlichkeit ausgeführt werden.
Ein fröhliches, farbenfrohes Finale vereint alle Artisten und die Direktion in der Manege. Manegensprecher Tim Thomsen stellt einen jeden noch einmal namentlich vor und alle werden vom begeisterten Publikum mit frenetischem Beifall gefeiert. Manuel Weisheit und seiner Familie ist es auch in diesem Jahr mit Können, Einsatz und Liebe zum eigenen Tun wieder gelungen, einen erstklassigen Weihnachtscircus zu gestalten. Weisheit' s Weihnachtscircus ist weit mehr als ein Geheimtipp für liebevoll und gut gemachten Circus und sollte für alle Interessierten, die echten klassischen Circus lieben, ein Pflichttermin sein.
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