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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE WILLIAM ZAVATTA
Woippy 15. Februar 2014

Die Familie Fleury-Gougeon war mit ihrem Circus in den letzten Jahren fast ausschließlich im äußersten Westen Frankreichs, in der Bretagne auf Tour. Nun führt die aktuelle Route den Cirque William Zavatta durch das ostfranzösische Lothringen. Den Circusnamen führt man in Lizenz von William Zavatta, einem der Söhne des berühmten französischen Clowns Achille Zavatta.
In Woippy, einer nördlich an Metz angrenzenden Gemeinde, gastierte der Circus auf dem Parkplatz eines großen Einkaufszentrums. Das leuchtende gelb der zahlreichen Fahrzeuge dominiert den Platz. Drei prächtig herausgeputzte amerikanische Kenworth Trucks, ein ebensolcher Scania und mehrere Renault Magnum ziehen die Blicke auf sich. Chrom blitzende Kuhfänger und Fanfaren, geätzte Motive in den Seitenfenstern, Sonnenblenden aus rotem Samt mit goldenen Borden und dekorative Bemalung sind die Stilmittel.
Ein kleines ovales rot-gelbes Zwei-Mast-Chapiteau ist als Spielzelt im Zentrum des Platzes aufgebaut. Sechs hohe, weit ausgestellte Quaderpools formen seine Kuppel. Eine geschweifte Metalltraverse über dem First ist mit Flaggen geschmückt.
Der Fassadenwagen ist mit zwei Clownsköpfen bemalt und bietet der Kasse Raum. Flankiert wird er von zwei Käfigwagen, in denen die fünf Löwen des Circus untergebracht sind. Vier Pferde, zwei Watussi, zwei Lamas, schottisches Hochlandrind, Kamel und Dromedar bilden den weiteren Tierbestand des Unternehmens.
Die Damen des Circus stellen sich in Livree vor der Fassade in Formation auf, die Musik erschallt und dann öffnet die Kasse und allmählich wird die Schlange der Wartenden abgefertigt.
Zwei gerade fünfreihige Holzbank-Tribünen und zwei Reihen weißer Logenstühle stehen für die Besucher bereit. An diesem Tag reichen sie nicht, dem Besucherandrang zu genügen und müssen mit einer Anzahl weiterer Stühle ergänzt werden. Die Minibar des Circus hat ihren Platz gleichfalls im Zelt. Eine hohe weiße, mit dunkelroten Ornamenten verzierte, Plane bildet den Artisteneingang.

Stets kommt dem „Monsieur Loyal“ in französischen Circussen eine große Bedeutung zu und auch dieses Unternehmen ist keine Ausnahme. Der Chef des Hauses füllt wortgewaltig und mit Hingabe die Rolle des Manegensprechers aus.
Mit zwei Einzelfreiheiten startet die Nummernfolge. Zunächst ist es „Monsieur Diego“, der einen longengängigen Friesen präsentiert. Achter Läufe um vier Pylone sind der Höhepunkt dieser Vorführung. Direkt im Anschluss bringt Luciano einen weiteren Friesen in die Manege. Dieser besteigt ein Tonneau und zeigt den Lauf über drei Cavaletti.
Toni Boltini, so der Künstlername, jongliert mit Bällen, Ringen und Keulen. In sicherer Ausführung erfolgen die Routinen und mit der Jonglage von drei Fackeln endet der Auftritt.
Gleich darauf arbeitet das Duo Boltini seine Handstände. Auf immer wieder variierten Stuhlformationen werden Handstände in großer Zahl ausgeführt. Kraftvoll präsentieren sich die beiden Artisten ihrem Publikum.
Clown „Patate“ und der Direktor liefern sich, sehr zur Freude der Zuschauer, eine längere Diskussion mit vielen Wortspielereien, die sich uns auf Grund mangelnder Sprachkenntnisse  jedoch nicht erschließen.
Megane Fleury präsentiert die erste Darbietung in der Kuppel des Chapiteau. Am Ringtrapez bietet sie eine Reihe hübsch an zu sehender Posen.
Noch einmal arbeitet das Duo Boltini eine ansprechende akrobatische Nummer. An den römischen Ringen bekommen wir eine umfangreiche Folge turnerischer Aktivitäten zu sehen. Kreuzhang, Waagen und Handstände erfolgen in kraftvoller Ausführung. Clown Patate lockert den Ablauf der Darbietung mit einigen Einlagen auf, wobei auch er gekonnte Tricks bietet.

In der Pause bleibt das Zelt fest verschlossen und die Besucher auf ihren Plätzen. Mit einer flammenden Ansprache fordert der Direktor zum Wohl der Circustiere bei zu tragen und die angebotenen Leuchtartikel zu kaufen. Sein Appell fällt auf fruchtbaren Boden und die Verkäuferinnen müssen mehrfach Nachschub fassen.
Der zweite Programmteil beginnt mit der Western-Show der Colorados. Tricks mit Lasso und Peitschen werden im stetigen Wechsel geboten. Sprünge in und durch die rotierenden Lassoschlinge werden geschickt präsentiert. Unter lautem knallen mit der Schnur zerteilen die Peitschenhiebe etliche Zeitungsseiten in kleine Papierschnipsel.
Miss Cindy sorgt mit ihrer temperamentvoll vorgetragenen Hula Hoop Nummer noch einmal für einen Anstieg der Stimmung im Gradin. Lebhaft geht das Publikum bei ihrer genretypischen Darbietung mit.
Das siebenköpfige Circus-Ballett erfreut mit einer orientalischen Tanz-Phantasie. Anschließend führen die Damen das Kamel, das Dromedar und die Lamas in den roten Ring und Monsieur le Directeur vermittelt aus dem Off umfangreiche interessante Erklärungen und Informationen zu den Tierarten.
Ein Finale im eigentlichen Sinne gibt es zum Ende der Vorstellung nicht – die Tänzerinnen verbleiben mit den Kameliden in der Manege derweil die Verabschiedung aus dem Off erfolgt. Zufrieden mit den ansprechenden Darbietungen des abwechslungsreichen Programms sparen die Besucher nicht mit Applaus und machen sich nach rund neuzig Minuten klassischer Circusunterhaltung auf den Heimweg.